Synthese von Bovista lycoperdon (Bovist)
Olaf Posdzech
Stoff: Lycoperdon perlatum (Bovist, ein Staubpilz)
vorläufige Version: Nov 2005*1
Essenz
- Zustand von nicht im Tao sein, in ungesunder Einseitigkeit
sein
-
- unausgeglichen zwischen geistig/spiritueller Selbstarbeit und
körperlichen/emotionalen Bedürfnissen
- „Ich zeige dir, wo du nicht mehr im Tao bist. Du
hast die Freiheit, über deine Grenzen zu gehen – doch nur,
um sie zu erkunden. Es ist kein Dauerzustand gut. Ich bin nicht dazu
da, dir eine Vision oder so etwas zu geben. Ich zeige nur, wo dein
Nicht-Fließen ins Absurde kippt. So kann ich ein
Krankheits-Erkenntnis-Mittel sein.“
In welchem Lebensbereich ist man in einem unausgeglichenen Muster? Tao
ist ein Fließgleichgewicht. Es geht um die Frage, wo man in
einer Seite einer Inbalance feststeckt.
- Stärkt die Wahrnehmung für die Seite seines
Körpers/seiner Seele, die jemand vernachlässigt hat oder wo
er sich verausgabt hat
Erscheinung
- Stau, total gestaute Energie, weil irgendwas in ihr nicht zum
Ausdruck kommt, nicht frei gesetzt wird
- erschöpft, über seine Grenze gegangen sein
Geist
- ruhelos „Ich will nicht mehr“ wegen Gefühl
von Eingesperrtsein in sich (Rhus-t.)1
-
- in ihr sei etwas, das sie nicht aushalten wolle1
- die Zeit war ihr lang, sie wollte am liebsten
weglaufen1
- Gedanken an eingesperrt sein, Seele, Befreiung
-
- es beschäftigte sie ein Buch, in dem beschrieben wurde, wie
die Seele einer mumifizierten Pharaonin 3000 Jahre lang im
Sarkophag eingesperrt war1
- Gedanke, er würde der Seele des mumifizierten Pilzes durch
die Verreibung einen Tunnel öffnen, so dass sie endlich frei
würde2
- Gedanken an den Lichttunnel, der sich für Sterbende
öffnet2
- Gedanken an einen unglaublich liebevollen Menschen2
Emotionen
- dicker Hals aus Frustiertheit und Ärger wegen des
Gefühls, sie würde etwas falsch machen1
- ruhelos „Ich will nicht mehr“ wegen Gefühl
von Eingesperrtsein in sich (Rhus-t.)1
-
- in ihr sei etwas, das sie nicht aushalten wolle1
- total unzufrieden1 2
-
- unzufrieden mit ihrem ganzen Leben (wie sie es
gestaltet)1
- Schuldgefühle1 2
-
- weil sie etwas nicht vorschriftsgemäß
täte1
- Gefühl, nichts zu leisten oder nicht genug zu
leisten2
- es fällt ihm deshalb schwer, sich selbst wert zu
schätzen2
- emotionaler Einbruch, geringes Selbstwertgefühl wegen ihrer
Lebenssituation1
- unglücklich, todtraurig, dabei weich –
Gefühl, etwas wie ein kindliches Weinen wolle sich in ihm
lösen2
- Gefühl man hat etwas erledigt und muss wieder von vorn
anfangen2
- bedeckt, zurück gezogen, latent traurig1
2
-
- Vorstellung, sie säße zusammengekauert in einer Ecke;
es sei hoffnungslos, es käme niemand an sie
heran1
- bleischwer und traurig1
- verzweifelt, weil etwas in ihr so eingeschlossen sei und nicht
raus könne wie in einem Sarkopharg; sie fühlte sich, als
säße ihre Seele seit 1000 Jahren in einem
Sarkopharg1
- „Lebendig begraben. Das Schlimmste, was einem passieren
kann.“1
- sehnt sich nach Freiheit und Weite1
Träume
- Einbrecher beschädigten auf der Suche nach Geld einen Brief an
ihn, wodurch er in mehreren Städten noch einmal auf Ämter
gehen müsse, um die darin enthaltenen Urkunden erneut zusammen zu
bekommen2
Körper
- Kopfschmerz links1
- Hals1 2
-
- dicker Hals aus Frustiertheit und Ärger wegen des
Gefühls, sie würde etwas falsch machen; später mit dem
Gefühl, heulen zu wollen und mit starker Anspannung im
Kiefer1
- drückender Schmerz am rechten Halsmuskel mit Bedürfnis,
darauf herum zu drücken (Druck bessert) – der Muskel war
nicht verhärtet oder geschwollen2
- starke Anspannung im Kiefer (mit dem Gefühl, heulen zu
wollen)1
- Herz1 2
-
- er spürte ganz stark und lebendig sein Herz und die
Herzseite seines Körpers, die er in den letzten Monaten
vernachlässigt und überfordert hatte2
- ihr Herz pochte stark1
- Seiten-Inbalance1 2
-
- Gefühl, sein rechtes Auge sei ganz klein und mumifiziert,
das linke groß und feucht, also lebendig – als
bekäme es eine stärkere Präsenz2
- er fühlte sich links betont, die linke Seite seines
Körpers und sein Herz seien wie mit lebendigem Wasser
vollgesogen, wie saftiges Moos an einem frischen Waldbach,
während seine rechte Körperseite gewichtslos wie aus Watte
wäre. Diese sei aber nun unwichtig, die sei nicht so Thema.
2
- ihre rechte Seite fühlte sich dichter an, fast wie
geschwollen (mit Gefühl von Stau)1
Themen
- eingesperrt sein, Seele, Befreiung1 2
-
- es beschäftigte sie ein Buch, in dem beschrieben wurde, wie
die Seele einer mumifizierten Pharaonin 3000 Jahre lang im Sarkophag
eingesperrt war1
- Gedanke, er würde der Seele des mumifizierten Pilzes durch
die Verreibung einen Tunnel öffnen, so dass sie endlich frei
würde2
- Gedanken an den Lichttunnel, der sich für Sterbende
öffnet2
- Einbruch
-
- emotionaler Einbruch, geringes Selbstwertgefühl wegen ihrer
Lebenssituation1
- Traum, Einbrecher hätten den Briefkasten abgerissen und
einen Brief beschädigt2
- Inbalance
-
- Seiten-Inbalance in der Körperwahrnehmung (eine Inbalance
wird unter dem Mittel wahrgenommen)1 2
- einseitig leben, sich überfordern1 2
- wissen und erkennen wollen aber die eigene Sexualität nicht
leben1
- Mumifizierung
-
- es beschäftigte sie ein Buch, in dem beschrieben wurde, wie
die Seele einer mumifizierten Pharaonin 3000 Jahre lang im Sarkophag
eingesperrt war1
- sie fühlte sich wie eine Mumie, die im Sarg liegt oder wie
eine Seele, die eingesperrt ist1
- Gefühl, sein rechtes Auge sei ganz klein und mumifiziert,
das linke groß und feucht, also lebendig – als
bekäme es eine stärkere Präsenz2
- er fühlte sich links betont, die linke Seite seines
Körpers und sein Herz seien wie mit lebendigem Wasser
vollgesogen, wie saftiges Moos an einem frischen Waldbach,
während seine rechte Körperseite gewichtslos wie aus Watte
wäre. Diese sei aber nun unwichtig, die sei nicht so Thema.
2
- Menschen, die über ihre Gefühle faseln, aber es ist nur
Gerede
Signatur
- dicker Hals, mumifiziert, Wechselspiel Tod-Leben (Sporen),
gewichtslos sein
Als ob
- verzweifelt, weil etwas in ihr eingeschlossen sei und nicht
raus könne wie in einem Sarkopharg; sie fühlte sich, als
säße ihre Seele seit 1000 Jahren in einem
Sarkopharg1
- Gefühl, sein rechtes Auge sei ganz klein und mumifiziert, das
linke groß und feucht, also lebendig – als bekäme es
eine stärkere Präsenz2
- er fühlte sich links betont, die linke Seite seines
Körpers und sein Herz seien wie mit lebendigem Wasser vollgesogen,
wie saftiges Moos an einem frischen Waldbach, während seine rechte
Körperseite gewichtslos wie aus Watte wäre. Diese sei aber
nun unwichtig, die sei nicht so Thema.2
- ihre rechte Seite fühlte sich dichter an, fast wie geschwollen
(mit Gefühl von Stau)1
Heilungssymptome
- Präsenz und Bewusstsein für eine Inbalance, die
vorher ausgeklammert wurde
-
- sie fühlte sich wie im Kopf berührt1
- er erkannte, er habe sich selbst zu wenig aufgefangen in der
letzten Zeit2, er habe sein Herz in den letzten Monaten zu
sehr verausgabt und sich zu wenig um es gesorgt2
- Gefühl, sie habe jetzt endlich den Zustand erkannt, in dem
sie sich befände; sie fühlt sich dabei betroffen aber das
sei gut, weil sie dabei in Kontakt mit sich sei1
- ihr wurde klar, dass sie dem Wissen-wollen ihre Sexualität
geopfert hatte und dass sie daran irgendwann völlig
abstürzen könnte1
- In fühlendem Kontakt mit einer Inbalance in sich
selbst
-
- Mehr achtsame Wahrnehmung für seinen eigenen Zustand, er
konnte spüren, was seinem Herz gut tat1
- fähig, sich selbst wieder mehr in eine gesunde Balance zu
bringen
-
- Sie konnte dem emotional Ausdruck verleihen, was an Gefühl
von Eingesperrtsein in ihr ist, sie brachte Gefühle zum
Ausdruck, die sonst nie aus ihr heraus kamen1
- Sein Bewusstsein war nun ganz in der Seite seine Körpers,
die er in den letzten Monaten vernachlässigt und ausgezehrt
hatte. Diese fühlte sich voll und feucht an wie saftiges Moos an
einem frischen Waldbach. Er spürte nun genau, was ihm gut tut
und wo er sich abblocken müsse, damit diese Seite wieder gesund
werden könne.2
- ergriffen, Gefühl das Mittel habe etwas Heiliges1
2
Ergänzung: Über kulturell gefärbte Wertungen
Interessant ist bei Bovist die subjektiv völlig divergierende
Ansicht darüber, was bei diesem Mittel nun krank sei und was
gesund.
G. H. G. Jahr formuliert noch
vorsichtig „Redseligkeit; zu große Offenherzigeit,
spricht von ihren Fehlern.“
G. Vithoulkas steigert sich zu Aussagen wie „Man spürt
den Aufruhr, die der Patient mitbringt; schwillt vor Emotionen
förmlich an, … redet und redet wie ein Motor mit
rückhaltloser Offenheit und großem Ernst; naives
Verlangen, ungeschminkt die Wahrheit auszusprechen (selbst zum eigenen
Nachteil)“ (alles zitiert nach [2]).
Was könnten wir uns wohl im therapeutischen Kontext mehr
wünschen für einen Menschen, als dass es ihm
gelänge ungeschminkt die Wahrheit anzusehen und sie
auszusprechen?
Für mich wäre das der Königsweg der Heilung. In einer auf
Show und Fassade ausgerichteten Kultur mag das freilich wie aus
einer anderen Wirklichkeit scheinen.
Offen bleibt für mich die Frage, ob Bovist-Patienten auch in
nicht-therapeutischen Situationen zu übergroßer (und
damit kulturell geächteter) Offenheit neigen. Und ob Bovist
dann für diesen Exibitionismus heilend wirken kann.
Quellen
Alle Symptome mit hochgestellten Ziffern1…2 stammen
aus der in [1] dokumentierten Verreibung.
[1] |
Olaf Posdzech; Lycoperdon perlatum – ein
Krankheits-Erkenntnis-Mittel, Dokumentation einer C4-Verreibung;
Berlin, 2005
|
[2] |
Armin Seideneder; Mitteldetails der homöopathischen
Arzneimittel; Similimum Verlag Aleksandar Stefanovic, 2000, ISBN
3-930256-12-6 |
*1Dieses AMB versteht sich als Ergänzung zu bereits
bestehenden Symptomsammlungen. Es enthält nur Symptome aus der oben
angegebenen Dokumentation.