Meine persönliche Erfahrung
Vorbereitung
Trance
Ambra war für mich persönlich die radikalste
Arzneimittel-Erfahrung von allen Stoffen, die ich bisher genommen
habe.
Schon in der Verreibung selbst hatte der Stoff eine ungewöhnlich
starke Wirkung auf mich. Bereits nach cirka 2 Minuten ergriff mich ein
Gefühl absoluter, bodenloser Hingabe, wie ich es in meinem Leben
nie zuvor erlebt habe.
Diese Hingabe wandelte sich in den folgenden Wochen zu einem
Horror-Trip: Demenz und Verlust der eigenen Identität sind seitdem
kein Fremdwort mehr für mich. Durch Ambra habe ich einiges
über den Wert von Seelenwunden lernen dürfen für das
Gefühl von persönlicher Identität. Nach Ambra hatte ich
monatelang darum zu kämpfen, dieses Gefühl von
persönlicher Integrität wieder zurück zu erlangen. Der
gesamte Prozess hat sich sogar über etwa 1 1/2 Jahre erstreckt. Und
doch hat mich dieser Begegnung auf Dauer verändert. (Es gibt
über meine Ambra-Erlebnisse einen längeren Bericht, der
bislang allerdings nur als Tonband-Mittschnitt eines Vortrages
existiert.)
Diese Trancereise entstand im März und April 1998, also in der
Zeit, in der Ambra mich selbst am stärksten gepackt hatte. Es ist
ein Versuch, über das eigene Erleben etwas von der Qualität
von Ambra zu vermitteln, denn eigentlich entzieht sich dieser Zustand
jeder verbalen Beschreibung. Es würde mich freuen, wenn mir das ein
Stück weit gelungen ist.
In dieser Trance wirst du nicht geschont werden, denn sie wird dich an eine Grenze führen, die über das hinaus geht, was wir als Mensch erfahren können. Wenn jemand von Euch zu Platzangst neigt, ist es für ihn vielleicht besser, diese Trance heute nicht mitzumachen. Aber ich verspreche dir, dass ich dich auf dieser Reise begleiten werden, und dass ich dich heil und lebendig wieder zurück in diesen Raum führen werde.
Zunächst einmal entspanne dich und setze dich bequem hin. Lasse alle Muskeln los, die jetzt vielleicht noch etwas halten müssen, und lasse auch alles los, was deinen Kopf vielleicht gerade bedrängt. Sammle dich und komme in deine Mitte, dein Hara. …
Wo bist Du gerade?
Was hast du dir vorgenommen? Was willst du alles tun in nächster
Zeit, vielleicht in deinem Leben? Wo willst du hin, was ist dein Ziel -
wenn du es schon weist. Oder laß einfach eines der
möglichen Bilder kommen und stelle dir vor, was du tun willst, um
dort hin zu kommen.
Behalte dieses Ziel und das, was du dafür tun willst im Gedächtnis.
Jetzt werde ich dich ins Meer führen – ein Tier wird kommen und dich dorthin führen, wo du in diesem Leben noch nie warst und nie kommen wirst. Das Tier, das deine Seele zu einer Tiefe führen wird, die Angst machen kann, solange man ein Mensch ist. Es ist der Wal, Dein Wal.
Du bist auf dem Meer. In einem leichten Boot bist du hinausgefahren.
Das Wasser ist glatt und die Sonne scheint freundlich.
Du hast nicht gesehen, wie er gekommen ist. Doch plötzlich siehst
du nur einen Steinwurf weit entfernt eine riesige Fontäne aus dem
Wasser aufsteigen. Eine mächtige Fontäne begleitet von einem
schnaufenden Geräusch – der letzte Rest der verbrauchten
Atemluft des Wales, die er von seiner langen Reise in die Tiefe wieder
mit hoch gebracht hat.
Nun taucht er auf, langsam, majestätisch, mächtig, wie eine
große ruhige Urgewalt, der sich nichts entgegenstellen kann
– der Wal.
Große Augen schauen Dich an und sprechen zu Dir. Der Blick ist
ernst und tief. Sie laden dich ein zu einer Reise, die vielleicht dein
Leben verändern wird. Sie laden dich ein zu einer Erfahrung, die
die Seele an einen Punkt treibt, wo der Körper fast aufhören
wird zu existieren und mit seinen Grenzen konfrontiert wird. Eine
Erfahrung, die so tief ist, dass nur ein so großes Tier in der
Lage ist, ihr zu begegnen.
Deshalb spricht er jetzt zu Dir: "Bist du bereit, diese
Erfahrung mit mir zu machen? Bist du bereit, mit mir eine Erfahrung zu
teilen, über die ich Dir nichts erzählen kann, denn Worte
können etwas nicht beschreiben, das sich deiner begrenzten
Menschenerfahrung entzieht. Bist du wirklich bereit?"
Du spürst, dass von ihm ein Urvertrauen auf dich ausstrahlt.
Vielleicht hast Du nach diesen Worten ein bisschen Angst. Doch seine
großen ernsten wissenden Augen sagen dir – wenn du
wirklich wissen willst, wage den Schritt!
Und wen du denkst, "Ja, ich möchte diese Erfahrung
machen!", dann springe jetzt mutig ins Wasser! In dem Moment, wo
Deine Haut das Wasser berührt, wo sie in das Element eintaucht, aus
dem sie herkam – verwandelst du dich selbst in einen Wal.
Mit einem Mal verändert sich dein Blick. Alles um dich herum
wird seltsam klein, dein Boot – ein Spielzeug. Riesig groß
ist jetzt dein Körper.
Spüre den Kopf – du kannst jetzt zu beiden Seiten sehen, den
Schanz, die zwei Seitenflossen. Spüre Deinen neuen Körper und
achte auf die Möglichkeiten, die er dir bietet und achte auch auf
die, die du nun nicht mehr hast. Keine Hände, keine
Füße.
…
Du bist riesig, doch du fühlst dich im tragenden Wasser leicht
wie eine Feder. Du füllst deine Lungen das letzte Mal mit einem
großen Zug Luft, der dich satt macht an Luft für lange Zeit,
als wärest du voller Sauerstoff, dein ganzer Körper. Schaust
das letzte Mal auf die Wasseroberfläche, das kleine Boot, die
Sonne, die hell leuchtet – und tauchst ab.
Grünliches Wasser, in dem sich Sonnenstrahlen brechen, ein paar
Fische…
Wenige Flossenschläge, und dein Körper sinkt langsam tiefer.
Du musst gar nicht viel machen. Du bist jetzt so tief, dass du die Oberfläche des
Wassers nur noch als weit entferntes Glitzern wahrnimmst. Es ist
dunkler geworden um dich. Auf deinen Leib drückt das Wasser aus allen Richtungen.
Noch fühlt es sich angenehm an. Es ist, als lägest du unter dem Körper
eines leichten Menschen. Es ist ein angenehmer Druck. Du
fühlst dich aufgehoben, bist in deinem Element.
Doch es geht weiter. Zwei Flossenschläge, und du sinkst tiefer. Der
Druck wird größer. Jetzt wird es schon mehr – wie unter einem
schweren Mann. Wie fühlt sich das an?
Wie fühlt sich Dein Kopf, Deine Augen, Ohren, Haut? Deine
Schädelnähte? Auch dein Kopf ist unter diesem Druck.
Aber du willst hier nicht verweilen, denn das ist erst der Anfang deines Weges in die Tiefe. Langsam aber stetig sinkst du immer tiefer. Das Leuchten verliert sich in der Ferne. Es geht tiefer, tiefer und tiefer. Auf jede daumengroße Stelle deines Körpers drückt das Gewicht eines Babys, dann eines Kindes, eines Mädchens, schließlich eines schweren erwachsenen Mannes. Du willst dich vielleicht wehren, aber du kannst nichts machen. Noch tiefer. Langsam wird der Druck zu einer eisigen Faust, die deinen Leib umlammert. Du bist unvorstellbar tief! Dein Herz schlägt in Ewigkeiten nur ab und zu einen Schlag, um Sauerstoff zu sparen. Auf jede daumengroße Stelle deines Körpers drückt eine unvorstellbare Last – von allen Seiten. Es geht noch tiefer. Das ganze Meer lastet über dir. Ein Gebirge aus Wasser. Ein ganzer Ozean ist stärker als ein Wal. Wie spürst du deinen Kopf, deine Schädelnähte, deine Haut?
Was denkst du? Wirst du diesen Zustand überleben? Welchen Sinn hat es, hier zu sein?
Und wenn du es fast nicht mehr aushältst, wenn du diesen Druck
fast nicht mehr erträgst. Wenn du denkst, im nächsten Moment
bist du tot, zerquetscht,… Wenn du merkst, dass dir keine Wahl mehr
bleibt, … Was passiert dann?
…
Akzeptanz. Du kannst es nur noch akzeptieren. Ja, vielleicht ist das
der Tod. Du ergibst dich, lässt allen Widerstand fahren. Ja, soll
es mich doch zermalmen. Kämpfen hat keinen Sinn mehr. Ich ergebe
mich. Mit diesem Gedanken im Angesicht ändert sich plötzlich
etwas.
Jetzt, wo du allen Widerstand aufgibst, wo du glaubst, der unendliche
Druck zerknackt dich, weil du weißt, es ist keine Kraft mehr da,
dem Druck länger entgegenzuwirken – da geht durch dich
plötzlich etwas hindurch wie ein leichter Wind. Es geht durch
deinen Körper (du spürst es an der Wirbelsäule) vom
Schwanz bis zum Kopf – und alles in dir löst sich
plötzlich.
Es ist, als würde sich dein Körper auflösen. Aber er ist
ja noch da. Es ist als wäre er selbst mit einem Mal zu dem Wasser
geworden, dass dich zermalmen will.
Plötzlich bist du gleichzeitig auch selbst dieses
Wasser, das dich umgibt. Keine Grenze mehr zwischen Dir mit deinem
Walkörper und deinem Feind das endlose Wasser, das dich
zerdrückt. Ihr seid plötzlich eins geworden.
Du bist die Wassermassen, die auf dich drücken, und der Wal bist du auch. Du bist als ein Teil in alles eingegangen, zwei Feinde haben sich vereinigt, es gibt keine Grenze mehr. Du bist ein Teil des Ozeans, der seinen eigenen Druck spürt, eingebunden in das geheimnisvolle Wechselspiel von Strömungen, unterirdischen Druckwellen und Wirbeln, deren Ursprung du nicht kennst, und deren Wirkung du nie wirst aufhalten können. Es ist einfach nur da. Es geschieht. Es könnte dich töten. Aber du hast deine Kraft aufgegeben, dein Widerstand ist gebrochen und du bist selbst geworden zu einem Teil von dem großen Spiel, das dich in der Hand hat. Ein Teil des Wassers, das sich selbst beobachtet. Du kannst nichts mehr machen. Aber du bist.
Wie fühlt sich das an?
Eine kalte Strömung kommt plötzlich, eine Druckwelle – du weißt nicht, woher. Sie erfaßt Dich und zieht dich wie ein Strudel noch mehr in die Tiefe. Vielleicht hat es irgendwo ein unterirdisches Seebeben gegeben. Doch du weißt es nicht, und es spielt auch keine Rolle. Der Druck zieht dich weiter herab. Jetzt schmerzt es nicht einmal mehr. Du beobachtest, dass Dein materieller Körper nun vielleicht wirklich zerdrückt/zerquetscht werden könnte. Doch zugleich bist du das Wasser, das drückt.
Und dieses Gefühl der absoluten Hingabe, egal was passiert – wie fühlt es sich an?
…
Du spürst dich hingegeben in die Walzen des Wassers, die deinen
Körper überrollen und kneten. Hat diese Hingabe nicht auch
etwas erotisches, etwas lustvolles? Und zugleich ist sie traurig, denn
es ist vielleicht deine letzte Hingabe. Ob eine Strömung dich
wieder hinauftragen wird, oder ob der Strudel weiter in die Tiefe geht,
weißt du nicht. Du weißt nur, dass gerade etwas geschieht,
und du bist dabei.
Aber selbst das weißt du nicht. Hier gibt es nichts mehr zu
wissen. Es gibt nur noch, was ist.
Und in diesem Zustand, so tief, so verloren zwischen Leben und Tod und zugleich so hingegeben den Kräften der Welt kommt eine Erinnerung an deine hochfliegenden Zukunftsträume, die du vor dieser Reise hattest. Eine Erinnerung an das, was du alles machen willst. Mit welchem Blick siehst du in dieser hoffnungslosen Situation jetzt dein machen? Wie wirkt dein menschliches Tun in der Hingabe an diese Urgewalten?
…
Hier gibt es kein Machen.
Eine andere wärmere Strömung erfaßt Dich und trägt
dich ein beträchtliches Stück in die Höhe. So weit, dass
Deine Lebensgeister wieder erwachen, das Gefühl in Deinen
Körper zurückkehrt. Jetzt nimmst du wieder den starken Druck
des Ozeans wahr. Du verstehst jetzt, warum du dich an der
Wasseroberfläche so leicht gefühlt hast.
Auch dein Ich kommt zurück, dein Fühlen setzt
allmählich wieder ein. Der Druck hat nachgelassen. Es ist nur noch
das Gewicht eines Jünglings, der auf jede Stelle deines presst. Du
schlägst die Flossen, so dass Du schneller auftauchst. Deine Haut
beginnt, wieder warmes Wasser zu spüren. Du öffnest die Augen
und siehst gleißendes Tageslicht durch die Wasseroberfläche
scheinen. Wie blendend hell es ist!
In dem Moment, wo die Strahlen der Sonne dich berühren bist du
wieder in deinem menschlichen Körper, und direkt vor dir ist dein
kleines Boot, das friedlich auf den Wellen schaukelt. Dein ganzer
Körper steht dir nun wieder zur Verfügung, und mit deinen
Armen und deinen Beinen machst du ein paar Schwimmstöße
darauf zu.
Jetzt spürst du wieder dein Sein. Du bist Du. Du bist als ich in
der Welt. Doch es bleibt auch eine Frage:
Wer bin ich nach dieser Erfahrung?
Atme nun einmal kräftig ein und aus und komme zurück in diese Zeit, an diesen Ort!
P.S. In ein Ambra-Skript gehören natürlich keine Zahlen, denn Zahlen sind
dem Wal-Wesen vollständig fremd.
Rationale Menschen haben wohl ausgerechnet, dass in 1000 m Tiefe auf jeden Quadratzentimeter
des Körpers 100 kg Wassergewicht drücken sollen. Der Pottwal taucht bis zu 2000 m tief!
Doch wie gesagt: Wer versteht schon Zahlen?
Olaf Posdzech
März 1998
überarbeitet im Februar 2005