Agnus castus – Originalprotokoll der
Arzneimittelprüfung
Inhalt
Zusammenfassung
C2
C3
C4
Stoff: |
getrocknete Samen von Agnus castus |
Prüfungs-Datum: |
22.3.1999 |
Prüfungs-Status: |
5 blind, Verreibern 1 und 7 war der Stoff bekannt, wobei nur
Teilnehmer 1 etwas über das Arzneimittelbild von agnus castus
wusste |
Personen: |
7 = 2 W + 5 M |
Autor: |
Olaf Posdzech |
Datum: |
27.3.1999 |
Textstatus: |
Vollständiges Protokoll anhand der Mitschrift (es ist kein
Tonbandmitschnitt vorhanden) |
Agnus castus beschreibt in dieser Verreibung einen Zustand, in dem
sich das Ich davor drückt, ein unlösbaren Konflikt zwischen
Moral und anderen Ansprüchen auszuleben. Die kranke
"Lösung" ist eine komplette Unterdrückung der
ungewollten Anteile, die zu einem Schwinden der Lebenskraft
führt. Heilung dieses Zustandes ist die Bereitschaft, im Sinn der
Moral etwas Falsches zu tun, dass sich dabei doch für das Ich als
richtig erweisen könnte.
Vorrangiges Feld dieses Konfliktes ist die nicht gelebte eigene
Sexualität, die zugunsten des Aufgehobenseins in einer Sippe
unterdrückt wird. In der Arzneimittelprüfung zeigte sich die
selbe Problematik aber auch in Konflikten, die nicht sexueller Natur
sind.
Der Stoff
Agnus castus ist der Mönchspfeffer, eine Pflanze. Witold Ehrler
hat sie im botanischen Garten von Berlin aufgefunden und die Samen im
Herbst 1998 gesammelt, die der Ausgangsstoff für diese Verreibung
waren. Die C1 wurde in Abwesenheit der anderen Teilnehmer von
Prüfer 1 und 7 verrieben, damit die Gruppenprüfung für
die anderen Teilnehmer blind erfolgen kann.
Die Mönche taten Agnus castus früher auf ihre Speisen, um
nicht mehr sexuell aktiv zu sein. Es heißt, wenn ein Mann diesen
Stoff drei Monate genommen hat, ist er für den Rest seines Lebens
unfruchtbar! Daher stammt also der Name Mönchspfeffer. Auch der
lateinische Name Agnus castus bedeutet "frommes Lamm". Wir
kennen das Wort aus der deutschen Redewendung "sich selbst
kasteien".
Die mehrstündige Arzneimittelprüfung war für 5
Teilnehmer blind und nur einem Teilnehmer war das Arzneimittelbild des
Stoffes bekannt.
7 1
---------
| |
6w | |2
| |
5 | |3
---------
4w
w = weiblich
Abb. 1: Sitzordnung der Prüfer während
der Verreibung
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C2
Teilnehmer 2
- Ich fand es ganz übel – schön, aber übel!
Schon vorher war ein Gefühl in mir, dass ich nicht im
Bauch bin, meine Atmung war ganz im Brustkorb.
- Mir war nur warm, ich wollte das Fenster
aufmachen
- Es war Druck in mir und Übelkeit, ich
hätte mich fast übergeben können. Ich
hatte auch die ganze Zeit einen Geruch nach Erbrochenem in der
Nase.
- Zum Schluß ging mein Atem dann endlich in den Bauch und ich
konnte den Geruch und die Übelkeit zulassen. Das war gut, obwohl
ich das Gefühl hatte, ich sei was Erbrochenes. Es war schlapperig,
aber ich hatte das Gefühl, schön, da kann man sich mit was
anderem schlapprigen zusammentun. Normalerweise hasse ich Erbrochenes,
aber jetzt kann ich den Geruch gut zulassen.
Teilnehmer 3
- Traum heute nacht: ich träume von einer ehemaligen Freundin,
der ich begegne. Sie war eine Frau, mit der ich eine intensive
Sexualität leben durfte. Allerdings ist sie
selbst damit nicht klar gekommen und hat nach unserer
Trennung jeden Kontakt zu mir abgebrochen, worunter ich sehr leide,
weil ich sie immer noch mag (es ist jetzt 14 Jahre her). Im Traum
begegne ich ihr am Meer sitzend, ich schaue aus der Brandung auf sie
und blicke in ihren Schoß. Sie hat so eine Art SM-Outfit an mit
einem Ledergeschirr und einem Metallrohr in ihrer Vulva, so daß
ich hinein blicken kann. Obwohl ich so etwas durchaus erotisch finden
kann, löst es in mir gar nichts in der Richtung aus, sondern nur
sie selbst als Person. Erst ist sie mir gegenüber
ängstlich, als ob ich einen Groll oder Wut gegen sie
haben könnte. Als sie merkt, dass ich sie einfach nur mag, wird es
sehr schön. Wir umarmen uns und es ist sehr körperlich, dabei
ist so eine kindliche Freude in uns. In dem Moment ist
es so, wie ich mir vielleicht Erotik wünsche - wie zwei
Kinder, die miteinander spielen, und es ist alles erlaubt. Es gibt
keine Verbote und noch keine innere Zensur. Diese ganzen Instanzen in
uns existieren überhaupt noch nicht.
- Hier im Raum bin ich in sehr aufgekratzter und überaktiver
Stimmung, also gar nicht in meiner Mitte. Eigentlich
wünsche ich mir tiefen Kontakt, doch mit dieser Flirrigkeit in mir
ist das gerade nicht zu bekommen.
- In mir ist ein starkes Gefühl, auf den Stoff körperlich
zu reagieren, und zwar von den Handgelenken abwärts und mit der
ganzen Fläche meines Gesichtes – es geht also um etwas sehr
aktives – das sind die Flächen unsere Körpers,
mit denen wir Kontakt machen.
Diese Zentrierung auf Hände und Gesicht bleibt die ganze Stunde,
aber sie wird zu so einer Art Schwäche. Es selbst nicht
machen können, aber berührt werden möchten (da
ist wieder dieses SM-Thema, denn so ist es ja, wenn man sich fesseln
läßt und dann nur noch genießen kann.) In Wirklichkeit
geht es also nicht um das, was wir uns bei SM vorstellen, sondern um
das Fürsorgliche dabei. (Ich habe keine praktischen Erfahrungen in
der SM-Szene, aber ich war einmal auf einer öffentlichen
Fetisch-Party, wo dieses fürsorgliche mir in einigen SM-Ritualen
sehr auffiel.) Also eigentlich ist SM das falsche Wort, um was es hier
geht ist Bondage, Bonding, gebunden sein.
- Das spürte ich als so ein hingegebenes erwartendes Lauschen
des Körpers. Aber es ist ein aktives Lauschen (nicht etwa wie bei
Ambra), denn ich will ja was. Dieses Gefühl hielt die
ganze Stunde in mir an.
Teilnehmerin 4
Teilnehmerin 4 hatte gerade große Probleme zu lösen, in
dem sie sich gezwungen sah, wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen,
die entweder ihre eigene Existenz verletzen oder die ihrer
Geschäftspartner. In dem Konflikt war sie wie gelähmt, weil im
Grunde jede Entscheidung falsch war.
- Ich hatte auch Schwierigkeiten, hier anzukommen, muss mich mit
Gewalt von meinen Tagesthemen losreißen.
- Meine Helfer in der Firma sind 5 Männer um mich herum mit
einer enormen Energie (ich arbeite in einem Männerberuf). Diese
Energie zieht sich hier durch – ein krasser Gegensatz zu meiner
Wirklichkeit, in der ich gerade bin.
- "das Leiden wird leichter", "die
Schwere ist leicht"
- Ich versuche, durch die Bilder welche kommen auf den Kern zu sehen.
Das war, als könnte ich die Essenz wirklich erblicken, aber ich
bin gerade so doch nicht heran gekommen!
- Wenn die Schwierigkeiten alle so leicht sind wie
jetzt, denke ich, kann ich meine Zukunftspläne doch
durchhalten.
Teilnehmer 5
(verreibt das erste Mal)
- Es dauert sehr lange hier, aber es ist doch erträglich
- Das Geräusch der Mörser empfand ich als Summen von
Insekten und Flimmern in der Luft
- Zweifel, ist da vielleicht gar kein Mittel
drin?
Teilnehmerin 6
- Ich kann tief durchatmen, das Schulterblatt rechts tut weh
- Mein Kopf und Körper werden immer leichter – es
schwebt so. Erst dachte ich nach oben, aber ich gehe auch
runter – immer so hoch und runter wie in einem Energiekanal.
- Bild: Ärzte in weißen Kitteln, ...(Mitschrift
unvollständig) ... Alles war sehr zart und weich,
weißer Flaum, wie Watte. Ich denke mir, das Mittel ist
in der Luft: entweder schwebt es oder es fliegt! Es hat auch was mit
dem Wind zu tun.
Teilnehmer 7
- In der C1: ziehen in der linken Gesichtshälfte, es ging
später nach rechts
- Ziehen im linken Fuß, der wurde dann ganz warm
- Ziehen in den Zähnen
- Ich frage mich "Was ist die Seele?" und denke einen
Antwortsatz, den ich nicht mehr zusammen kriege beim Aufschreiben
- Bin traurig, gedankenverloren, viel in der Vergangenheit, aber
alles huschte so vorbei
- Ich fühle mich schwer, aber auch ganz leer,
gutmütig und schlapp
- Meine Stimmung ist leidenschaftslos, neutral, weit weg von
Lust und Liebe
- Dann spürte ich mein Gehirn als etwas ganz Helles in der Stirn
und ich hatte das Verlangen, den Kopf aufzustützen an Stirn und
Nasenwurzel
- Demutsgefühl, unter irgend etwas Größeres (eher
geistig unterordnen, nicht als körperliche Hingabe)
Teilnehmer 1
- In der C1 war Übelkeit, mir war ganz flau im Bauch, wie eine
Reisekrankheit
- Gefühl, ich bin hohl im Bauch, mir ist was weggenommen
– also körperlich übel, aber seelisch gut
dabei (wie Teilnehmer 2)
- Ist das so eine Art Ruhepause im Leben?
- Es ist ein Rückzugsmittel, Fastenmittel, Ausgleich von zu viel
Exzessen, ein Klostermittel
- Es geht um das Verdauen von zu viel Erlebnissen
(c2)
- Ich erlebe mich als ein Lamm auf einer Weide
- Jede Eigenmächtigkeit ist weg – ich fühle
mich milde, lammfromm
- Man sucht in dem Zustand nur Harmonie und Ruhe – man sucht
das Gegenteil vom Extrem
- Prüfer 7 erzählte mir auf dem Hinweg, er würde jetzt
fasten und dann 3 Tage lang in einem Raum gehen wollen, der total
dunkel ist.
Ergänzung Teilnehmer 7: Das ist ein altes tibetanisches Initationsritual.
Dabei geht es darum, das Dunkle bewußt in sich aufzusaugen. Ich
habe das schon mal eine Stunde lang gemacht.
t3 |
Das ist ja komisch. Ich stieß gestern abend zwei mal im
Internet auf Anhänger dieser Jasmuheen – da geht es um
Lichtnahrung, und dass man sich gar nicht mehr körperlich
ernähren brauche. Beim ersten Mal war ich sehr wütend
über den Schreiber – der hatte so eine Art drauf "ich
brauche es euch nicht zu erklären, ihr würdet es sowieso
nicht glauben oder nicht verstehen. Aber wenn es euch interessiert,
könnt ihr ja alles in den Büchern von Jasmuheen
nachlesen." Heute nacht stieß ich dann einige Stunden
später durch Zufall in einer völlig anderen
Diskussionsgruppe noch mal auf jemand, der das im Selbstversuch macht
und seit 5 Wochen alle Tage darüber Tagebuch führte und das
ins Internet gestellt hat. Und obwohl mir das so fremd ist, saß
ich da und laß eine halbe Stunde lang sein Tagebuch und schrieb
ihm sogar eine längere Antwort. Das ist schon sehr
außergewöhnlich für mich. |
t1 |
Ich war kürzlich bei einem Seminar eines spirituellen
Lehrers, der alle möglichen abgefahrenen Weisheiten
verkündete (Mitschrift ist hier unvollständig) |
t7 |
Es scheint mit so was wie ein Exorcismus-Mittel für
Nachtschattengewächse zu sein. Wie aus diesen ganzen Hexen und
Dämonendingern wieder was mildes wird. Gestern nacht bekam ich
einen Text über die Nachtschattengewächse. |
t4 |
Dazu paßt, ich habe die ganze Woche sehr mit meinen
Stramonium-Anteilen gearbeitet. Aber Stramonium hat für mich erst
das Licht ins Leben gebracht. Es ist eine Flutlichtanlage für
mich. Hach habe dazu das Bild, ich bin in einer Höhle und sehe
plötzlich, um mich herum sind tote Krieger. Aber das ist
beruhigend, denn es sind tote Krieger. Es sind auch keine Räuber,
sondern sie sind tot und bedrohen mich nicht. Ich kann sogar ihre
Waffen nehmen. |
Nach der C2 hatte alle das Bedürfnis, davon zu kosten. Dabei war
auffällig, dass alle dann mehrmals zulangten und nicht genug
bekommen (das gabs bis zu diesem Zeitpunkt noch nie).
C3
Teilnehmer 7
- Ich möchte als erster was sagen, weil ich das loswerden muss:
In mir ist ganz viel Verunsicherung und
Selbstzweifel.
Während der C3 bin ich durch ganz viele Stadien gegangen –
es ging für mich ganz viel um Suche und überhaupt
nicht wissen, was richtig ist für mich.
- Ich sah Bilder: Ufos als Scheiben in der Luft, Rennwagen auf der
Straße, mein Kopf wäre ein Hühnerstall mit
Hühnerleitern daran - was aber nur die Absurdität für
mich ausdrückte.
- Das Fasten – warum mache ich das alles
überhaupt? Ich entziehe mich dem Leben, bin dem
Tod nah – ist das gut?
- Ich weis nichts, bin hilflos, egolos. Ich lebe
meine Leben und weiß doch nichts. Was soll diese Existenz? Ich
mache so weiter, aber ich weiß nicht, ob das richtig ist.
- Ich sah Behinderte, Intellektuelle – hatte viele Gedanken
darüber. Es geht bei dem Mittel darum, meinen Platz wieder
zu finden, und das geht nur durch den Zweifel hindurch. Was
sind Meditierer für freudlose Gesellen – draußen
pulsiert das Leben! Andererseits – draußen ertränkt
einen auch diese Fülle!
- Zum Schluß hatte ich Herzschmerzen.
- Jetzt der Gedanke, wenn ich mich zeige mit diesem Zweifel –
ich weiß, dass ich nichts weiß – dann kommt wieder
Ruhe.
Teilnehmer 1
- Ich hatte das Gefühl, hinter dieser Harmonie der C2
steckt: man will nichts falsches tun. Man ist in einem Problem
drin. Man kommt nicht weiter und sucht eine Auszeit, wenn man
gescheitert ist mit dem, was man macht. Es war für mich ganz
schwer, das zu verstehen.
- Das Heilprinzip des Mittels ist die Harmonie der C2. Aber das ist
das Problem - man kann das manipulativ – also allopathisch
besänftigend benutzen, indem man es den Leuten einfach gibt, damit
alles harmonisch ist. Diese Gefahr fiel mir schon in der C2 auf.
Teilnehmer 2
- Jetzt erlebte ich, dass mich das Mittel auf meine persönliche
Problematik anspricht.
- Gefühl, es geht etwas wie ein Kanal durch meinen Kehlkopf,
Hals, Bauch in die Genitalien, durch das ich bis in die Erde verbunden
bin.
Am Anfang war das schön, weil ich in Bauch und Genitalien atmen
konnte – das war wirklich sehr schön. Ich war verbunden mit
der Welt - das Gefühl war etwas familiäres, Verbundensein.
Ich spürte lange in dieses angenehme Atmen.
Als ich dann an meine Gefühle in der C2 dachte (Übelkeit und
dieser Geruch), bekam ich das beides nicht miteinander zusammen. Also
war klar, dass ich da auf diesem Kanal in mir einen Stau haben muss, so
dass die Kraft nicht durch mich durch kam und nicht in meinen ganzen
Körper hinein kann.
- Das Familienthema in Bezug auf die Harmonie war sehr stark. Es war
so stark, dass ich in der Familie nur aufgefangen bin, wenn ich
wie ein kleines Kind bin, wenn ich meinen Mund zumache und nichts sage.
Ich bin in der Harmonie, ich bin in der Familie, wenn ich die Lüge
begehe, dass ich mich nicht zeige, wie ich wirklich bin.
(Zwischenfrage von 1: das hieße, du lebst dieses Mittel
stückweise konstitionell selbst?) Ja – und dadurch
ist meine Lebensenergie, meine Sexualität nicht im
Fluß! Ich soll jetzt auch noch einen Vortrag über
Wilhelm Reich halten, wo das ganze Fließen der Lebensenergie ja
nur möglich ist, wenn die Sexualität auch fließt.
- (An dieser Stelle entspann sich ein kleiner Streit mit Teilnehmer 7
– der sonst häufig selbst diese Position von Teilnehmer 2
bezog – ob den die Sexualität für Reich wirklich so
wichtig sei.)
Teilnehmer 3
- Ich habe die ganze Zeit ein sehr spaciges Gefühl – mein
Kopf ist wie berauscht oder benommen – gleichzeitig ist
der Körper aber noch da und präsent –
wie ein zweites Ich. Das eigentliche bewußte Ich
sitzt aber benommen im Kopf und nimmt den Körper eher nur noch
peripher wahr.
Jetzt sagt der Körper wieder "mach etwas mit
mir", aber diesmal zum Ich – aber es sitzt benommen
und dösig da und kann nichts tun. In dem Zustand kann man gut
missbraucht werden, ohne dass das ich sich verletzt. Wofür soll
das gut sein?
- Der Geist schläft und träumt, der Körper
wartet.
- Ich hatte das Gefühl, jetzt dreht sich etwas in der Aussage
– die C4 wird etwas ganz anderes sein, als die C2-Harmonie, weil
diese Harmonie überhaupt nicht das Ergebnis eines Weges ist! Sie
muss also dass Prüfungssymptom des Mittels sein und nicht
die Heilung. In was es sich lösen wird, ist mir zu diesem
Zeitpunkt noch völlig unklar.
Teilnehmerin 4
- Ich musste über das Thema Betrug nachdenken.
- Dann machten wir vorhin einen Witz darüber, deine
Großmutter zu verreiben! Ja das wäre was, meine ganzen
starken Großmütter und Großväter verreiben!
- Ich mußte darüber nachdenken, was man alles in seinem
Leben für prägenden Einflüssen begegnet
– doch wo bleiben die Taten, die daraus
entstehen? Ich dachte an einen Bekannten aus meiner
Jugendzeit, durch was er alles gegangen ist, durch was ich gegangen
bin, und was heute ist – auch so eine Form von treiben, sich
treiben lassen.
Teilnehmer 5
- Ich war unruhig, hatte unbestimmte Gedanken
- Selbstzweifel waren sehr stark in mir
- Lähmende Müdigkeit
- Zum Schluß ein Ziehen in der rechten Schläfe
Teilnehmerin 6
- Am Anfang spürte ich Liebe, mein Herz öffnete sich.
- Ich hatte auch diesen Kanal in mir wie Teilnehmer
2, aber bei mir ging er nur bis zum Bauch.
- Ich dachte über meine Beziehungen mit anderen Menschen nach
– wo stehe ich, wie verhalte ich mich? Dann begann ich zu
beten. Angst, ich werde nicht anerkannt und
ziehe mich zurück. Wunsch, ich möchte frei sein.
Dann wurde ich wütend. Dann fühlte ich mich freier, aber
immer noch unsicher und betete wieder: "Ja es wird schon alles gut
und bestens."
Dann fühlte ich mich wieder bedrängt. Da ist ein Wechsel -
einerseits möchte ich nah sein und mich hingeben,
und andererseits habe ich Angst davor.
- Bild: Ich fliege und bleibe plötzlich an einem Nagel
hängen und kann nicht weiter. Also ich bleibe da so an einem
Problem hängen, mit dem ich gar nichts anfangen kann, am Auge
einfach an diesem blöden Nagel!
Ergänzung t3:
- Ich habe das Gefühl, die C3 ist nicht leer (dann wäre der
Kopf leer), sondern sie beschreibt immer noch den Krankheitszustand des
Mittels - sich nicht stellen zu wollen. Also in meinem
Kopf bin ich ja immer noch ganz benommen, wie besoffen,
zugedröhnt. Das ist etwas anderes, als Leere! Also das Denken ist
gelähmt.
C4
Teilnehmer 2
- Meine energetische Schranke im Bauch blieb
bestehen
- Ich glaube, ich habe mit dem Mittel ein ziemlich intimes
Verhältnis! Ich glaube, bei mir wird die Lösung (die jetzt
noch nicht da ist) in der Außenwelt kommen und ich habe das
Gefühl, das Mittel wird mich unterstützen.
- Mein Resümee ist, ich habe die Aufgabe, meine
Individualität zu leben!
Teilnehmer 3:
- Mein Gefühl ist, ich habe jetzt etwas für mich
verstanden, und es hat sich tatsächlich völlig gedreht. Ob
das stimmt, weiß ich nicht, aber mein Körpergefühl hat
sich schlagartig geklärt, und das ist ein deutliches Indiz
für mich, dass es so stimmt.
- Meine Gedanken gingen anfangs wieder zurück zum SM-Thema. Das
reizvolle daran gefesselt zu sein, ist ja gerade, keine
Verantwortung mehr zu haben. Man muss sich keiner Moral oder
so etwas gegenüber artikulieren, denn man ist ja unschuldig, nur
gefesselt.
In dem Moment, wie ich das denke, wird plötzlich mein betrunkener
Kopf völlig klar! Es scheint bei diesem Stoff also darum zu gehen,
dass man seine Verantwortung trägt und zu sich steht. Und
zwar möglicherweise gar nicht einer äußeren
Autorität gegenüber, sondern einer inneren!
Hier wird also ein Zustand beschrieben, in dem es darum geht,
Mächtigkeit zu erlangen gegenüber einer zweiten inneren Macht
und sich durch diesen inneren unlösbaren Konflikt nicht
lähmen zu lassen, sondern es eben trotzdem zu tun. Mit
allen Konsequenzen, die das hat. Also mit allen Verletzungen,
die man dadurch diesem zweiten inneren Anteil zufügt.
Letztlich führt es also dazu, dass ein Kampf ausgetragen
werden muss, in dem deine inneren Machtverhältnisse – etwa
die von Gewissen, Ich und Es neu aufgeteilt werden müssen
– und zwar nicht, indem diese miteinander kämpfen, sondern
indem ein Teil handeln muss und sich in diesem Handeln im Leben
ausprobieren muss. (Dabei war mir in Gedanken ziemlich klar, dass es
die Triebe sein müssen, die handeln, denn das Gewissen handelt
nicht, es zensiert nur.) Die Klärung kann es nämlich im
Inneren gar nicht geben, weil sie dort nur theoretischer Natur
wäre. Im schlimmsten Fall führt dieser konflikt dann zur
Lähmung (wie von mir selbst eine Stunde lang in der C3 erlebt)
oder zu Selbstvorwürfen und Minderwertigkeit (wie einige von euch
das erlebt haben).
In diesem Sinne läuft das, was wir hier lernen sollen
tatsächlich auf etwas hinaus, was wir in der Pause schon als
Wortspiel hatten – freudlos werden! Tatsächlich den
Freud los werden – und zwar in dem Sinn, dass es darum
geht, einen unbewußten innerpsychischen Konflikt weder zu
lösen noch zu verdrängen, sondern ihn mit Hilfe dieses
Mittels am Leben auszuprobieren und die Verantwortung für die
Konsequenzen zu tragen.
Es ist also ein Mittel, das bereit macht, schuldig zu sein (im Sinne,
die Folgen zu tragen, auch wenn sie moralisch schlecht dastehen). (Das
ist nun tatsächlich eine Aussage, die 180 Grad gedreht ist zu
meinem Gefühl in der C3, man könne in dem Zustand diese
Mittels gut Opfer sein. Aber jetzt fühle ich mich deutlich
besser.)
Teilnehmerin 4
- Ich schrieb mir immer sowas wie Merksätze auf:
"Bestehen auf dem Standpunkt, den man sich entwickelt
hat" "Lösen von Beziehungen, wenn der
Weg der anderen nicht weiter mit geht"
"Zielgerichtet sein!" - wohltuende Härte war das
Gefühl dazu
- Dann kamen so Gedanken: einzugreifen in das Leben der anderen
– ist das helfen oder überfordern? Gut behütet neue
Wege gehen, vertrauen auf die guten Kräfte. Hoffnung auf ein gutes
Ende in der Bedeutung, es geschieht etwas ohne mein Zutun.
Zum Schluß kippte das ab – warum ist tun und machen so
wichtig, wenn doch sowieso etwas passiert?
Teilnehmer 5
- Ziehen in der Leistengegend, unbestimmte Gedanken
- Frühlingsgefühle abwechselnd mit
Ängsten und Angst, den Angstzustand nicht auszuhalten,
Herzschmerzen, den Frühling nicht zulassen zu
wollen
Teilnehmerin 6
- Es ist wichtig, den Mut zu haben, hinzuschauen, was
wirklich ist! Aus der Illusion herauszutreten und in die Wirklichkeit
hinein treten. Ich möchte mit meiner Seele die anderen
Seelen berühren, aufmerksam sein, hinschauen.
Ich merke, ich will mich fühlen – ich fühle mich auch
jetzt, jede einzelne Zelle bin ich – dann fühle ich
mich wirklich (ich spürte das bis in den kleinen
Finger).
- Bild: Etwas fliegt in den Körper hinein – die
Seele oder ein Teil, den man nicht haben wollte. Da flossen lauter
Lichtwellen durch meinen Körper! Es kehrt etwas in meinen
Körper zurück.
- Ich möchte ohne meine Brille auskommen und merke, ich
kann das, wenn ich den Mut habe, die Welt wirklich so zusehen, wie sie
ist. Ich merke, das Wahrnehmen macht mir große Freude,
ich möchte immer mehr davon. Dann wird mir klar, dass ich
mich genau davor schütze, was Negatives wahrzunehmen. Gibt es
überhaupt was Negatives, oder ist das eine einengende
Sicht?
Teilnehmer 7
- Mein inneres Gefühl von Schwere hat sich nicht verändert.
Ich war traurig. Ich hatte das Gefühl, festzuhalten und mich nicht
ändern zu wollen. Was soll denn konkret passieren?
Ich denke an mein mich Überfluten, zum Beispiel indem ich schon
so viele Verreibungen gemacht habe, aber nichts davon festhalten kann.
Woher hohle ich Sicherheit, Anbindung, spirituelle
Anbindung?
- Kopfschmerzen, Gedanken an Alltagssorgen
- Mit der Verzweiflung kam
Verlorenheitsgefühl.
- "Hingabe führt nicht raus, Tat ist
gefragt." Ich wurde frustig. Hier unter euch heute
fühlt es sich richtig unerotisch an! Alle
sind so bäuerlich gekleidet. (Andere Prüfer
bestätigten diesen Eindruck und gaben zu, dass sie ähnliches
gedacht hatten. In der Tat trugen heut alle sehr gedeckte graue Farben
und sackartige Stoffe). Auch wie unerotisch ich mich selbst
fühle!
- Mir fiel dann ein Witz ein, wie zwei vom Hochhaus springen. Der
eine hatte Pech und schlug unten auf. Der andere hatte Glück und
blieb im 5. Stock mit dem Auge an einem rostigen Nagel
hängen.
- Ich denke an meine inneren Konflikte – ich
möchte fasten und andererseits aber auch gern mal
was schönes essen. Ich habe mir dann oft abends
noch mal was schönes gekocht – eine fette Tomatensuppe. Das
ist alles noch unfertig in mir.
Teilnehmer 1
- Ich war erst ganz ratlos und weiß überhaupt nicht, wie
es weitergeht. Und das Gefühl, ich bin nur noch ein
Wahrnehmungsorgan, und zwar eines für mich.
- Die Seele hat nach einem Durchgang durch irgendeine extreme Kraft
den Wendepunkt nicht geschafft und ist gescheitert. Das Mittel folgt,
wenn man gescheitert ist (nicht weil man es falsch gemacht hat,
sondern weil die Wende nicht stattgefunden hat, obwohl man alles
richtig gemacht hat.) Dann zieht sich diese
äußere Kraft wieder zurück. Das ist hilfreich, aber
traurig.
- Meine Lehre zu diesem Zeitpunkt ist: auch das Scheitern muss erlebt
werden. Das ist wie in der C2 von Teilnehmer 2: mir ist eigentlich
übel und zum Kotzen, aber es ist ruhig. "Die Ohnmacht
anerkennen."
t4 |
Wenn ich weiterkomme in meinem Betrieb, mache ich meine beiden
Partner bankrott. Ich weiß, dass mein Weg richtig ist, doch
trotzdem kann man scheitern! |
t3 |
Es geht darum, sich dem zu stellen, das man scheitern kann. Davor
nicht zu kneifen! |
t1 |
Ich habe es mehr so erlebt: man hat was getan, doch die
Kräfte richten sich gegen dich! "Schuld" ist hier
vielleicht nicht das Thema, sondern eher, scheitern zu
können. |
t4 |
Es macht mich nicht fertig, 12 oder 15 Stunden zu arbeiten. Aber
wenn man glaubt, dass das falsch ist, was man tut – das macht
fertig! |