Lac-suinum (Schweinemilch)
Protokoll einer Verreibung in Berlin,
2000
Stoff: |
Milch einer stillenden Sau aus gemischter Freiland/Stallhaltung |
Verreibungs-Datum: |
Donnerstag, 2000-03-09 |
Verreibungs-Status: |
unblind, jedoch war noch kein Arzneimittelbild bekannt |
Personen: |
12 Personen = 8 Frauen + 4 Männer |
Autor: |
Olaf Posdzech |
Datum: |
2002-01-17 |
Textstatus: |
Vollständiges wörtliches Protokoll |
Abbildung 1: Sitzverteilung während der
Verreibung (w = weiblich)
Wichtige Themen der Verreibung
- Umgang mit Bedürfnissen und Trieben
- Wahrnehmung der eigenen (körperlichen) Bedürfnisse
- Auseinandersetzungen zwischen Mann und Frau um ihre
Bedürfnisse
- Unverständnis für die Bedürfnisse des Partners
- seinen natürlichen Platz in der Gruppe
einnehmen
- ständiges albernres Herumlachen oder
verlegenes Kichern (der Autor hat noch keine Verreibung erlebt, in der
so viel gekichert und grundlos gelacht wurde)
- allgemeine Milch-Themen
- Nahrung, Sucht, Genährtsein
- Kopfschmerz
- Geistesschwäche, Begriffe fehlen, veränderte
Zeitwahrnehmung, geistige Dumpfheit
C2
Eine Begebenheit, auf die im Folgenden
von mehreren Teilnehmern angespielt wurde, sei kurz geschildert. Als die
festgelegt Uhrzeit der Verreibung herangeschritten war, trudelten einige
der jüngeren Teilnehmer noch nach und nach ein. Die älteren
erfahrenen Teilnehmer 8, 9 und 10 fühlten sich wie in einer Mutter
oder Rudelführer-Rolle gegenüber diesen Kindern (in der
Verreibung auch als die kleinen "Ferkel" bezeichnet). Als von
den zu spät kommenden auch noch einige zu rauchen begannen,
beschlossen die Älteren ihnen kurzerhand rigoros mitzuteilen, dass
man jetzt beginnen würde und sie nicht mehr hereinließe,
falls sie noch rauchen wollten.
Diese Szene ist auch insofern interessant, da sich das Sozialverhalten
von Schweinemilch in der Verreibung als ein kulturell entgegengesetzter
Entwurf zu unserer Tabak-Kultur zeigt.
Teilnehmerin 1
- Das Einzige, was los war, war dass ich fürchterlich
genervt war davon, dass meine Sachen und meine Hose nass
geworden waren auf dem Herweg. Das bin ich immer und es hat ja mit dem
Wetter draußen zu tun. Aber ich habe mich da total
reingesteigert. Ich hasse das auch wirklich! Hohe Luftfeuchtigkeit und
Syff mag ich auch sonst nicht. Da waren meine Haare syffig und meine
Hände – und das mag ich auch sonst nicht. ... Aber das habe
ich immer. Ich wasche mir ungefähr 20 mal am Tag die
Hände.
- Kopf ist warm geworden (6 Bestätigungen)
- Ich fand es hier sehr dunstig, aber konnte nicht unterscheiden, ob
es an dem Zeug lag oder an mir. Ich reiße auch sonst die Fenster
auf.
- Ich habe mir auch eingebildet, dass ich besser rieche, vor allem
die unangenehmen Düfte (/6 Bestätigungen,
z.B. wie im Schweinestall), muffig.
- Und ich war unwohl körperlich, die Sachen zerren und ziepen
und nichts passt irgendwie.
- Ich habe heute nacht nur 2 Stunden geschlafen und gedacht,
"Macht ja nichts, ich mache trotzdem mit. Vielleicht kann ich
mich ja irgendwo hinlegen."
T7 |
(/unleidlich) Ja, das hatte ich auch!
Körperliche Ruhelosigkeit. So irgendwie, es passt alles
nicht.
Ich habe den Mörser auch drei Mal in eine andere Position
gestellt und es fühlt sich immer noch ungemütlich an! |
T9 |
Ich mache jetzt erst noch mal das
Fenster kurz auf und mache mal kurz hier Durchzug!
(/steht auf und öffnet das Fenster) |
Teilnehmerin 2
- Anfangs hatte ich den Milchzucker-Geruch in der Nase und leichtes
Kribbeln in der Nase.
- Ich war nicht unruhig. Ich war eher ruhig und
gelassen mittendrin (/5 Bestätigungen, 4
Bestätigungen für heiter und gelassen)
- Als ich später wieder dran war, spürte ich, dass ich ein
bisschen unruhig geworden bin und ein leichtes dumpfes Gefühl
hatte im Kopf.
Teilnehmerin 3
- Irgendwie war es bei mir anders. Ich sehe Bilder! Erst habe ich
überhaupt nichts gemerkt. Immer wenn ich nicht dran war, habe ich
versucht, mich ein bisschen auszuruhen, weil ich müde bin (weil
ich auch sehr wenig geschlafen habe). Aber immer, wenn ich dran war,
war ich voll da beim Reiben, das hat mir richtig Spaß gemacht.
(Ich habe so den Eindruck, das Mörsern an sich hat auch
einen Effekt!)
- Es (die Zeit) ging immer schneller vorbei, als ich... Ich war
überrascht, weil die 6 Minuten immer schneller vorbei waren als
erwartet. (/8 Bestätigungen)
- Ich rührte mal links, mal rechts.
- Bilder beim Anblick des Zuckers im Mörser: Zuerst wie im
Stall die Milch ausgekippt (eine Lache aus Milch), dann wie saure
Milch, die runter läuft und krisselig ist. Dann habe ich mich mal
anderes herum hingesetzt und da kam ich mir selber vor wie
eine Muttersau und würde säugen. (/lacht) Ihr
könnt mich auslachen, aber es ist so!
- In der letzten Runde habe ich verschiedene Tierformen im
Milchzucker gesehen, z.B. einen Schäferhund.
Teilnehmer 4
- Geruch wie vom Schweinestall (/2 Bestätigungen)
- Ich hatte ein leichtes abgehobenes Gefühl, als ob ich
leichter wäre (/2 Bestätigungen), gleichzeitig Gefühl
von mehr Erdung. Das Leichte kam mit Belustigung.
Gedankenfetzen oder ein Bild kamen vorbeigeflogen – das war
immer irgendwie schweinisch (nicht im sexuell-moralischen Sinn
gemeint). Darüber musste ich lachen. Das kam, wenn ich mit jemand
Augenkontakt hatte, oder auch einfach so.
- Kopfschmerzen, besonders oben am rechten Scheitel (/5
Bestätigungen, 3 Bestätigungen für Stirn)
- Gefühl von Frieden oder Behagen,
sauwohl.
- Etwas, das schwer zu beschreiben ist – ich habe das als
Nachfühligkeitbezeichnet (also nicht
Nachdenklichkeit, sondern Nachfühligkeit). (/2
Bestätigungen)
- Das Zeitgefühl war schneller
- Ich kam mit einem Gefühl von Blähbauch – das ist
jetzt weg.
Teilnehmerin 5
- Bei mir war immer so ein Kontrast zwischen totalem Frösteln
und dann ist mir wieder total warm geworden. Das kam mehrmals für
jeweils einige Minuten. Das ist eigentlich recht seltsam.
- Ich bin auch total müde geworden. (/7
Bestätigungen)
- Ich habe das Gefühl gehabt, meine Luft- oder Speiseröhre
zu spüren (T5, T6, T7)
- Jetzt wird mir gerade wieder warm.
Teilnehmerin 6
- Ich war immer wieder phasenweise kicherig,
belustig. Das war nur ab und zu, das ging auch wieder weg.
Ein heiteres, gelassenes Grundgefühl.
- Dann – ich wusste nicht, wie ich es aufschreiben sollte
– ich habe "nachdenklich" geschrieben, aber das passte
nicht. Es war nachfühlig. Ein bisschen in mich
versunken. Zwischendurch hatte ich dieses kichern. Aber dann war auch
Augenkontakt okay, aber sonst war ich sehr in mir. Ich wollte
auch nicht so kommunizieren.
- Ich war langsam, es wurde zur schwerfälligen
Bewegung . Darüber musste ich auch schon wieder lachen,
als ich merkte, ich werde so langsam. Müdigkeit und trotzdem klar
im Kopf – da waren eigentlich nicht viele Gedanken. Ich war
eigentlich ziemlich stumpf.
- Gefühl, der Mundraum wird betäubt (/3
Bestätigungen), vermehrter Speichelfluss
- Stechen in der Stirn
- Zwischendurch hatte ich immer das Bedürfnis, die Augen zu
schließen.
- Beim Auskratzen des Mörsers Assoziation vom Scharren im
Schweinestall.
- Die Geräusche waren zu schrill, wenn die anderen
gerieben haben. (/Bestätigung von T1: Auch nur genervt bei den
anderen.)
- die Augen waren leicht gereizt, es hat gebrannt
- viel gegähnt, Müdigkeit, Kopfdruck
- erst Räusperreiz, komisches Gefühl in der
Luftröhre, leichter Halsschmerz
- Zum Schluss, als meine Bewegungen immer langsamer wurden, dachte
ich, "Da kommt wirklich das faule Schwein
durch!" Aber gleichzeitig konnte ich das auch mit Abstand
betrachten, eigentlich neutral beobachten. Also irgendwie war es auch
schon wieder ganz egal, ob ich nun weiter mache oder nicht. Es war
eigentlich ziemlich alles egal. Egal, wie lange es dauert. Zeit ist
dann auch schnell vergangen.
Teilnehmerin 7
- Brennender Schmerz in den Nasenschleimhäuten bis hoch in die
Nebenhöhlen und hat sich dann im ganzen Kopf verstärkt.
- Gleichzeitig war ich auch sehr konzentriert auf
das Pulver. Irgendwann einmal habe ich hoch geschaut und nur die Nasen
gesehen von allen! Ich habe gesehen, dass euch allen Rüssel
wachsen (/Teilnehmer 4 grinsend: Das habe ich gespürt! Und du
hast gedacht, dann sieht er wirklich aus wie ein Schwein! /Lachen) Und
gleichzeitig habe ich gedacht: "Alle sind Apotheker." ...
Gegen Ende habe ich gespürt, wie mein eigenes Gesicht sich zum
Schweinerüssel bog. Es zog sich richtig nach vorne!
- Müde mit ganz triefiger Faulheit dabei.
"Ich will das nicht machen und gehe am liebsten nach Hause und
ins Bett."
- gegen Ende schneller Puls, sehr erregt, sehr schnell geatmet.
- Ich habe gespürt, dass ich ganz viel
Kraftressourcen habe, wie ein Schwein, das voll durch die
Mitte und gegen jede Wand! Die hatte ich zwar, aber weil ich
so faul war, wollte ich die nicht nutzen, um den schweren
Mörser zu bedienen.
- Gefühl, mein Becken öffnet sich. (Bestätigungen T6,
T7)
Teilnehmer 8
- Ich werde nicht alles erzählen, weil ich ein ganz starkes
Gefühl habe (das sich auch durchzog bei mir) von nicht
zum Rudel gehören . Ich denke, dass das was mit der
Männerrolle zu tun hat. Und ich möchte einiges, was mir
jetzt zu intim ist, auch vor dieser Runde nicht erzählen.
Möchte die Details (mit meiner Freundin) nicht vor den jungen
"Ferkeln" der Gruppe aussprechen. Das würde ich nur
unter uns Älteren. (Sonst sage ich in Verreibungen alles.)
- Sehr schlechte Stimmung, ich fühle mich von meiner
Freundin verstoßen und isoliert.
- Vor 2 Tagen rief ich Teilnehmer 10 an, um ihn zu dieser Verreibung
einzuladen. Wir haben vor einigen Wochen zusammen Camphora verrieben,
und es ging uns beiden nicht gut nach dem Mittel. Ihn hat es noch
stärker erwischt als mich. Nach dem Anruf bei ihm habe ich einen
Flashback in den Camphora-Zustand bekommen (isoliert von mir und
meinem Leben). Das mischt sich im Moment noch zusätzlich
hinein.
- Bei meiner Freundin habe ich das Gefühl, dass sie mich mit
wenigen falschen Sätzen total verletzt hat. Das
waren so Situationen in der Art, man sagt dem anderen, dass man ihn
liebt, und dann kommt vom anderen: "Dein Schnürsenkel ist
offen". Wo man das Gefühl hat, die
Liebe wird überhaupt nicht gesehen, die kommt überhaupt
nicht an! Ich fühle mich total verletzt. Ihre Sätze
gingen wie Messer tief ins Fleisch. Es ist, als wollte sie
mein Gefühl für sie nicht sehen. Auf dem Weg
hierher hatte ich einen ganz starker Impuls, Schluss zu machen. So
kann man mit mir nicht umgehen! Fühle mich unfähig, ihr
ungeschützt entgegenzutreten, weil diese Sätze (diese
Messer) weiter sezieren könnten. Gedanke – verletzt und
trotzig – "Dann geht es eben nicht!"
Dabei Verbitterung, weil ich noch vor kurzem glaubte, in ihr so viel
gefunden zu haben, was mir gut tut. Wir hatten das Gefühl, es ist
eine ungeahnte Fülle da, auf der wir aufbauen könnten.
Bin verletzt und traurig, doch kann meine Gefühle nicht
in Worten ausdrücken.
- Vor der Verreibung starke Impulse bei uns Älteren aus der
Runde (T8, T9, T10), uns hier der natürlichen Hierarchie
eines Rudels zu fügen. Teilnehmer 10 ist der Boss, ich
ein Keiler im zweiten Rang und Teilnehmerin 9 die Muttersau darunter.
Jeder von uns hat ganz klar seine Aufgabe. Da gab es
auch überhaupt keinen Streit, das war für mich
selbstverständlich. Die kleinen Ferkel (die teilnehmenden
Schüler aus der Schule) sitzen zu beiden Seiten des Raumes wie an
den Zitzen einer imaginären Sau. (Siehe Abbildung 1) Zwei Ferkel
wollten noch ein Zigarette rauchen vor der Verreibung, dadurch
hätten wir warten müssen. Es war ganz klar, hier müssen
wir Keiler ein Machtwort sprechen! Große Abneigung, Teilnehmer
10 gegenüber zu sitzen und dadurch in eine ungewollte
Konkurrenz-Position zu ihm zu kommen, sondern möchte mich
ihm als dem höheren Keiler unterordnen (/Teilnehmer 10
saß erhöht, und die Muttersau Teilnehmerin 9 zwischen
uns).
- Großes Bedürfnis, mich einzufügen in eine
ganz natürliche Hierarchie. Eine erste Erfahrung in
diese Richtung hatte ich, als ich vor drei Monaten Schweinespeck als
homöopathisches Mittel genommen hatte. Damals träumte ich,
mir wurde die "Schweinekönigin" gezeigt. Es war eine
große schwarze Sau mit hellem Bauch, die auf einen Acker schritt
und sich dann genüsslich in der Sonne sielte. Ihre ältesten
Töchter und dann die anderen Schweine folgten in respektvollem
Abstand. Dazu sagte eine erklärende Stimme aus dem Off, dass
diese Schweinekönigin ganz aus sich in einem Rudel
entstünde. Die anderen Schweine würden irgendwann
spüren, dass sie die Königin sei und dann ganz
selbstverständlich diesem Gefühl folgen. Es war eine
Hierarchie, die ganz aus sich heraus kommt , ohne
irgendwelche Kämpfe oder Leistungen – einfach aus dem so
Sein. Einen solchen Traum hatte ich nach Schweinespeck nicht erwartet.
Ich hatte das Mittel nur wegen meiner Fressanfälle genommen.
Dabei geht es nicht um eine künstliche, gemachte Hierarchie,
sondern um eine Hierarchie, die völlig naturgegeben
ist (z.B. alt geht vor jung). Jede Position ist festgelegt.
Aber dadurch hat auch jeder seine Würde, weil die
Würde völlig unabhängig ist von der Position.
Denn deine Position in dem System hat man ganz einfach, weil
man als zweiter, dritter oder zwanzigster geboren worden ist. Das hat
dann nichts mehr damit zu tun, ob man eine Würde kriegt oder
nicht. Die Würde hast du eben trotzdem, egal wo du
stehst. Also du hast die auch wenn du als 20-ter im Glied stehst!
- Zugleich fühle ich mich aber vereinzelt,
draußen stehend, als Keiler nicht zur Sippe
gehörig. Nur ein Gast, wenn halt mal ein Keiler
gebraucht wird. (Die Schweine leben wohl so. Die Sauen sind im Rudel,
aber die Keiler gehören nicht dazu, sind Einzelgänger.) Ich
finde diese Vereinzelung nicht angenehm.
- Kopfschmerz stechend rechts, als schnitte ein sehr dünnes,
scharfes Seziermesser in meiner Schläfe umher
- Schwindel
- Gefühl, "Ich will nicht mehr!",
völlig entkräftet (/4 Bestätigungen)
- Mann und Frau wollen was völlig Unterschiedliches,
leben in zwei Welten. Wie soll das zusammenkommen? Ich sehe,
Teilnehmerin 9 neben mir reibt rechts herum, ich links. Wir reiben in
der selben Schüssel, aber es ist, als hätte der eine
mit dem anderen nichts zu tun.
- Mein Zustand ist gedankenleer, abwesend, fühle mich
wie ein Wesen ohne eigenen Willen, das nur dazu geschaffen worden ist,
im Stoffkreislauf der Erde eine Funktion auszufüllen:
Fressen, verdauen und das Produkt wieder ausscheißen.
Wie ohne eigene Aufgabe, ohne ein Selbst. Spüre meinen
Willen gar nicht (Abneigung, das Wort "ich" zu
schreiben ). Wie eine Bestrafungs-Inkarnation für
Carcinosin: spüren wie langweilig das ist, nur Organ ohne eigene
Aufgabe zu sein: Schlafen. Fressen. Leise Hoffnung, irgendwann ist das
vorbei. Sollen sie mich doch fressen – ich habe es nicht anders
verdient!
- Dumpfes Gefühl im Kopf doch zugleich Sticheln wie von kleinen
Nadeln im Vorderhirn.
- Ich sehe die Mädchen hier aus der Heilpraktiker-Schule und
freue mich an ihren angemalten Augenwimpern – das ist
schön, es ist erotisch.
Teilnehmerin 9
- Ich war sehr empfindlich gegen Geräusche.
- Absolute Reizbarkeit am Anfang und Aggressivität! Ich
hätte Amok laufen können! Ich denke "Wo bin
ich hier, was soll ich hier? Furchtbar!" (/2 Bestätigungen
T1, T12)
- Es fiel mir schwer, in irgendeiner Art freundlich zu
sein. Ich dachte, alle müssten weglaufen, weil ich so
unfreundlich bin. Habe mich sehr streng gefühlt und zu
abgegrenzt. Also ich war völlig alleine
(Teilnehmerin 2: "Alle haben grimmig geschaut!") Auch habe
ich mit niemand Kontakt haben wollen und Arroganz und
Überheblichkeit.
- Dann hat Teilnehmer 12 einmal gegrunzt – und danach war
alles anders! Ich habe mich plötzlich als
riesengroße Muttersau gefühlt und war
wahnsinnig freundlich und hatte ein liebevolles Gefühl zu
dieser Gruppe.
- Ich dachte, wie mein Nachbar Teilnehmer 10 mit dem Pistill umgeht,
ist ja wahnsinnig energisch! Da kamen auch sexuelle
Assoziationen. Dann ist mir schlecht geworden. (/Lachen der
anderen) Dann fand ich das alles lustig. Dann fing rechts Teilnehmer 8
auch an, heftig zu kratzen und zu rühren. (Zwischenruf:
Wir werden dich nachher woanders hinsetzen!) Nein, das ist gut hier,
so! Das ist schon stimmig. (T10: Das ist der Kraftplatz!).
"Keiler rechts und links total energisch. Zusammenkratzen,
aggressiv."
- Es waren immer ganz krasse Wechsel. Einen Moment
später war: Eigentlich gibt es niemand weiter auf der Welt
außer mir, völlig allein gelassen. Wahnsinnige
Traurigkeit, wollte es aber mit einer Aggression
überdecken. Will es nicht aushalten, kann es nicht
aushalten, bin so allein. Bin so klein – es ist furchtbar!
Stille ist nicht zum Aushalten.
- Dann wieder Gefühl von Muttersau. Ich hatte das Gefühl,
ich muss alle trösten, brauche aber selbst Trost und bin
völlig abgeschnitten und es funktioniert überhaupt nicht.
Ich darf diese Traurigkeit als Muttersau auch nicht zeigen.
Gefühl von weich, mütterlich, fürsorglich. Auch dieses
Gefühl der natürlichen Hierarchie (was
Teilnehmer 8 auch gesagt hat). Dann war das Mütterliche sehr
präsent. Zu allen Kontakt haben wollen, aber ich habe keinen
gekriegt. Habe mich ganz zart und weich gefühlt, aber
auch irgendwie traurig und durcheinander. Es war
durcheinander, von einem Gefühlszustand in den nächsten
abgewechselt: aggressiv – Gemeinschaftsgefühl.
- Nachtrag in der Pause: Ich erlebe das Mittel als total
heilsam für mich. Ich dachte, ich müsste mich irgendwie
besonders anstrengen, um hier als Muttersau akzeptiert zu
werden (die Teilnehmerin hat die Verreibung organisiert).
Aber ich bin es einfach! So wie du sagst –
diese natürliche Hierarchie. Das ist sehr
wohltuend!
Teilnehmer 10
-
Ich hatte zuerst das Gefühl, hier geht es um das Thema:
"Anpassungsschwierigkeiten". Jeder versucht, irgendwie mit
diesem Pistill und dem Mörser irgendwie klar zu kommen. Wie
komme ich in die richtige Technik des Lebens rein?
Dann habe ich selber verrieben und habe dann so
gespürt. Für mich ist das in der Milch so:
Die soziale Struktur und die ganzen Bindungen, die wir
haben, funktionieren alle über Bedürftigkeiten.
Also so: "Was brauche ich?" vorrangig. Und dann vielleicht
zweitrangig: "Was kann ich auch geben?" Aber ich habe vor
allem das Ziehen gespürt! Also hatte so das
Gefühl, vielleicht geht es da so bei dem Mittel um latente
gesellschaftlich akzeptierte Süchte. Also dass das so
akzeptiert ist, dass man so bedürftig ist, weil einen das
bindet. Ich musste viel an schmusen denken, an Sex, an
körperliche Bedürfnisse denken, weniger an was
Geistiges. Es sei denn, das Geistige wäre auch
körperliches Wohlbehangen. (Also, wenn man zum Beispiel was
Schönes hört, und das fühlt man körperlich, dann
wäre das auch okay.) Aber es geht nicht um das Geistige,
es geht nur um das körperliche
Wohlbehagen.
Ich hatte so das Gefühl beim Reiben, man will
gefüttert werden, man möchte genährt
werden.
Der Mangel wird aber hier als was Positives erlebt, denn er
bindet ja! Also eine richtige Akzeptanz zu seiner eigenen
Mangelsituation oder zu kleinen Süchten.
Dann ist das so ein bisschen umgekippt. Dann kam das Drama. Wenn ich
in diesem Mittel, in diesem Gefühl drin bin, dann habe ich das
Gefühl, ich möchte gern in dieser Abhängigkeit
bleiben! Also ich möchte eigentlich gar nicht erwachsen
werden. Das fühlt sich toll an, so süchtig zu
sein! Also von innen heraus kein Impuls, zu wachsen oder
erwachsen zu werden. Aber dabei natürlich das Gefühl
– das geht ja natürlich nicht! Das kippte immer so (was
du, Teilnehmerin 9, vielleicht auch erlebt hast.) Dieses Kippen: man
muss im Außen sozusagen was anderes zeigen, als was man im
Innen gern sein möchte. Also eigentlich fühlt man sich in
der Nestwärme sauwohl. Dieses kindlich bleiben wollen
ist eigentlich ein Bedürfnis. Das Gefühl, ich will
einfach nur Ruhe haben, und es ist alles gut so.
Ich habe aber das Gefühl, wenn man dem folgen
würde, wenn man so ganz kindlich bliebe, dann wäre man ganz
wenig aggressiv! Dann ist man ganz friedlich. Durch einen
äußeren Anspruch ist man wie gezwungen, was anderes zu
tun, und dann kommt man in diese Thema von Aggressivität
rein!
T8 |
Jetzt muss ich doch noch etwas
dazufügen. Denn die Sätze, die ich nicht gesagt
habe, passen total dazu.
Es war nämlich so, dass ich vor zwei Tagen mit meiner Freundin
zusammen war, und ihr davon erzählt habe, wie – als ich
sie das erste Mal gesehen habe – ich einen ganz starken Impuls
fühlte, sie zu umarmen, obwohl ich vom Kopf her damals dachte,
sie sei keine Frau für mich. Und ich habe sie jetzt, um es ihr
zu zeigen, so umarmt wie es da gewesen wäre, wenn ich dem
Impuls gefolgt wäre. Und ihr Antwortsatz war: "Vielleicht
hast du ja gespürt, dass ich einen Papa suche!" Also eine
ganz andere Ebene, die mich erstmal verletzt hat, weil ich ihr ja
als Mann gegenübertrete. Und dann ein-zwei Stunden später
kam das selbe Spiel noch mal, wo sie dann mit umgedrehten Rollen
sagte: "Na vielleicht suchst du nur ‘ne Mama!"
Und das ist jetzt genau das Thema, was du gerade erzählst. Das
ist ja irre! |
Teilnehmerin 11
- Mir ist permanent heiß geworden.
- Ich benutzte die linke Hand verstärkt, aber beim Abkratzen tat
mir die rechte Hand weh! Ganz viel rechtsseitige Symptome.
Rechts Kopfschmerzen, rechts Ohrenschmerzen. Dann war mir so, als ob
jemand pusten würde, da waren die Ohrenschmerzen weg, aber die
Kopfschmerzen kamen wieder.
- Schweiß auf Stirn, Augenbrauen und auf der Oberlippe (was ich
sonst nicht kenne)
- Habe ‚Gleichmaß der Dinge‘
hingeschrieben und weiß nicht, warum.
- Zahnschmerzen im Oberkiefer rechts (Zahnschmerzen in den
Backenzähne oben, beidseitig (/7 Bestätigungen)
- Gefühl von warmen Hände, die auch pulsierten
- Zum Schluss keine Lust mehr, mit dem Aufkratzen aufzuhören, zu
faul und zu träge, was aufzuschreiben.
- Gefühl, als würde etwas beim Reiben immer mehr
bremsen.
T10 |
Man sagt doch auch, man schwitzt wie ein Schwein! |
T9 |
Ist jemand noch was eingefallen, jetzt nach der Runde? |
T12 |
(/stammelnd) Also ich, ich, ... kann, also... |
T9 |
(/bemerkt, dass sie ihn vergessen
hat) Ach, siehst du! Ich wollte dich als erstes haben in
der Runde! Ich wusste irgendwie.... Entschuldigung! |
T12 |
(/anspielend auf seine Position im System) Das zwanzigste Ferkel eben. |
Teilnehmer 12
- Ich bin hier vorhin reingegangen und dachte, jetzt muss ich
explodieren, um mich rechtzufertigen (wegen dem
Rauchen vor der Verreibung). Der Dialog war fertig,
aber wurde nicht gefragt.
- Unzufrieden, musste auf dem Weg hierher schnell noch was essen,
und alles ist herunter getropft. Beim Rauchen wurden wir
autoritär nach drei Zügen rein gerufen.
- Beim Verreiben kam Langeweile, Desinteresse
– Was soll ich überhaupt hier machen? Ich wollte
nach Hause, aber war zu faul, nach Hause zu gehen! (/lachen)
Ich bleibe einfach hier liegen! Immerhin, alle 6 Minuten darf ich mich
ja hinlegen. (/kichern der anderen) Gefühl, als ob ich bekifft
wäre und die anderen auch (die sehen auch so aus)! Das
Desinteresse ist sonst nicht da bei mir!
- muffiger Geruch
C3
Teilnehmerin 2
- Nicht viel gespürt oder durchgemacht – es war einfach
nur etwas langweilig (/6 Bestätigungen)
- kalte Füße
Teilnehmerin 3
- Das war völlig anders als die C2. Eigentlich war ich nach der
Pause richtig gut drauf und bin dann schlagartig
eingeschlafen. Wurde munter, als ich wieder dran war.
Hatte aber nichts, gar nichts, war wie weggetreten. Was soll das alles
hier? Nach Hause gehen! Aufhören, Quatsch, ist
doch alles Blödsinn! Schweine-faul.
- Die Zeit wurde mir lang, ging nicht rum. Selbst die 4 Minuten!
- Zum Schuss war ich plötzlich wieder wach, lebendig,
habe aber keine Assoziationen gehabt.
Teilnehmer 4
- Es hat mich geärgert, dass wir die C2 wegwerfen sollten und
nur mit dem weitermachen, was in den Poren sitzt. (/Bestätigung
von T3) Alles war umsonst! Habe die ganze Zeit
geargwöhnt , dass ihr uns hier einen Placebo-Test
reindrückt. Wir rühren trotzdem weiter und glauben, dass das
Milch ist oder so. (/Bestätigung T7)
- Es war boring, langweilig.
- Kopfschmerzen sind ganz leicht von rechts nach links
gewandert.
- 40‘: Zum Schluss hat sich was verändert: Gefühl der
Leichtigkeit und als ob man wieder in Kontakt mit der Energie
kommt.
- Gefühl, als wären Felder in den Kniekehlen.
- Bocklosigkeit, abdriftende Gedanken.
- Das Gekicher der anderen am Anfang passte überhaupt nicht zu
meiner Stimmung, hat mich gestört! Zum Schluss war es aber wieder
ansteckend.
Teilnehmerin 5
- Mir war die ganze Zeit warm.
- Zeit ist nicht vergangen, hat sich endlos hingezogen!
- Ich konnte mich überhaupt nicht mehr konzentrieren, nicht mal
meine Kreise rühren. War total geräuschempfindlich. Irgendwie
war ich zeitweise wie in Trance, die Geräusche und das Schaben
kamen mir wie Musik vor, habe ich ganz intensiv wahrgenommen. (/4
Bestätigungen, T3, T7, T9)
- Meine Menstruationsschmerzen sind intensiver geworden, in den
Rücken gegangen (konnte gar nicht richtig sitzen) und kleine
Stiche im Bauch.
Teilnehmerin 6
- erst unzufrieden über das Wegwerfen der C2
- müde, Räusperdrang, es wurde dumpf im Kopf
- Ich habe ab der 2. Runde richtig schlechte Laune gekriegt. Ich war
so geräuschempfindlich – ich musste mir die Ohren zu
halten. Ich habe mich echt geärgert, wenn jemand
gekichert hat, habe das übel genommen. Ich kam mir ganz
blöd vor dabei. Zum Schluss der 2. Runde musste ich dann selber
wieder drüber lachen. Ich habe dann auch Kichern wieder als
ansteckend empfunden. (Also das ist dann wieder umgeschlagen). In der
Runde war mir auch ein bisschen übel. (/genervt) Ja, ich wollte
nur noch weg! (/lacht verlegen)
- In der dritten Runde habe ich gekichert und wurde auch wieder ein
bisschen wacher. Ich hatte immer noch Lust, weg zu
gehen und hatte Lust auf Sex und so. Ich
habe zwar erst zugestimmt, dass es langweilig war, aber eigentlich war
es genau so, wie Teilnehmer 8 meint: Es hatte was Interessantes, mich
dabei zu beobachten. Ich wollte zwar immerzu gehen, aber habe doch
gemerkt, da passiert was, und ich will es schon noch weiter
beobachten.
- Es war eine ganz starke Geräuschempfindlichkeit da (weil ich
nichts hören wollte!).
- Kopfschmerz hat sich von der Stirn nach hinten verlagert
Teilnehmerin 7
- Ich wollte schon in der Pause nur fressen!
(/lachen der anderen) So schnell wie möglich! Kopf in den Trog
– und einfach viel und schnell ! Das war schon
den ganzen Tag so, dass mir echt so schlecht war, dass ich mir in der
Pause Pflaumen holen musste, weil ich schon so viel gegessen
hatte.
- Die ganze Runde war so: Ich wollte einfach nur Schwein sein!
(/kichern der anderen)
- Zahn und Ohrenschmerzen und die Schleimhäute in der Nase und
den Nebenhöhlen waren sehr gereizt.
- Das Rühren war eine große Selbstverständlichkeit.
Das ganze Sein hat mich auf einmal erfüllt! Ich
konnte mich diesem Rühren so hingeben und dem Mörser! Auch
das Gefühl, in der Gruppe zu seinwar
total gut ! Ich habe mich hier gefühlt wie in einem
großen lauten und dreckigen Schweinestall, und alle grunzten. Es
war voll gut, ich habe mich hier voll wohl gefühlt!
- Misstrauisch bin ich auch geworden, obwohl ich auf der anderen
Seite auch irgendwie getragen wurde. So ein Hin und Her zwischen
Mistrauen und ...(?)
- Dann fing es auf einmal an, alles so dröge
und normal wurde!Dann war ich beherrscht von Lustlosigkeit,
Trägheit, Dummheit, Stumpfsinn, Ernsthaftigkeit. Als
Teilnehmer 8 so laut kratzte, dachte ich, dass dieser Eber
echt nicht das Recht hat, so laut zu kratzen und dass ich
viel lauter kratzen muss! Ich war total
jähzornigund
aggressiv!Diese Runde war irgendwie
wieerwachsen werden. Ich wollte nicht mehr
Ferkel sein! Ich wollte lauter sein! Total die Autorität
nicht mehr anerkennen! Kein Bock auf Ordnung. Ich habe auch
einfach die Füße dort so hingestreckt – das war mir
einfach egal!
- Ich hatte auch extreme Lust auf Drogen und auf
Sex! Da fiel mir auf einmal eine Freundin ein, die aussieht
wie ein kleines Ferkelchen. Sie ist auch so total
triebgesteuert . Mir fiel auch ein, dass ich mir
neulich ganz ekelhafte Pornozeitschriften angeguckt habe mit fetten
Frauen drin. (/kichern der anderen) Da fand ich das noch ekelhaft
– und jetzt fand ich das total ehrenvoll, denn die können
ja viele Ferkel stillen! Die können Milch geben und so. Ich fand
das irgendwie gut, diese Masse!
Teilnehmer 8
- Ausharren ohne Sinn und Verstand. Es ist langweilig, ohne
langweilig zu sein.
- Gefühl, als sei mir eine dicke Speckfalte im Nacken gewachsen
an der Hinterkopf-Kante bis zu den Ohren.
- Ich fühle mich wie unter einer Gleichgültigkeitsdroge.
Ich nehme den Körper nicht mehr wahr, nur noch etwas den Kopf,
und der ist dumpf wie ein Watteband um den Kopf, unter dem es ein
bisschen kribbelt, dabei gedankenleer.
- Sehe uns hier so liegen und denke "Wie ein
Rudel " (Ungefähr ein Drittel der Teilnehmer lag
während der C3 wie hingeworfen kreuz und quer über den
Teppich.) Meine Nachbarin Teilnehmerin 9 lachte sich halbtot über
die kleinen ungelenkten Ferkel, bei denen es mit dem Rühren noch
nicht so klappte (öfter mal fiel ein Stößel aus der
Hand).
- Keine Lust auf Reden.
- Dumpfheit mit feistem Nacken. Das ist wie Bayern ohne Denken.
(Feister Nacken und Dumpfheit ist für mich ein bisschen so wie
Bayern.) (/lachen von anderen)
- betäubtes Brennen in der Mundschleimhaut.
Teilnehmerin 9
- (angeödet, genervt) Ich habe jetzt auch überhaupt keine
Lust zu reden!
- Für mich war das Rühren so wie Stimmen hören.
- (/liest mit leicht ironischem Tonfall vor) Dumpfheit, Leere, naiv
belustigt, angenehm dumm. Ungeschickt. Blöd. Möchte gerne
Selbstgespräche führen, dumm vor mir her quatschen.
Dümmliches Grinsen im Gesicht. Ach wie schön!
Rührgeräusche bringen mich in ein Trancegefühl.
- Kein Gemeinschaftsgefühl mehr, nicht mehr
das Gefühl, die Muttersau zu sein. Es ist
individueller.
- Vergesse verträumt die Zeit.Kann
mich an überhaupt keinen Namen mehr erinnern! Es war
für mich fast unmöglich, die Uhr abzulesen und euch zu
sagen, wann ihr rühren soll, wann ihr nicht rühren sollt,
was ihr überhaupt machen sollt. Das hat überhaupt nicht
hingehauen! Nicht ganz da, müde. Verstehe überhaupt
nicht, was die da alle machen. Ach ja, die kratzen –
aber was ist das bloß?? (/kichern von anderen)
- Dann war mir anders: Könnte quietschen vor
Vergnügen! Kindlich naiv (Denke an Hyoscyamus). Ich kann
nicht mehr denken, bin verwirrt. Überhaupt kein Zeitgefühl
mehr. Aber ganz viel Liebe, glücklich.
Gefühl von Gesichtszüge entgleiten mir. Das war für
mich richtig ein Problem – ich bin mit der Zeit nicht mehr klar
gekommen, die gab es irgendwie nicht richtig! Mir fallen
Wörter nicht mehr ein. Ich wusste z.B. nicht mehr, wie
das männliche Schwein heißt. Ganz unruhig aber auch.
- Dann sah ich euch hier liegen und dachte "Ach Gott
ist das eine debile Gruppe – ist das toll! (/lachen der
anderen) Ich habe mich dann nicht mehr so als Muttersau gefühlt,
sondern auch so mittendrin gefühlt! So: Gott, sind wir alle debil
und blöd! Es war auch ganz lustig, nett, irgendwie! Ich kann
dieses Debile aber auch schwer irgendwie aushalten und muss deshalb
auch so rumkichern .
- Zum Schluss wurde es bei mir immer schwerer und noch schwerer. Ich
konnte selbst das Pistill nicht mehr halten. Ich versinke, so schwer
bin ich! Mir ging alles zu schnell! Ich war viel zu langsam für
die Zeit. Zum Schluss ist auch irgendwie ganz viel passiert –
aber ich kann mich nicht mehr dran erinnern.
Teilnehmer 10
- Ich habe auch keine Lust, zu reden, bin sprechfaul. Ich habe ein
bisschen Blähungen bekommen. (Ich habe also deine Blähungen
bekommen, Teilnehmerin 5, die du jetzt nicht mehr hast). (/lachen der
anderen) (Teilnehmerin 5: "Entschuldigung!") Es hat so eine
Gruppendynamik, wahrscheinlich.
- Ein bisschen denkfaul war ich auch, aber so ganz träge kam
dann doch etwas durch meinen Kopf.
- Und zwar geht es hier um eine Erfahrung der Ordnung einer
Gruppe, die eben friedlich ist, und die auch friedlich gehalten werden
kann.
- Ich dachte dann so im Kontrast an einen Vortrag auf den
Homöopathietagen über Lac lupi, wo die Gruppe so aggressiv
gehalten wird, wo es dauernd Kämpfe gibt um die Hierarchie.
Für mich ist es hier genau anders herum. Es ist unheimlich
friedlich. Also diese ganzen Bindungen nach Bedürfnissen, die
machen eher so eine Ruhe! Denn keiner will höher hinaus, als das
was man eben... – also wenn man befriedigt wird, ist man
glücklich, und dann will keiner weiter hinaus. Keine
Ambitionen, keine Wachstumsgesellschaft! Irgendwie ist das
für mich so eine Milch für eine
Clan-Erfahrung . Wenn man so eine Gruppe hat. Da habe ich
mich erinnert, es gibt im Zoo so ein Schweine-Gehege mit
verschiedensten Arten. Und da ist eine Schweinegruppe, da steht sogar
auf dem Schild drauf, die haben ihre Bindung über den
Geruchssinn! Also die Clan-Zugehörigkeit geht über den
Geruch und es ist ganz tief. Das bindet die wie unabwendbar.
Ich habe das Gefühl, in dieser Schweinemilch wird unsere
Clan-Zugehörigkeit genährt. Oder vielleicht zeigt die uns
aber auch, wo wir gar nicht hingehören? (Also ganz ohne
Aggression jetzt!) Da kamen mir auch Bilder in den Kopf, wo ich gar
nicht hin gehöre, wo ich ganz ruhig sagen kann "Das ist
nicht mein Ding." Das Gefühl wird vielleicht auch
genährt, wozu man gehört, und wozu man nicht
gehört.
- Und dann eben auch das Thema natürliche
Hierarchie, die eben ohne Aggression abgeht.
- Zum Schluss hatte ich das Gefühl: Eigenartig – es
heißt doch immer "Du bist ein Schwein", wenn man eine
Regel verletzt. Das ist für mich dann so komisch gewesen. Es
müsste eigentlich heißen – "Werde ein
Schwein!" Das ist eigentlich falsch ausgedrückt. Mann muss
sagen "Werde ein Schwein – und dann hältst du die
Regeln freiwillig ein, ohne dass du die Regeln verletzt!" Also
insofern ist die Assoziation "Schwein" richtig, aber eben im
umgekehrten Sinne.
Teilnehmerin 11
- (/eher ernst) Bei mir war das alles ganz anders. Ich hatte nur
Bilder richtig gesehen. Es fing eigentlich damit an, dass mir in der
ersten Runde zu wenig im Mörser drin war! Da habe ich gedacht,
"Das wird nie was!"
- Dann tat mir der rechte Schulter weh und ich habe fast
ausschließlich nur noch mit links gedreht. Ich hatte das
Gefühl, als müsste ich den Stößel beim Drehen
auch noch mal drehen.
- Irgendwann kamen dann Bilder von tanzenden Menschen um das Feuer,
die so lange tanzen, bis sie umfallen.
- 10': Dann wurde mir kalt. Mein Nachbar, Teilnehmer 10
rührte. Irgendwie sah ich ihn mit dem Mörser und habe
gedacht, "Komisch, bei ihm ist der viel größer als bei
mir!"
- 20‘: Dann musste ich auch mal die Richtung wechseln, was ich
sonst nie gemacht habe, habe im Uhrzeigersinn gedreht. Wärme
dabei. Dann am irgendwann das Bild: Etwas ganz
gleichmäßiges und – ich weiß nicht, ob ihr das
kennt – früher auf den Dörfern gab es so
Backhäuser, wo es diese großen Knettröge gab. (Das
wurde immer in Gruppen gemacht.) Dieses Drehen war irgendwie wie Brot
kneten. So in aller Ruhe und in Gesellschaft. Irgendwann ging es dann
über in einen lichten Eichenwald, wo Hausschweine von den Hirten
die Eicheln fraßen und vergnügt quietschten. (Irgendwie
ging es ständig um Essen!) Stellenweise Futterneid. Bei meinem
Nachbarn ist der Trog viel größer als bei mir!
Teilnehmer 12
- (/ruhig, mit voller Stimme) Dass der Stößel
größer ist bei Teilnehmer 10 und andern, das hat mich
gestört. Weil ich dachte, meine Schulter tut mir weh einfach nur,
weil ich hier so kleine Drehungen mache.
- Angefangen hat es bei mir mit
Schuldgefühlen, weil ich die anderen nicht so
wahrnehme und nicht honoriere, dass sie da sind.
Fand schade, dass wir uns nichts zu sagen haben, aber ich
wollte auch auf keine Fall was sagen und ich wollte auch nichts
hören! (/lachen der Gruppe)
- Dann ging es los beim dritten Rühren: Traurig. Ich finde mich
blöd! Dann überhaupt gar nichts mehr.
- Träge. "Was ist dröge?"
- Die Zeit kam mir super kurz vor (verändertes
Zeitempfinden ). Aber in der Pause als ich draußen
stand, habe ich die Regentropfen so richtig langsam beobachten
können, wie sie runter fallen. Sie sind ziemlich langsam
gefallen.
- Froh bin ich eigentlich jetzt oder erleichtert, weil es so eine
Gruppengeschichte ist, weil es mit allen so
bergab ging. (/Kichern in der Gruppe) Es wäre wirklich
verheerend, wenn ich es als einziger dröge oder träge finden
würde. Da müsste ich mir gleich wieder
überlegen, ist es jetzt noch richtig, war es die
richtige Entscheidung und ist der ganze Weg richtig, den ich
eingehe?
Teilnehmerin 1
- Ich fand es... es zieht sich so hin ... ich fand es echt
unerträglich! Dann habe ich uns angeguckt und sah uns als
eine Gruppe von Geistesschwachen, fand das alles so
dumpf und leer ! Es war alles so leer! Ich habe mir
Sachen vorgestellt, die sonst schön sind, aber ich habe nur
geguckt und da war alles nur leer und ... dumpf! Aber mit dem Kichern,
das ist komisch! Entweder ist man ewig traurig oder muss doof
rumkichern! Ich dachte mir nur so "Hm, Jaja, Hm."
Und habe weiter gemacht. Gleichgültig. Der
Zustand ist echt schrecklich! Echt!
T10 |
Alle, die jetzt nach Hause gehen, bleiben dafür ihr Leben lang drin! |
T9 |
(/qietschig) Jetzt gibst du hier so
ein bisschen die Energie rein, die hier im Raum ist! |
T10 |
Welche? |
T9 |
(/lacht) Die aggressive! |
T10 |
Nee, das ist alles freundlich.
(/Lachen der Gruppe) Ich wollte euch nur einen Tip für den Rest
eueres Lebens geben. (/Lachen) |
T4 |
Mir ist noch eingefallen: Diese
Gruppenschau, die hier jetzt öfter auftauchte, die hatte ich
auch! Aus kosmischer Sicht heraus, dass man das im Ganzen sieht. Wie
die kleine blöde Gruppe hier hockt und ihre Schälchen
reibt und dann in Beziehung zur Erde und so weiter. Das Bild mit den
stumpfen Deppen hier, die ihre Schälchen reiben. |
T9 |
"Sinnlos" hatte ich auch! |
T6 |
Ja, absolut! |
T12 |
Mir ist aufgefallen, dass ich
gesättigt bin und befriedigt. Es gibt ganz weit
draußen noch eine unglückliche
Liebesbeziehung, aber das ist einfach weg. Das ist nicht
mehr nötig, hat sich gelöst. Ich will heute auch nichts
mehr machen, nicht trinken, brauche auch nicht mehr
rauchen. |
T10 |
(/flüstert) Das habe ich ja gesagt! |
C4
Teilnehmer 8
- Sofort mit Einsatz der C4 ist plötzlich große Unruhe in
mir, Aufbruchstimmung , obwohl immer noch leer im
Kopf (also ich denke nicht, ich müsste aufbrechen, sondern ich
fühle es). Phasenweise plötzlich ganz klar im Kopf und
klarer Blick, als sei ein Vorhang weggezogen zwischen der Umwelt und
mir.
- Gefühl, plötzlich erwachsen zu werden, sich vom
Rudel verabschieden, seinen eigenen Weg gehen. Dabei auch
sehr traurig, diese traute Gemeinschaft zu verlassen. Ich sehe euch an
und empfinde, als ob ich mich von Menschen verabschieden müsste,
die ich gern bei mir hätte und von denen ich mich nun doch
trennen muss (ohne dass ich es will, eine Kraft will das). Das tut
weh. Zugleich spüre ich es wie eine elementare,
naturgegebene Aufgabe, der ich jetzt zu folgen habe
– so wie vorher die Hierarchie naturgegeben war. Ob ich mich dem
fügen will oder freiwillig gehe oder nicht, interessiert gar
nicht. Ich habe zu gehen! Wenn ich dann immer wieder hoch schaue und
den einen oder anderen von euch ansehe Freude, dass ihr noch da seid,
dass man sich noch mal trifft. Ich finde das schwer auszuhalten, einer
höheren Macht gehorchen zu sollen und einen Weg geschickt zu
werden, von dem ich nichts weiß – weg aus dem Rudel. Der
Wunsch, dass die Familie bleiben möge, ist ganz stark.
- "Erwachsen werden heißt, nicht mehr an der
Zitze zu liegen." Diesen Satz höre ich in mir. Wie
sollen wir das tun, wenn die Bedürftigkeit doch
aber bleibt in uns?
Ich höre keine Antwort, aber ich spüre einen ganz
deutlichen Impuls: Lasst uns das einfach in der Partnerschaft
weiterspielen von Zeit zu Zeit. Mal bin ich die Sau und mal du, mal
bin ich das bedürftige kleine Ferkel, und mal du.
Großer Wunsch, dass dieses Bedürfnis vom anderen geehrt
wird! Dass es der Partner ehren möge bei sich selbst und darum
auch bei dir! Dass kein schneidendes analysierendes Wort
dazwischenfahren möge. Sondern man es stillschweigend tut und so
sein lässt. Man ehrt es, indem man nicht darüber spricht,
sondern es tut – ohne zu denken, einfach im Sein. Dass
es einfach so sein darf: Wir sind auch Kinder.
Gestern in einer Lycopodium-Trance sollten wir Kontakt aufnehmen zu
dem inneren Teil, für den wir uns am meisten schämen, der
uns am peinlichsten ist. Dieser Teil ist mein inneres Baby. Es sehnt
sich nach gehalten werden und nach genitaler Berührung. Es ist
sehr schwer für mich, diesen Teil zu zeigen (oder auch jetzt
davon zu sprechen vor euch), denn in diesem Baby bin ich wirklich
völlig schutzlos und völlig ausgeliefert. Wir sollten uns in
der Trance vor diesem inneren Teil verneigen und ihn ehren. Das war
eine wundervolle, tiefe Erfahrung von Frieden und angenommen sein.
Erwachsen werden heißt: Nimm dich mit allem.
Liebe heißt: Ich nehme dich mit allem.
Teilnehmerin 9
- Es ist diesmal irgendwie nicht so einfach für mich. Bei der
C4 war für mich dieses Mal zum ersten Mal ein Hauch von
Aggressivität. Ich war überhaupt nicht aggressiv, aber als
ihr beide gequatscht habt und sie dann sagte "Psst!" –
das war total schön, denn Teilnehmer 12 hat kurz gegrunzt, sie
(Teilnehmerin 1) hat darüber gelacht und damit war irgendwie
okay, aufgelöst. Das war total Klasse! Das habe ich als total
stimmig in diesem Rahmen erlebt. Also ein bisschen was aggressives ist
schon da, und darf auch sein – aber es wird irgendwie gut
genommen, es wird gut mit umgegangen!
- Ich habe bei der C4 viel mehr die Andersartigkeit der
anderen erlebt, viel mehr
Individualität. Aber ich musste dabei
überhaupt nichts bewerten, auch nichts verstehen. Es war alles
so, wie es war, in Ordnung. Das war für mich ganz
wichtig, nicht werten zu müssen: "Ich bin besser als
der." oder "Der ist schlechter oder besser als ich."
oder "Ich bin größer oder kleiner" ...
(/nachdenklich) Es war für mich so einfach stimmig.
- "Mit Liebe und Güte die Andersartigkeit der
anderen anzuerkennen" – ohne zu werten, was besser
oder schlechter ist, weil es das einfach nicht gibt. Die
Individuen in der Gesellschaft verändern sich, wachsen –
und trotzdem bleibt so eine liebevolle Vernetzung untereinander
bestehen. Und die Gesellschaft bleibt trotz Veränderung
in Liebe und Respekt zusammen.
Teilnehmer 10
- Ich hatte ganz spannende Symptome. Ich hatte das Gefühl, mein
ganzer Speichel wird plötzlich scharf und bitter wie Rettich! Was
ist da los? Dann habe ich gemerkt, das ist alles Tabak! Ich habe zwar
nie geraucht, aber dadurch dass man hier lebt, raucht man immer mit!
Da habe ich gedacht, das ist eine totale
Tabak-Entgiftung jetzt in der C4! Das fand ich so
spannend.
Ich habe schon zwei Mal Tabak verrieben. Und da ging es nach meinem
Verständnis darum, dass wir durch die Tabak-Pflanze wie durch ein
Geheimnis in sowas gucken, wie die Kultur aufgebaut wird – und
zwar in so einer Weise, dass wir eigentlich nur austauschbare Teile
sind! Also wir gucken da in sowas ganz Grausames rein durch den Tabak,
als ob wir da in ein Geheimnis schauen können.
Da habe ich gedacht, das ist ja irre: Jetzt bei der
Schweinemilch ist es genau anders herum! Die entgiftet mich von dem
Tabak-schauen, denn hier baut sich die Gesellschaft oder das soziale
Gefüge nicht so auf, dass wir benutzt werden (also wir sind
sozusagen nur ein Teil von sowas Großem und werden da
reingestellt und müssen unseren Job machen. Und wenn wir nicht da
sind, kommt der nächste rein. Wir sind quasi wie beliebig.)
Sondern ich habe das Gefühl in der C4 der Schweinemilch, wir sind
hier wirklich ganz extrem wir selbst! Also unser Individuum – so
wie es ist – das ist genau so gewollt, und im Grunde machen die
Subjekte selber die Kultur aus! Die Kultur ist nicht
was künstliches Größeres und wir sind wie kleine
Hampelmänner darin.
- Mir kommt das so vor wie: Das sind zwei verschiedene Wahrheiten!
Die gibt es beide. Die sind beide real – aber die stehen sich
gegenüber! Als ob die Schweinemilch uns etwas
anderes zeigt: Wir können jetzt selbst unsere Kultur
aufbauen. Wir machen das mit unserem Eigensein, mit unserer eigenen
Identität machen wir die selber! Im Gegensatz zum Tabak, der uns
eine verselbstständigte Macht zeigt, die da ist.
- Dann musste ich daran denken, dass es das Gegenüber auch so
bei Aufstellungen gibt. Bei Aufstellungen geht es um die Form
– das heißt, man stellt eine Form auf und dann wird jemand
reingestellt und er erlebt das, weil er da jetzt steht! (Man
könnte auch jemand anderes nehmen, der würde das
ähnlich erleben.) Da ist die Form das Entscheidende! Und jetzt
bei der Schweinemilch ist der Stoff das Entscheidende! Das
heißt, du selbst mit deinem Fleisch, mit
deinem Schwitzen, mit deinem Geruch, mit
deinem Körper – du bist es, der da gemeint
ist! Du könntest nicht jemand anderes dahin stellen,
denn der hat einen anderen Geruch – und dann wäre das ganz
anders!
- Also das Gegenüber von Form und Stoff ist jetzt hier. Das
Schwitzende und ganz Körperliche bei der Schweinemilch im
Gegensatz zu den Aufstellungen, wo es nur um die Form und den Geist
geht, also etwas inmaterielles letztendlich, was ja auch da
ist. Das ist ja beides real. Das fand ich ganz spannend. Deshalb habe
ich dann meinen Tabak-Geschmack auch verstehen können.
- Zum Schluss für mich: Man ist immer selbst gemeint
bei dieser Milch! Es hat was urwüchsiges und ist das Gegenteil
von künstlich und von seelenlos . Ich musste denken, man
sagt sonst: Eine Kultur macht aus, dass man die Triebe sublimiert und
das man daraus was Edles macht, so wie "Triebveredelung"
(Das kennt ihr auch, diese ganzen Wörter). Also dass man aus dem,
wie wir sind, etwas Besseres macht. Bei dieser Schweinemilch
habe ich das Gefühl, da ist der Trieb genauso gemeint,
und der wird gelebt – und das ist was ganz Direktes, was
Unmittelbares! Das ist unverhüllt, das ist unversteckt,
das ist eigentlich – und steht unserem normalen, was wir als
Kultur empfinden, genau gegenüber!
Und deshalb eben diese Schimpfwörter "Du Schwein!".
Das ist wie ein Austritt aus der Kultur, zu sagen, du
veredelst deinen Trieb nicht, du machst nichts Edles, sondern du bist,
wie du bist. Du bist ein Schwein und machst im Grunde die
Kultur da auf die gegenüberliegende Weise, eben nicht auf
Tabak-mäßig.
(Zwischenruf von Teilnehmer 12: "Da kann auch fast Neid drin
sein. Du Schwein! Wir fügen uns.")
Ja Genau! Wie geben unser Urwüchsiges auf, und veredeln das und
machen daraus was Künstliches, Edles. Das hat ja auch Vorteile.
Ich will jetzt nicht sagen, dass das eine gut und das andere schlecht
ist. Nur die Perspektive hier ist eben genau die: Jetzt ist
das Eigentliche, das Urwüchsige dran!
Teilnehmerin 11
- (/abgeklärt, ruhig) Bei mir war in der C4 etwas ganz
klares, ruhiges, ein Gefühl: So muss es sein! Im Prinzip
hatte ich das Gefühl, ich könnte hier noch stundenlang weiter
sitzen und drehen. Als wenn schon alles gesagt
ist.
- Irgendwann wusste ich einfach nicht mehr, wie oft schon verrieben
wurde und wie oft noch muss und es war in Ordnung. Ich dachte,
"Abwarten! Jemand sagt dann schon, wie es weiter geht! So muss es
sein. Es ist alles in Ordnung."
Teilnehmer 12
- Das habe ich auch so erlebt.
- Mit der Zeit und dem Abwechseln bin ich durcheinander
gekommen.
- Ich habe mich wohl gefühlt.
- Dazu bekam ich die bekannten Blähungen. (Zwischenfrage von
T10: "Jetzt hast du sie gekriegt? Die gehen im
Uhrzeigersinn rum!")
- Dann taucht Zufriedenheit auf. Und auch, dass ein
Meckern auch keine Unruhe bringen würde. Also das Bewusstsein,
ich könnte jetzt einfach anfangen, an jemand was
rumzumäkeln, und das könnte ich einfach so sagen. (Z.B.
"Mir ist noch gar nicht aufgefallen, was du da am Hals
trägst. Das sieht aber komisch aus oder blöd." Das
könnte ich einfach so sagen.)
- Der Individualismus ist stärker da bei jedem
und er ist völlig gut. Er steht keinem anderen im Weg.
- Mir fällt auf, ich hatte vorhin die ganze Zeit zu euch
geguckt, weil ihr dran ward. Und ich hatte euch jetzt auch vergessen,
weil ich mir so sicher bin, dass sich da nichts bewegt oder dass mir
keiner in den Rücken fällt.
Teilnehmerin 1
- (/verwirrt) (lange Pause) Ich? Muss ich meinen Namen sagen? Also
ich weiß nicht mehr, welche Reihenfolge ich hatte. (/Wendet ihr
Blatt hin und her und dreht es.) Ja, weil ich das Blatt so komisch
gedreht habe. Auf jeden Fall... (/Blättert wieder). Ich glaube,
das war gleich am Anfang. Ich habe da aber "Zweite Runde"
stehen? Ich glaube, es war die zweite Runde von der dritten Runde?
(/die anderen kichern verwirrt) (/stockend) Und da musst ich dann
ständig... Als Erstes war dann wahrscheinlich, weil ich so...
Nee, es kam ständig wieder die Erinnerung an die zweite Runde, wo
wir das Andere genommen haben und der Kontrast war viel stärker.
Also ich hätte das schon ewig aufgeschrieben oder hatte das im
Kopf. Ich hätte das in dem Augenblick viel besser erklären
können, was ich da empfunden habe, als in dem Augenblick, wo ich
drin gesteckt war. (/Die anderen schauen verständnislos auf ihre
Worte) Den Kontrast habe ich dann ganz klar gesehen und war
natürlich ewig froh. Ja. Und dann, beim zweiten Mal oder beim
dritten Mal, als ich wieder dran war, war ich auch wieder ewig
ungeduldig und hippelig plötzlich.
- Draußen in der Pause habe ich mir auch überlegt, wenn
ich jetzt heimgehe und gehe ... das war auch so ein Thema, aber ich
habe es nicht weiter gesponnen. (Ja, es ist ein bisschen konfus.)
- Ich habe auch ganz große Klarheit . (Das
hat ja Dings auch gesagt.) Also vorher war echt alles Brei und Sumpf
und dann war alles wieder klar! "Wieder mehr bei Sinnen."
Das Dumpfe war weg und ich konnte wieder spüren und fühlen,
was ich vorher eben nicht konnte. Oder vielleicht doch? Ich weiß
es nicht. Ich habe das auf jeden Fall so aufgeschrieben.
- Dann hatte ich noch Ruhe. Vorhin wollte ich immer nur weg, und
dann konnte ich da bleiben, konnte im Augenblick sein. Die Zeit war
auch egal (wo sie vorher eben so lange gedauert hat). Das im
Augenblick sein ist toll, das ist echt was Befreiendes!
Teilnehmerin 3
- Es war wieder anders als die C3, aber irgendwie so ähnlich
vielleicht ein bisschen wie bei Teilnehmerin 2.
- Die Zeit war nicht mehr so lang gedehnt, wie in der C3. Heitere
Gelassenheit. Hingabe, aber nicht an Personen gebunden, sondern mehr
an das Mörsern. "Mal sehn, was da kommt." Aber
irgendwelche Symptome kann ich nicht behaupten, dass ich die
hätte. Ich hatte auch nicht Assoziationen, die irgendwas mit
"Schwein" zu tun hatten. Ich glaube, ich hatte innerlich
beschlossen "Du hast mit Schwein nichts zu tun!" Ich
weiß es nicht.
- Ich habe auch an alles Mögliche gedacht, habe mich aber dabei
wohl gefühlt.
- Ich habe bei Teilnehmer 4 beobachtet, wenn er Pause hatte: er
legte sich hin, sprang wie eine Feder hoch und schrieb! Das hat er 2
oder 3 mal gemacht!
Teilnehmer 4
- Es war für mich bisher am intensivsten. Ein ständiges
Bild von einer reibenden Gruppe, wie sie hier steht und rührt.
Ich fand das so lächerlich und witzig und konnte
mich nicht halten. Ich war dabei sehr heiter. Als es ums
Zusammenkratzen ging, war ich eifrig dabei und stolz, "Ja ich
habe als erster mein Häufchen zusammengekratzt!"
- Ab der 2. Runde ging das mit der Lacherei richtig los. Sobald ich
jemand anderes habe reiben sehen, musste ich lachen! Da kamen mir
dabei immer so Assoziationen hoch, die teilweise nicht ganz
stubenrein waren. Hier waren zum Beispiel die zwei Mädel
mit dem großen Schwengel. Sie stand mit ihrer Decke im
Hintergrund und ich dachte, "Was ist hier los?" Sie hingegen
stand die Beine breit und hat so gemacht! Und er, der
große Junge Teilnehmer 12 mit seinem ernsten Blick in seinem
kleinen Mörser reibend und wie er sich vorher so beschwert hatte,
dass sein Töpfchen zu klein wäre. (/Die anderen lachten sich
halbtot, während er das erzählte.)
- Ich hatte dabei vor allem am Anfang ein großes
Interesse an Augenkontakt, was vorher nicht der Fall war.
Hatte das Gefühl, es wird so eine Gruppenenergie
frei. Irgendwo fiel mir auf, wenn ich aufgehört habe zu lachen,
dass ich der Einzige war, der gelacht hat! Das war mir dann sehr
unangenehm! Es sind dann immer auch so unangenehme Pausen entstanden.
Du, Teilnehmerin 9 hast z.B. so eine unangenehme Haltung angenommen.
Ich wollte mein Lachen dann nicht mehr rauslassen. Dann kam mir eine
Wahnidee, mein Lachen verunsichert die anderen . Weil
er glaubt, dass er mit seinem Lachen andere verletzt oder sie
beschneidet. Deshalb habe ich dann auch mein Gesicht abgewand. Ich
wende mich ab – und das Schwein lebt im Dreck. Als
Strafe, weil es über die anderen lacht, geht es freiwillig in den
Dreck und schneidet sich damit auch vom Sauberen und vom Guten
ab.
- Beim Reiben habe ich besonders zum Schluss genossen, das war wie
Pflügen durch den Schnee – das war toll. Danach hatte ich
eine ruhigere, nachdenklichere und reflektierendere
Stimmung.
- Die Zeit kam mir sehr lang vor.
- Diese Situation mit dem Lachen und der komischen Pause hat mich
sehr an LSD erinnert. Ich hatte teilweise ein Gefühl, wie
auf einem Trip.
Teilnehmerin 5
- Ich fühle mich ganz anders als vorher. Ich glaube, fühle
mich wieder normal. Vorher war ich echt ein bisschen daneben! Ich
fühle mich eigentlich gut, aber inzwischen sitze ich wie auf
Kohlen. Es ging mir doch schon ein bisschen zu lang. Ich bin froh,
wenn ich jetzt den Tag endlich abschließen kann!
- Ich habe durcheinander gebracht, wann ich dran bin. Obwohl ich
ungeduldig bin, kam es mir nicht langweilig vor. Die Zeit verging
trotzdem schnell.
Teilnehmerin 6
- Ich hatte auch das Gekichere zwischendurch. (/kichert sich erst
mal dabei halbtot)
- Was ihr mit dem Individualismus gesagt habt, das hatte ich
eigentlich die ganze Zeit. Ich habe mich sehr als
Individuum empfunden. Ich habe sehr stark
gefühlt, dass ich einfach nur ich bin. (Also ich habe
nicht so ein Gruppengefühl gehabt – nicht erst in der C4
sondern eigentlich schon die ganze Zeit. Aber auch nicht negativ
sondern eigentlich ganz angenehm: Jeder ist so in seinem.)
- Ich musste auch ganz viel lachen, dass wir hier so stumpf
rumsitzen und rumreiben!
- Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wer am Anfang neben mir
gesessen hat. Dann hatte ich das Gefühl, als ob meine Haut ganz
schlecht ist, als ob hier etwas sprießt, obwohl ich eigentlich
eine ganz gute Haut habe. Es war alles so unrein! Wenn ich
gerade nicht am Kichern war, war es nicht mehr so Lust auf Sex (im
Gegensatz zur C3), sondern sinnlich und schwärmerisch,
kuscheln – wie Schmetterlinge im Bauch.
Teilnehmerin 7
- Ich kam aus diesem Schweinsein und Tiersein völlig heraus!
Jetzt fühle ich mich fast schon als Mensch und auch euch allen
gegenüber sehr, sehr fremd! Erst war das befreiend.
"Klarheit, schlau, gelassen, sehr friedlich und
gerade. Tiersein setzte ich gleich mit unterwürfig,
nieder, triebhaft sein.
Jetzt bin ich wieder Mensch, richte meine Wirbelsäule auf, atme.
Der Raum ist hell und hoch – genau der richtige Platz für
Menschen wie uns! Dem Himmel entgegen, dem Gott aufgeschlossen,
Weisheit zu empfangen, sich dem Animalischen zu entheben. Es ist ein
großer Genuss, das Licht und das Feuer zu besitzen. Wir sehen
uns, während der Schweinestall dunkel ist! Hektik – ja
Hektik ist gut! Jetzt weiß ich, warum wir U-Bahnen haben, Uhren
und Fernseher. Ja, wir Menschen sind genial!"
- Aber jetzt ist es schon echt unangenehm, Mensch zu sein. Ich
würde jetzt lieber wieder Schwein sein!
T12 |
Die ganze Sache kam mir vor, wie so ein Rausch. |
T4 |
Ja, wie auf Trip. (/andere stimmen zu) |
T10 |
Und, habe ich euch zuviel
versprochen, dass ihr erst in der C4 wieder herauskommt? |
T1 |
Ja, runterkommt. (/mehrere Teilnehmer betätigen das.) |
T10 |
Ja, ohne die C4-Verreibung wärt
ihr euer Leben lang drin geblieben! Es geht mir nur darum, dass hier
erlebt, wie unterschiedlich diese C-Stufen sind! |
Olaf Posdzech
Januar 2002