Aurum sulphuratum
Protokoll einer Verreibung
Stoff: |
Gold(III)sulfid Au2S2; 99,9 %; Aldrich Chem. Co.; Preis für 1 g ca.
200.- €
(Das Mittel wurde extra für diese Verreibung in London hergestellt.)
dunkelgraubraunes Pulver |
Prüfungs-Datum: |
2002-03-16 |
Prüfungs-Status: |
unblind |
Personen: |
8 Personen = 5 Frauen + 3 Männer |
Autor: |
Olaf Posdzech |
Datum: |
März 2002 |
Textstatus: |
nur eigene Erhebung, wörtliches Protokoll (das Tonband wurde leider
vernichtet) |
C1
Teilnehmer 4
- Traum in der Nacht zuvor: Ich sah niedliche grüne Würmer, wie aus
einem Comic – mit großen Glubschaugen, etwa fingerdick. Jemand sagte,
"Die lieben sich ja!". Da bemerkte ich, wie die sich mit ihren
großen Glubschaugen immer ganz verliebt anschauten. Aber was ich dann sah,
verschlug mir die Sprache. Ein besonders großer Wurm schaute einen
kleineren verliebt an, und dann – haps! –verschlang er ihn mit einem
Schluck. Danach schaute er den nächsten verliebt an und verschluckte diesen
dann genau so. Also eine ganz seltsame Art von Liebe.
- Am Morgen kamen in mir Erinnerungen an eine Kokain-Verreibung auf und ich
dachte daran, wie sehr unsere Weltpolitik vom Geist dieser Droge durchsetzt ist.
Interessanter Weise kam das Thema jetzt noch einmal durch jemand anderen auf, als
wir uns fragten, ob es überhaupt einen zweiten Stoff gibt, der so teuer
gehandelt wird wie dieses Goldsulfid (200 Euro für 1 g)! Jemand vermutete:
Kokain.
- Ich hatte gestern so etwas wie eine beginnende Halsentzündung,
fühlte mich leicht grippal.
Abbildung 2: Im Traum sah ich niedliche grüne
Würmer mit Glubschaugen, die die anderen verliebt anschauten und dann
verschlangen
- Mir fällt auf, dass der Stoff extrem stark färbt. Der Milchzucker
war augenblicklich fast so dunkel wie die Ursubstanz selbst! Der Stoff klebt
total am Pistill, Mörser und Pistill sind tief dunkelbraun, wie mit einer
dünnen Schicht festen Teers überzogen.
- Gefühl von Luftknappheit
- Ich hatte schon im Vorfeld das Gefühl, diese Verreibung sei für
mich sehr wichtig, obwohl ich eine leichte Abneigung gegen Gold habe und auch
eine gegen Sulfur.
- Prickeln auf der Haut, vor allem am Rücken, als hätte jemand ein
leichtes Juckpulver drauf getan. Ich möchte mich wollüstig kratzen, bin
aber innerlich von dieser Körperlichkeit ganz abgetrennt. Ich fühle
mich eher einsam, als ob meine Seele in einem Körper steckt und in einer
Welt, mit der sie gar nichts anfangen kann.
- Gefühl von Druck auf den Augäpfeln, als würden zwei Finger von
oben auf die Augäpfel drücken.
- Nachdenken über meinen Lebenssinn: dass viele Dinge, die ich
einmal für wichtig hielt, unwichtig geworden sind.
- 50‘: Ein Zustand geistiger und körperlicher Lähmung setzt
ein. Ich sitze unbeweglich, mag Kopf und Hals nicht bewegen (das fühlt sich
an, wie mitten in der Bewegung versteinert) – ich fühle mich auch
im Kopf wie ein Stein. Ich denke daran,
dass Teilnehmer 1 heute Nacht einen Vulkanausbruch träumte und ich denke,
"Ja, so ein Vulkanausbruch in meinem Kopf, das wäre es jetzt. Das
wäre die Rettung!" Aber jetzt bin ich ein Stein.
C2
Teilnehmer 4
- Ich bin sofort in einem Dämmerzustand, viele flüchtige Traumbilder
kommen. Das scheinen mir jedoch eher banale Kleinigkeiten zu sein. Seltsamer
Weise sind dabei viele Computer-Geschichten: Diese ständig neuen
Versionen und Updates von Programmen, die aber gar keine Vorteile bringen,
sondern nur neue Abhängigkeiten! Das ist alles so sinnentfremdet!
All das denke ich ohne innere Beteiligung. Ich fühle mich wie
außerhalb meines Lebens stehend.
- Nachdenken über die Farben der Stoffe. Wir sehen die Farben, weil die
Stoffe bestimmte Wellenlängen des Lichts in sich aufnehmen und dieses nicht
zurückwerfen. Was machen sie eigentlich mit diesem Licht? Was macht das
dunkelbraune Goldsulfid mit dem Licht, das es aufnimmt?
- Keine Emotionen. Das ist eine seltsame Ebenenverschiebung heute. Die C1 war
für mich eher emotional wie eine C2, diese C2 jetzt ist ganz ohne
Gefühl und dafür mit Gedanken, wie eine C3!
- Stark verminderte Hörwahrnehmung (vor allem für gesprochene Worte)!
Ich höre alles nur noch wie durch Watte!
C3
Teilnehmer 4
- Trägt dieser künstliche Stoff überhaupt ein eigenes Wesen?
Mein Gefühl dazu ist "Ja!" – aber dieses ist hier sehr
schwer für uns zu begreifen.
- Gefühl, irgendwie geht es um die Balance zwischen der Aufgabe,
die sich die Seele einst gesetzt hat, bevor sie in dieses Leben trat
(und die man dann als Kind vergisst) und der Selbstanmaßung der
später selbst gesetzten Lebensziele. Unter Goldsulfid ist so etwas
wie eine Revision gefordert, eine
Entschlackung.
Ich kann aber in Bezug auf mein eigenes Leben meinen
ursprünglichen Kern, meine Aufgabe noch nicht fühlen. Ich spüre,
dass das selbst Gesetzte weg geht, aber meine Bestimmung kann ich noch nicht
fühlen. Insgesamt bleibt es für mich eher eine Hypothese über das
Thema von Goldsulfid.
C4
Teilnehmer 4
- Ich spüre noch deutlicher das Abfallen der alten Setzungen von
mir, der alten Lebensinhalte, die mir früher als wichtig galten. Was bleibt,
ist eine Leere. ... Doch diese Leere füllt sich jetzt – am
Beginn der C4 – ganz langsam wenigstens mit etwas mehr Präsenz.
Ich begreife, dass das sofort wieder Füllen wollen dieser Leere mit meiner
ursprünglichen Bestimmung (oder was auch immer) – wieder nur eine
künstliche Setzung von mir wäre! Denn das, was hier mich zu
füllen hat, kann eben nicht durch mich gemacht werden! Also man
muss hier nach der Entschlackung ausharren können.
‚Tabula rasa!‘ (Dieser Begriff tauchte schon während der C3
mehrmals in meinem Kopf auf.)
Goldsulfid macht reinen Tisch!
Mehr nicht, wahrscheinlich.
Danach ist Demut angesagt. Oder Größe, Abwarten, Wachsen und
Entstehen lassen können. Oder etwas in der Art.
Bedürfnis nach Stille und Rückzug. Meditation. (Das ist ungewohnt
für mich. Sonst neige ich eher dazu, mich ablenken zu wollen.)
Ich fühle mich, wie auch beim Gold (am Ende der Verreibung) erst einmal
ganz allein mit mir. In einem Kreis von Einsamen sitzend. Jeder ganz bei sich und
für sich allein leuchtend.
Die Kerzen sind wieder an. (Am Anfang waren sie verloschen.)
- Langsames, kraftvolles Pulsieren des Blutes in mir. Ich spüre den Puls
an den Handgelenken und im Gesicht, an der Stirn, in der Kopfhaut. Langsam und
kraftvoll.
- Goldsulfid ist die Verbindung aus Gold (innerer Wesenskern) und beliebiger,
ausgedachter Selbstsetzung (Sulfur). Es beleuchtet die spirituelle oder
Wesenskern-Manipulation, die man sich selbst gesetzt hat im Sinne von Sulfur. Es
ist ein Heilungsmittel, um sich von den eigenwilligen wesensmäßigen
Setzungen wieder zu klären und so zu werden, wie man ursprünglich
war.