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last update: 2005-02-10

Die Reise zum Wahl – eine geführte Ambra-Trancereise
Olaf Posdzech

Meine persönliche Erfahrung
Vorbereitung
Trance

Meine persönliche Erfahrung

Ambra war für mich persönlich die radikalste Arzneimittel-Erfahrung von allen Stoffen, die ich bisher genommen habe.
Schon in der Verreibung selbst hatte der Stoff eine ungewöhnlich starke Wirkung auf mich. Bereits nach cirka 2 Minuten ergriff mich ein Gefühl absoluter, bodenloser Hingabe, wie ich es in meinem Leben nie zuvor erlebt habe.
Diese Hingabe wandelte sich in den folgenden Wochen zu einem Horror-Trip: Demenz und Verlust der eigenen Identität sind seitdem kein Fremdwort mehr für mich. Durch Ambra habe ich einiges über den Wert von Seelenwunden lernen dürfen für das Gefühl von persönlicher Identität. Nach Ambra hatte ich monatelang darum zu kämpfen, dieses Gefühl von persönlicher Integrität wieder zurück zu erlangen. Der gesamte Prozess hat sich sogar über etwa 1 1/2 Jahre erstreckt. Und doch hat mich dieser Begegnung auf Dauer verändert. (Es gibt über meine Ambra-Erlebnisse einen längeren Bericht, der bislang allerdings nur als Tonband-Mittschnitt eines Vortrages existiert.)
Diese Trancereise entstand im März und April 1998, also in der Zeit, in der Ambra mich selbst am stärksten gepackt hatte. Es ist ein Versuch, über das eigene Erleben etwas von der Qualität von Ambra zu vermitteln, denn eigentlich entzieht sich dieser Zustand jeder verbalen Beschreibung. Es würde mich freuen, wenn mir das ein Stück weit gelungen ist.

Vorbereitung

In dieser Trance wirst du nicht geschont werden, denn sie wird dich an eine Grenze führen, die über das hinaus geht, was wir als Mensch erfahren können. Wenn jemand von Euch zu Platzangst neigt, ist es für ihn vielleicht besser, diese Trance heute nicht mitzumachen. Aber ich verspreche dir, dass ich dich auf dieser Reise begleiten werden, und dass ich dich heil und lebendig wieder zurück in diesen Raum führen werde.

Zunächst einmal entspanne dich und setze dich bequem hin. Lasse alle Muskeln los, die jetzt vielleicht noch etwas halten müssen, und lasse auch alles los, was deinen Kopf vielleicht gerade bedrängt. Sammle dich und komme in deine Mitte, dein Hara. …

Trance

Wo bist Du gerade?
Was hast du dir vorgenommen? Was willst du alles tun in nächster Zeit, vielleicht in deinem Leben? Wo willst du hin, was ist dein Ziel - wenn du es schon weist. Oder laß einfach eines der möglichen Bilder kommen und stelle dir vor, was du tun willst, um dort hin zu kommen.

Behalte dieses Ziel und das, was du dafür tun willst im Gedächtnis.

Jetzt werde ich dich ins Meer führen – ein Tier wird kommen und dich dorthin führen, wo du in diesem Leben noch nie warst und nie kommen wirst. Das Tier, das deine Seele zu einer Tiefe führen wird, die Angst machen kann, solange man ein Mensch ist. Es ist der Wal, Dein Wal.

Du bist auf dem Meer. In einem leichten Boot bist du hinausgefahren. Das Wasser ist glatt und die Sonne scheint freundlich.
Du hast nicht gesehen, wie er gekommen ist. Doch plötzlich siehst du nur einen Steinwurf weit entfernt eine riesige Fontäne aus dem Wasser aufsteigen. Eine mächtige Fontäne begleitet von einem schnaufenden Geräusch – der letzte Rest der verbrauchten Atemluft des Wales, die er von seiner langen Reise in die Tiefe wieder mit hoch gebracht hat.
Nun taucht er auf, langsam, majestätisch, mächtig, wie eine große ruhige Urgewalt, der sich nichts entgegenstellen kann – der Wal.
Große Augen schauen Dich an und sprechen zu Dir. Der Blick ist ernst und tief. Sie laden dich ein zu einer Reise, die vielleicht dein Leben verändern wird. Sie laden dich ein zu einer Erfahrung, die die Seele an einen Punkt treibt, wo der Körper fast aufhören wird zu existieren und mit seinen Grenzen konfrontiert wird. Eine Erfahrung, die so tief ist, dass nur ein so großes Tier in der Lage ist, ihr zu begegnen.

Deshalb spricht er jetzt zu Dir: "Bist du bereit, diese Erfahrung mit mir zu machen? Bist du bereit, mit mir eine Erfahrung zu teilen, über die ich Dir nichts erzählen kann, denn Worte können etwas nicht beschreiben, das sich deiner begrenzten Menschenerfahrung entzieht. Bist du wirklich bereit?"
Du spürst, dass von ihm ein Urvertrauen auf dich ausstrahlt. Vielleicht hast Du nach diesen Worten ein bisschen Angst. Doch seine großen ernsten wissenden Augen sagen dir – wenn du wirklich wissen willst, wage den Schritt!
Und wen du denkst, "Ja, ich möchte diese Erfahrung machen!", dann springe jetzt mutig ins Wasser! In dem Moment, wo Deine Haut das Wasser berührt, wo sie in das Element eintaucht, aus dem sie herkam – verwandelst du dich selbst in einen Wal.

Mit einem Mal verändert sich dein Blick. Alles um dich herum wird seltsam klein, dein Boot – ein Spielzeug. Riesig groß ist jetzt dein Körper.
Spüre den Kopf – du kannst jetzt zu beiden Seiten sehen, den Schanz, die zwei Seitenflossen. Spüre Deinen neuen Körper und achte auf die Möglichkeiten, die er dir bietet und achte auch auf die, die du nun nicht mehr hast. Keine Hände, keine Füße.

Du bist riesig, doch du fühlst dich im tragenden Wasser leicht wie eine Feder. Du füllst deine Lungen das letzte Mal mit einem großen Zug Luft, der dich satt macht an Luft für lange Zeit, als wärest du voller Sauerstoff, dein ganzer Körper. Schaust das letzte Mal auf die Wasseroberfläche, das kleine Boot, die Sonne, die hell leuchtet – und tauchst ab.
Grünliches Wasser, in dem sich Sonnenstrahlen brechen, ein paar Fische…
Wenige Flossenschläge, und dein Körper sinkt langsam tiefer. Du musst gar nicht viel machen. Du bist jetzt so tief, dass du die Oberfläche des Wassers nur noch als weit entferntes Glitzern wahrnimmst. Es ist dunkler geworden um dich. Auf deinen Leib drückt das Wasser aus allen Richtungen. Noch fühlt es sich angenehm an. Es ist, als lägest du unter dem Körper eines leichten Menschen. Es ist ein angenehmer Druck. Du fühlst dich aufgehoben, bist in deinem Element.
Doch es geht weiter. Zwei Flossenschläge, und du sinkst tiefer. Der Druck wird größer. Jetzt wird es schon mehr – wie unter einem schweren Mann. Wie fühlt sich das an? Wie fühlt sich Dein Kopf, Deine Augen, Ohren, Haut? Deine Schädelnähte? Auch dein Kopf ist unter diesem Druck.

Aber du willst hier nicht verweilen, denn das ist erst der Anfang deines Weges in die Tiefe. Langsam aber stetig sinkst du immer tiefer. Das Leuchten verliert sich in der Ferne. Es geht tiefer, tiefer und tiefer. Auf jede daumengroße Stelle deines Körpers drückt das Gewicht eines Babys, dann eines Kindes, eines Mädchens, schließlich eines schweren erwachsenen Mannes. Du willst dich vielleicht wehren, aber du kannst nichts machen. Noch tiefer. Langsam wird der Druck zu einer eisigen Faust, die deinen Leib umlammert. Du bist unvorstellbar tief! Dein Herz schlägt in Ewigkeiten nur ab und zu einen Schlag, um Sauerstoff zu sparen. Auf jede daumengroße Stelle deines Körpers drückt eine unvorstellbare Last – von allen Seiten. Es geht noch tiefer. Das ganze Meer lastet über dir. Ein Gebirge aus Wasser. Ein ganzer Ozean ist stärker als ein Wal. Wie spürst du deinen Kopf, deine Schädelnähte, deine Haut?

Was denkst du? Wirst du diesen Zustand überleben? Welchen Sinn hat es, hier zu sein?

Und wenn du es fast nicht mehr aushältst, wenn du diesen Druck fast nicht mehr erträgst. Wenn du denkst, im nächsten Moment bist du tot, zerquetscht,… Wenn du merkst, dass dir keine Wahl mehr bleibt, … Was passiert dann?

Akzeptanz. Du kannst es nur noch akzeptieren. Ja, vielleicht ist das der Tod. Du ergibst dich, lässt allen Widerstand fahren. Ja, soll es mich doch zermalmen. Kämpfen hat keinen Sinn mehr. Ich ergebe mich. Mit diesem Gedanken im Angesicht ändert sich plötzlich etwas.
Jetzt, wo du allen Widerstand aufgibst, wo du glaubst, der unendliche Druck zerknackt dich, weil du weißt, es ist keine Kraft mehr da, dem Druck länger entgegenzuwirken – da geht durch dich plötzlich etwas hindurch wie ein leichter Wind. Es geht durch deinen Körper (du spürst es an der Wirbelsäule) vom Schwanz bis zum Kopf – und alles in dir löst sich plötzlich.
Es ist, als würde sich dein Körper auflösen. Aber er ist ja noch da. Es ist als wäre er selbst mit einem Mal zu dem Wasser geworden, dass dich zermalmen will.
Plötzlich bist du gleichzeitig auch selbst dieses Wasser, das dich umgibt. Keine Grenze mehr zwischen Dir mit deinem Walkörper und deinem Feind das endlose Wasser, das dich zerdrückt. Ihr seid plötzlich eins geworden.

Du bist die Wassermassen, die auf dich drücken, und der Wal bist du auch. Du bist als ein Teil in alles eingegangen, zwei Feinde haben sich vereinigt, es gibt keine Grenze mehr. Du bist ein Teil des Ozeans, der seinen eigenen Druck spürt, eingebunden in das geheimnisvolle Wechselspiel von Strömungen, unterirdischen Druckwellen und Wirbeln, deren Ursprung du nicht kennst, und deren Wirkung du nie wirst aufhalten können. Es ist einfach nur da. Es geschieht. Es könnte dich töten. Aber du hast deine Kraft aufgegeben, dein Widerstand ist gebrochen und du bist selbst geworden zu einem Teil von dem großen Spiel, das dich in der Hand hat. Ein Teil des Wassers, das sich selbst beobachtet. Du kannst nichts mehr machen. Aber du bist.

Wie fühlt sich das an?

Eine kalte Strömung kommt plötzlich, eine Druckwelle – du weißt nicht, woher. Sie erfaßt Dich und zieht dich wie ein Strudel noch mehr in die Tiefe. Vielleicht hat es irgendwo ein unterirdisches Seebeben gegeben. Doch du weißt es nicht, und es spielt auch keine Rolle. Der Druck zieht dich weiter herab. Jetzt schmerzt es nicht einmal mehr. Du beobachtest, dass Dein materieller Körper nun vielleicht wirklich zerdrückt/zerquetscht werden könnte. Doch zugleich bist du das Wasser, das drückt.

Und dieses Gefühl der absoluten Hingabe, egal was passiert – wie fühlt es sich an?

Du spürst dich hingegeben in die Walzen des Wassers, die deinen Körper überrollen und kneten. Hat diese Hingabe nicht auch etwas erotisches, etwas lustvolles? Und zugleich ist sie traurig, denn es ist vielleicht deine letzte Hingabe. Ob eine Strömung dich wieder hinauftragen wird, oder ob der Strudel weiter in die Tiefe geht, weißt du nicht. Du weißt nur, dass gerade etwas geschieht, und du bist dabei.
Aber selbst das weißt du nicht. Hier gibt es nichts mehr zu wissen. Es gibt nur noch, was ist.

Und in diesem Zustand, so tief, so verloren zwischen Leben und Tod und zugleich so hingegeben den Kräften der Welt kommt eine Erinnerung an deine hochfliegenden Zukunftsträume, die du vor dieser Reise hattest. Eine Erinnerung an das, was du alles machen willst. Mit welchem Blick siehst du in dieser hoffnungslosen Situation jetzt dein machen? Wie wirkt dein menschliches Tun in der Hingabe an diese Urgewalten?

Hier gibt es kein Machen.
Eine andere wärmere Strömung erfaßt Dich und trägt dich ein beträchtliches Stück in die Höhe. So weit, dass Deine Lebensgeister wieder erwachen, das Gefühl in Deinen Körper zurückkehrt. Jetzt nimmst du wieder den starken Druck des Ozeans wahr. Du verstehst jetzt, warum du dich an der Wasseroberfläche so leicht gefühlt hast.

Auch dein Ich kommt zurück, dein Fühlen setzt allmählich wieder ein. Der Druck hat nachgelassen. Es ist nur noch das Gewicht eines Jünglings, der auf jede Stelle deines presst. Du schlägst die Flossen, so dass Du schneller auftauchst. Deine Haut beginnt, wieder warmes Wasser zu spüren. Du öffnest die Augen und siehst gleißendes Tageslicht durch die Wasseroberfläche scheinen. Wie blendend hell es ist!
In dem Moment, wo die Strahlen der Sonne dich berühren bist du wieder in deinem menschlichen Körper, und direkt vor dir ist dein kleines Boot, das friedlich auf den Wellen schaukelt. Dein ganzer Körper steht dir nun wieder zur Verfügung, und mit deinen Armen und deinen Beinen machst du ein paar Schwimmstöße darauf zu.
Jetzt spürst du wieder dein Sein. Du bist Du. Du bist als ich in der Welt. Doch es bleibt auch eine Frage:

Wer bin ich nach dieser Erfahrung?

Atme nun einmal kräftig ein und aus und komme zurück in diese Zeit, an diesen Ort!

* * *

P.S. In ein Ambra-Skript gehören natürlich keine Zahlen, denn Zahlen sind dem Wal-Wesen vollständig fremd.
Rationale Menschen haben wohl ausgerechnet, dass in 1000 m Tiefe auf jeden Quadratzentimeter des Körpers 100 kg Wassergewicht drücken sollen. Der Pottwal taucht bis zu 2000 m tief!
Doch wie gesagt: Wer versteht schon Zahlen?

Olaf Posdzech
März 1998
überarbeitet im Februar 2005