Naja naja
Dokumentation einer C4-Verreibung
Stoff: |
Gift von Naja naja (Naja tripudans) |
Verreibungs-Datum: |
1998 |
Verreibungs-Status: |
blind, Teilnehmer 4, 6 und 7 unblind |
Personen: |
7 Personen = 3 F + 4 M |
Autor: |
Olaf Posdzech |
Datum: |
November 2005 |
Textstatus: |
weitgehend wörtliche Mitschrift |
Diese Erhebung widme ich Hans-Wulf von Uslar und seinem Naja-Artikel
in Homöopathische Einblicke Heft 62, Juni 2005.
Vorwort
Naja ist eines der schlechtverstandesten Mittel der Homöopathie.
Das liegt daran, dass die Prüfer in einer Naja-Prüfung
reihenweise höhere Erkenntnisse produzieren, die wir für das
Ergebnis eines Wachstumsprozesses halten könnten. Diese
Erkenntnisse sind aber genau die Verführung und die Lüge von
Naja. Spirituelle Erkenntnisse sind hoch angesehen, und normalerweise
ist gerade uns Homöopathen ganz besonders wichtig, dass am Ende
einer Heilung nicht nur das Symptom weg ist, sondern dass der Patient
auch etwas verstanden hat, etwas über sich dazu gelernt, im
glücklichen Fall sogar eine Meta-Ebene erreicht hat.
Bei Naja ist genau das die Falle! Naja-Menschen bewegen sich nur
noch in Meta-Ebenen, die allesamt mit ihrem irdischen Leben nichts
mehr zu tun haben.
Ihre „Erkenntnisse“ sind dabei teilweise so hoch, so
überirdisch und so abgehoben, dass wir uns als Zuhörer
regelrecht dumm vorkommen, spirituell unterentwickelt. Interessanter
Weise zieht sich dieses Überirdische, Abgehobene, vom Leben
losgelöste auch durch viele Artikel, die eine Darstellung des
Arzneimittelwesens von Naja versuchen. Immer wieder hatte ich das
Gefühl, ich verstehe nicht mal ansatzweise, worauf der Schreiber
eigentlich hinaus will. (Das erging übrigens auch einem anderen
Autoren so mit meinen eigenen kurz gefassten Sätzen, die ich vor
Jahren über Naja geschrieben hatte.)
Bei Naja-Berichten wie z.B. der in Homöopathische Einblicke 10/1992
ist für mich immer
noch offen, ob die geschilderten Erkenntnisse nicht
Prüfungssymptome sind. Gerade bei Naja liegt eine Verführung
darin, sich unter dem Mittel leichter und dem Lebensschmerz ferner zu
fühlen, eine wohltuende Distanz zur irdischen Realitäten
einzunehmen. (Phosphor wäre vielleicht ein vergleichbarer Kandidat
– allerdings sind Phosphor-Gespinste viel leichter als Phantasien
durchschaubar, weil sie nicht so esoterisch fundiert sind.)
Die Heilung von Naja ist jedoch genau in der anderen Richtung: Runter
in den Körper! Runter in die Wirklichkeit (wie es
sinngemäß Teilnehmer 6 am Ende der hier dokumentierten
Vereibung sagte). Vergiss alles, was du bereits zu wissen und begriffen
haben glaubtest.
Methodischer Hinweis
Weil speziell bei der Beschäftigung mit Naja der gesunde
Menschenverstand so leicht aussetzt (Naja ist unter den intellektuellen
Mitteln schlechthin das Anti-Wissenschafts- und Anti-Logik-Mittel
– Naja-Menschen hassen Naturwissenschaften) hier noch zwei
Hinweise:
- Heilungssymtome treten in Verreibungen in der Regel erst am Ende
des Prozesses auf, also frühestens in der C4, manchmal auch erst
in höheren Stufen oder im anschließenden persönlichen
Reifungsprozess. Zuweilen deutet sich die endgültige Wende auch
schon mal in einzelnen Aussagen und Bildern in der C1 an, wird zu diesem
Zeitpunkt jedoch meist noch nicht verstanden. Höhere Erkenntnisse,
Zufriedenheit oder auch tolle angenehme Gefühle in den mittleren
Verreibestufen sind in der Regel Prüfungssymptome, also
Täuschungen durch das Arzneimittel. In der hier dokumentierten
Verreibung ist der innere Prozess von Teilnehmer 6 am klarsten.
- Wie bei allen Schlangenmitteln wird diese Verreibung erst dann
verständlich, wenn man weiß, dass die an den 4
verschiedenen Seiten des Tisches sitzenden Teilnehmer auch vier
gegensätzliche Perspektiven auf das Arzneimittel-Thema erleben. Da
Schlangen-Menschen gemeinhin immer nur ihre eigene Wahrheit (also ihre eigene
Perspektive) glauben, kommt dieses Phänomen bei den
Schlangengift-Verreibungen besonders deutlich heraus. Man muss also
beachten, dass Personen von der einen Seite des Tisches einen anderen
Blick auf das Arzneimittel-Thema erhalten, als Personen von der entgegengesetzten Seite
(z.B. Täter- und Opfer-Pol, aktiv Handelnder oder Beobachter).
Nebeneinander sitzende Personen werden in der Regel unabhängig voneinander
zu ähnlichen Aussagen kommen.
Abbildung 1: Sitzverteilung während der Verreibung
C2
Teilnehmer 1 (blind)
- Körperlich spüre ich Stechen im Ohr, Druck auf beiden und
Taubheitsgefühl.
- Augen: wenn geschlossen stark wahrgenommen, immer mehr im Kopf
eingesunken, sah dann blaues Licht und folgerte „Aha, jetzt sehe
ich mein Drittes Auge an“.
- Abneigung gegen Wasser (symbolisch Abneigung gegen Fühlen und
Emotionen)
- Ich sah an Teilnehmerin 3 einen Anhänger, der mich
interessiert, aber ich weiß die Bedeutung nicht. Was machen wir
hier eigentlich?
An irgendwas erinnert mich das?
Wahnidee, wir machen hier was ganz Besonderes! Was es ist, dürfen
wir nicht wissen. Aber es ist ganz wichtig. Wir sind hier ein
Zentrum, wo etwas entsteht!
Abbildung 2: Ich sah einen Anhänger, der mich interessiert, aber ich
weiß die Bedeutung nicht.
Teilnehmerin 2 (blind)
- Meine Schultern wurden schwer, mein Kopfschmerz verschwand.
- Hunger, obwohl ich gerade gefrühstückt hatte und
fürchterlicher Durst.
- Meine Nasenschleimhäute sind total trocken.
- Mein Mörser ist nicht glatt genug!
- Mich nerven die anderen, vor allem die Frauen Teilnehmerinnen 3 und
4 machen zu viel Hektik!
- Ich friere.
- Ich habe Angst, ich kriege hier nicht das Richtige mit.
- Wenn ich selber so voller Tatendrang bin, ist das ein Bild, hinter
dem ich mich verstecken will!
Teilnehmerin 3 (blind, hat das Mittel schon einmal geprüft)
- Die letzten Tage hatte ich ständig das Gefühl, egal was
ich tue, ich müsste eigentlich was anderes tun und woanders
sein!
- Ich konnte nicht zählen und habe es (deshalb) beim Stricken
nicht auf die Reihe gekriegt.
- schlechte Augen
- Ich war zwei Mal beim Ägypter essen, das ist
auffällig.
- Vorliebe für Musik, heute Weihnachtslieder gehört, aber
es nervte, dass das alles Schlaflieder sind.
- Gewissenskonflikte, ob ich zur Verreibung kommen soll.
- Drang etwas zu tun, was man nicht tut, z.B. Schlitten fahren
– die Konventionen brechen. Planung, Konventionen und dieses
Mittel passen nicht zusammen! Ich kam eine Stunde zu früh zur
Verreibung, und ein weiterer Teilnehmer kam sogar 2 Stunden zu
früh und ging dann.
- Befreite Atmung, heitere Stimmung.
- Als Teilnehmer 7 so gähnte dachte ich „Hilfe, ich werde
gefressen!“.
- Es sind alle so ruhig hier – Mensch Leute, wacht auf!
- Ich kann nichts ernst nehmen, fühle mich glucksig.
- Ich denke an eine Geschichte von einem Schüler mit dem
Geheimring seines Meisters für Gefahrensituationen. „Auch das
geht vorüber.“ … (Mitschrift leider
unvollständig)
- Mordshunger trotz Frühstück.
- Lachen, Singen, auf dem Tisch tanzen wollen, über Normen
hinwegsetzen, alles tun was man nicht macht.
- Mein Rucksack fühlte sich so leicht an, dass ich nachsah, ob
mein Mörser drin ist.
- Das ist echt homöopathisches Viagra! Alles wird ganz leicht,
aufsteigende Hitze, Kribbeln zum Kopf.
- Aus der Haut fahren wollen, explodieren.
Teilnehmerin 4 (unblind)
- Ich spüre inneres Wissen, innere Ruhe und Tiefe – innere
Zufriedenheit. Es ist genug Zeit da. Die Dinge nehmen ihren Lauf, alles
hat seinen Rhythmus und seine Zeit. Das führt zu Gelassenheit und
innerer Zufriedenheit.
- Ich sehe weiche wogende Bewegungen der Leute hier – wie ein
sanfter Tanz.
- Schmerz vom Kreuzbein bis in die Füße, Schmerz im
Kreuzbein.
- Schluckbedürfnis, Räuspern
- Mein Gesicht wurde heiß, vor allem die Wangen.
- Alles ging sehr leicht von der Hand.
- Wer bin ich? Wieso sitze ich hier?
- „Shiva Ohm. Shiva Ohm.“ Ich dachte an
Glaubensgemeinschaften, an wegdriften, so dass die Realität weg
ist, wie ein Film.
- Inneres Bild: Ganz in die Tiefe, um an den Grund zu gehen. Indisch:
Den Milch(???), um an den Nektar zu gelangen. (unvollständig)
- „Was ist wirklich wirklich?“
- Ich fühle keinen Hunger. Das ist eher ungewöhnlich.
Teilnehmer 5 (blind)
- Als Teilnehmer 6 und 7 die C1 verrieben, saß ich in einem
Nachbarzimmer. Ich hatte das Gefühl, das (unbekannte) Mittel schon
zu prüfen. Ich wurde ganz gedankenleer. Kein Kopf mehr.
- Viele Gedanken an Indien, an das ärmliche Dasein der Menschen
dort und im krassen Gegensatz dazu diese Spiritualität. Mir kommt
sie seltsam vor, wie eine Flucht aus der ärmlichen Realität. Ich
schiebe diese Gedanken aber weg, weil ich denke, sie könnten mit
meiner Vermutung zu tun haben, dass wir vielleicht Naja verreiben.
- Ich stelle fest, dass ich beim Reiben die Umdrehungen zähle
(irgendwann bei „59“ fällt es mir auf).
- Ich sitze da wie abwesend, Kopf zur linken Seite geneigt, wie
eingefroren – nur die Hand reibt automatisch weiter wie eine
Maschine.
- „Die Schlange geht nach hinten los.“
- Immer wieder deutlich: Verlangen, den Kopf nach links zu
neigen.
- „Gleichmut erfordert keinen Mut.“
Ich frage mich, warum sitze ich so? Antwort „Haltung ist
Erkaltung.“
Was ist der Sinn von Erkaltung? „Abspaltung.“
- Es hat viel mit gleichförmigen Bewegungsabläufen zu tun.
Ich mache autistische Bewegungen (ich wippe).
- Gefühl, als wäre die Haut warm, aber in einer tieferen
Schicht kalt.
- Warum machen wir eigentlich dieses Spiel mit?
- Ich mag niemand in die Augen gucken, schlage den Blick nieder.
- Wo sind eigentlich hier die Gefühle?? (Kommentar: In einer C2 spürt
man normalerweise ganz intensiv die Emotionen eines
Arzneimittelthemas.)
- „Mit uns kann man’s ja machen.“
- Gedanke, das Mittel ist eher anal als oral: Hier geht es eher
darum, was ganz Altes loszuwerden (was immer noch so weiter
läuft), als darum, etwas Neues aufzunehmen. Gefühl, ich habe
keinen Mund, kein Lippengefühl – der Mund ist wie eine
funktionierende Öffnung ohne jede Sinnlichkeit.
Das passt auch zu meinem Hautgefühl – sie ist wie ein
Dauerfrostboden, auf dem zwar oberflächlich die Sonne scheint,
aber der innerlich sagt „Nee, ich bin gefroren. Da ist noch so
viel Kälte gespeichert. Das braucht Zeit.“
- „Silicea für Arme“
- Gedanke, es muss etwas mit der Polarität
männliches/weibliches Prinzip zu tun haben, weil alle Frauen der
Gruppe auffälligerweise nebeneinander sitzen, und jeder Frau ein
Mann gegenüber sitzt.
- Ich frage mich, wie das sein kann, dass der Körper hier in
diesem Mittel wie erstarrt sitzt und gleichmäßig wie eine
Maschine weiter rührt und ich merke, das Ich ist gar nicht da. Das
Ich träumt sich in eine andere schöne Wirklichkeit und
lässt den Körper machen. Ich sehe auf eine Teilnehmerin mir
gegenüber und denke an sie gerichtet „Das passt ja gut zu
deinen Drogenerlebnissen.“
- Die Stufe entlässt mich mit einer bangen Frage: Auf welche Art
träume ich mich von der Wirklichkeit weg?
- Ich spüre etwas wie eine schamanistische Wachheit, die alle
Dinge mitkriegt. Aber nicht, weil sie mich bedrohen, sondern um mit
ihnen im Fluss zu sein. Lachesis spürt im Grunde doch noch, dass
da eine Verletzung ist. Crotalus weiß nichts mehr von ihr.
Teilnehmer 6 (unblind)
Während der Verreibung der C1 erlebte ich Folgendes:
- Meine Stimmung war vorher deprimiert wegen Beziehungsproblemen seit
Tagen. Jetzt ist sie besser. Ich habe das Gefühl, da fliegt
einiges um die Ohren in dieser Beziehung, es gibt keine
Lösung.
- Es kommt der Satz „Ich habe nichts zu wollen!“ Ich muss
das Leben nehmen, wie es kommt.
- Traurigkeit, kraftlos, Lieblosigkeit.
- Erleichternd: wie schnell man sich aus dem Leben katapultieren
kann.
- Es geht darum, das nicht akzeptable zu akzeptieren – ist das
Lösung oder ist das Verdrängung?
- Ich denke an die Inder: Ich denke dieses Volk ist völlig
lethargisch. Es macht überhaupt keine Konsequenzen!
- Dämmerzustand, wie gelähmt, total leidenschaftslos, auch
im Kopf: es ist völlig egal, was dir jetzt einfällt. Das ist
wie auf den Tod warten, aber das körperliche, seelische und
geistige Bewusstsein schläft.
- Dann kam Teilnehmerin 3 hier in den Raum herein geplatzt. Das
passte mir überhaupt nicht! Mein Ego war darüber sehr
aufgebracht mit Tausend Gründen. Aber gleichzeitig für mich
als Person war es toll und stimmte so. Ich spürte plötzlich:
Die ganze Welt ist ja in mir – von daher war es stimmig aber
persönlich gleichzeitig ganz unstimmig. Ich folgere daraus: es
geht darum, dass beides gleichzeitig existiert: sowohl das Ego als auch
das Höhere Ich gleichzeitig.
In der Verreibung der C2:
- Soll ich ihr meinen Ärger jetzt sagen? Ich sagte es, war aber
emotional nicht so beteiligt.
- Das Leben ist Maya, Spiel – und wenn ich es so sehe, habe ich
auch die freie Wahl.
- Es geht darum, sich wirklich einzulassen, obwohl man hier nicht
mehr so gefangen ist. Die Dinge nehmen, aber sie nicht für wahr
nehmen. Mit der Wirklichkeit umgehen, obwohl man sie nicht glaubt. Dann
kann man sich freiwillig in alles reinbegeben wie vorher, obwohl man
erkannt hat, dass es keine Wirklichkeit hat.
Das bringt mich zu einer Entscheidung: Tue ich es aus Liebe oder aus
Leidenschaft? Es prüft die innere Motivation einer Handlung.
- Die Versuchung des Mittels ist, dass man eben nicht handelt und
sich dann etwas vorgaukelt.
Teilnehmer 7 (unblind)
Während der Verreibung der C1 erlebte ich Folgendes:
- Ich habe eine Riesenhunger! Auf dem Weg hierher habe ich mir drei
Bouletten geholt und gegessen! Ich folgere daraus: Die Fleischeslust
muss befriedigt sein!
- Enge in Hals und Kopf. Etwas will nach oben durch.
- Es geht um Inspiration. Etwas wissen und das dann auch tun! Ein
Wissen, das wir nur an einer Grenze bekommen.
Hier ist es so, dass alles laue Wissen nicht zählt, das ohne
Grenzerfahrung entsteht. Nur das ist real. Wissen muss real
werden, Wirklichkeit ausmachen! Also eine Emanzipation von
Geist. Der hat ja viele Möglichkeiten. Hier geht es um
wirkliches Wissen, das nur durch wirkliche Erfahrungen zu
Stande kommt.
Wenn du Zweifel hast an etwas, dann tu es!
Mache alle bloßen Gedanken real!
Selbst eine Verhütung ist hier (…) wie eine Liebe zum
Körper, weil der Körper ein Gefäß für das
Wissen ist.
- Ich fühlte mich real wie noch nie in meinem Körper! Ich
denke, das könnte ein Mittel sein für Menschen, die sich in
ihrer Haut nicht wohl fühlen.
- Paradox ist: Weil wir wissen, es geht nach oben raus, können
wir (erst) unten reingehen. (Den Rest verrate ich erst am Ende der
Verreibung.)
In der Verreibung der C2:
- Gefühl wie Stau vor einer großen Auflösung. Aber
ich zögere und gehe immer wieder fort. Ist das ein Lebensthema von
mir?
- Wahrscheinlich geht es darum, sich selbst zu überwinden, denn
das Ego stört in diesen Grenzerfahrungen. Vielleicht ist es ein
heimiches Esoterik-Mittel, weil man mit ihm echt antritt, was man sich
wünscht. Es ist also ein bisschen das Gegenteil von Kalium –
es schmeißt das Ego weg.
C3
Teilnehmer 1 (blind)
- Für mich hat es sonderbar angefangen. Ich erwartete geistige
Eingaben. Statt dessen hatte ich die ganze Zeit ein angenehmes
Gefühl im Magen – gar keine Gedanken, wunderbar!
Wieso ist das jetzt so?
Ich schließe daraus: Ich bin voll und soll verdauen. Und nicht
die ganze Zeit in mich reinschlingen und den Sachen keine Chance geben
zu wachsen.
- Dann wollte ich aufhören. Mir rutschte fast der
Stößel aus der Hand und der Mörser aus dem Schoß.
Als würde ich einen Kuchen backen, obwohl ich keinen Hunger
habe.
Der Teilnehmer verließ die Gruppe konsequenter Weise nach
dieser Stufe.
Teilnehmerin 2 (blind)
- Mindestens ein Dutzend Mal ist der Stößel in Gedanken
durch den Raum und durch die Scheibe geflogen! (Ich bin vom
chinesischen Horoskop her Schlange.)
- Die Zeit verging sehr schnell
- Inneres Bild: Eine Schlange liegt kalt auf dem Boden (des
Mörsers), langsam und wartet auf Erwärmung durch die Sonne
– ich bekam lauter Gänsehäute. Ich merke, die Schlange
wartet darauf, ihre Aggression rauszulassen. Warum? Weil ich einfach so
bin!
- hochgezogene Schultern
- Lust an der Aggression. Warum? Was hat das mit mir zu tun und mit
meinem Beruf als Polizistin? Ich will da raus! Ich habe das
Gefühl, die sperren mich ein in der Behörde, wo ich arbeite.
Ich werde wütend, heule. Ich suche nach Alternativen, dem Sinn des
Lebens, Esoterik.
Was, wenn das nun gar keine Schlange ist? Es tut gut, der Gedanke
daran reicht schon.
- Ich rühre mechanisch und beginne zu zählen bis zur 17.
Wieso ist das so mechanisch?
Als Schlange bin ich halt triebgesteuert, aber das will ich eigentlich
nicht! Ich strebe nach was Höherem.
Ich bin gleichzeitig aggressiv und schlaff, will ins Bett und heulen,
weil Tatkraft und Aggression nicht wissen, wohin. Wie oft muss ich da
noch durch? Wo ist der Ausweg? „Beiße die Zähne
zusammen.“ Ich merke, dass das als Lebensmotto nicht mehr
stimmt.
- Ich starre vor mich hin und warte auf einen Anlass, meine
Aggression rauszulassen.
Teilnehmerin 3 (blind)
- Ich sah Teilnehmer 6 als Samurai mit einem Dönermesser –
und er zerhackte eine Schlange.
- Alle Leichtigkeit war fort. Das Pistill zieht nach unten. Die C3
hat gar keine aufsteigende Kraft mehr!
- Ich sehe Teilnehmer 6 mit dem Schwert vor dem Spiegel als
Spiegelfechter. Das wird zu einem Spiegelkabinett auf dem Jahrmarkt.
Das wird zu einem Hologramm. Ist das Hologramm jetzt die reale Welt,
oder was?
- Sehe ein Schwert, darum ist die Schlange gerollt.
Wer wird das Schwert ziehen? „Wer das Schwert nicht gebraucht,
kann es gebrauchen.“
Ich lege mich wieder neben die Schlange, schlafe neben ihr.
- Die C3 ist wie eine Packung Valium.
Teilnehmerin 4 (unblind)
- Das Heitere war jetzt weg, alles war schwerer und
niedergedrückter.
- Gedanken über Beziehungsprobleme, Liebe. Dann kam:
„Essenz – und alles andere wird zermalmt.“
- Ich merke, ich reibe zu schnell und werde langsamer. Das hat eine
ganz andere Qualität als vorher.
- Ich werde immer müder.
- Wieder Beziehungsgedanken. „Warum tust du denn nichts?“
Gedanke, man tut ja so viel, auch wenn man scheinbar nichts tut.
Eigentlich gibt es die Wahrheit nicht, sondern nur eine
Wahrheit in sich selbst.
Ich wünsche mir eine Beziehung, in der man sich so lässt,
wie man ist. Insgesamt ist es ernster und bedrückter, als in der
C2.
- Es gibt Dinge, die verlieren die Magie, wenn man sie ausspricht.
Ich kann mich nicht richtig ausdrücken.
- Wo ist der Reibepunkt in all dem?
- Unabdingbarkeit, jeder Widerstand ist zwecklos. Alles andere ist
sowieso nur Illusion. Was bleibt, wenn das alles weg ist?
- Der Kloß im Hals blieb.
Teilnehmer 5 (blind)
- In der Pause traf ich zufällig den Mann auf der Straße,
der mein Nachfolger bei meiner letzten Freundin geworden ist. Er wollte
sich hier unten mit ihr treffen. Ich bin daraufhin schlagartig
völlig weggetreten! Ich fühle mich wie unter Drogen, habe
kaum noch etwas wahrgenommen. Es ist wie ein Schock, unter dem ich
stehe. Jetzt sehe ich: Das ist meine Droge, wo mein Ich etwas
nicht konfrontieren will! (Den Verlustschmerz will ich nicht
ansehen.)
- Unser Pausengespräch in der Küche ging über
Drogen.
- Ich beginne, langsamer zu verreiben, werde dabei langsam wieder
bewusster.
- Ich dämmere weg. Dann kommt ein Gefühl wie ein langsam
kreisender Wirbel im vorderen Hirnbereich, in dessen Mitte etwas
entsteht. Mir fällt auf, dass im Grunde alle Trance-Techniken
rhythmisch sind, die es gibt: atmen, schaukeln, verreiben, trommeln,
tanzen – und ich denke, das ist ja gemein: Da macht man eine
gleichförmige Tätigkeit, um dem Leben zu entfliehen –
und gerade das öffnet uns.
Die Frage ist: Aber was kommt da (in uns) rein?
„Die Antwort liegt nicht im Ausschlag des Pendels, sondern im
Pendel.“
Das würde ja bedeuten, es ist gar nicht entscheidend, in welche
Pole wir gehen. Dort erleben wir uns auch nur selbst? Das hat mich sehr
verunsichert.
Ich habe zurückgefragt: Aber ich begegne doch in den Polen
anderen und mache Erfahrungen mit Ihnen!?
„Ja, aber nur mit dem, was sie Dir sind. So sieht du nie
ihr zweites Gesicht.“
Und wie sehe ich es? Was muss ich tun?
- Aber es muss doch einen Sinn haben, in die Pole zu gehen? „Du
tust es doch gar nicht!“
Das macht mich traurig und resigniert. Das hieße ja, dass ich
dem anderen nie wirklich begegnen kann (weil ich immer nur sehen werde,
was mir gleicht).
Tiefer Unglaube, dass in diesen Trancetechniken von „oben“
etwas in den Menschen kommt. Was soll da kommen?
Bei diesem Gedanken habe ich das Gefühl einer Trauer, die sich
selbst nicht richtig zulässt.
An diesem Punkt stehe ich nur vor Fragen und fühle mich
allein.
- Mit Vipera versucht man, das Thema des Hungers durch Masse zu
kompensieren, mit Crotalus schneidet man es sich weg und macht sich
tot, mit Lachesis versucht man es krampfhaft zu managen – und
jetzt? Jetzt bleibt eigentlich nur noch, die Waffen zu strecken!
- Vielleicht ist der einzige Punkt, in dem wir einander
überhaupt verstehen können, in dem wir miteinander gleich
sind, diese Einsamkeit? Und selbst da werden wir nur einander gleich,
wenn wir sie nicht mehr kompensieren, wenn wir sie nicht mehr
wegdrücken, sondern wenn wir sie als einzig wirklichen Bruder
ansehen und sagen: Du, Einsamkeit, bist ich!
Ist das der Sinn von Meditation – diese Einsamkeit zu
spüren und mit ihr in Kontakt zu sein?
- Mir ist jetzt warm.
Teilnehmer 6 (unblind)
- Bei mir war es klar – ich hatte gleich das Gefühl, es
kommt nichts – und so war das auch. Mein Geist war völlig
leer. Aber dabei Gefühl: Das ist genau richtig. Das ist die
Aufgabe dieses Mittels: Ein weißes Blatt Papier. Aber genau das
ist richtig: keine Selbstreflexion.
Ein reiner Geist ist ein reiner Geist ist ein reiner Geist –
dann ist man wirklich empfängnisbereit für das, was ist.
- Das ist ein Mittel zur Auflösung eines spirituellen Ego, das
nämlich nach C4-Erfahrungen von sich denkt, „Aha, so bin ich
also!“. Und dieses Mittel macht wieder alles völlig leer.
Und dann war mir ganz peinlich, was ich auf den ganzen Verreibungen
immer alles erklärt habe: wie das alles so ist … .
- Ebenso blockierend ist es, sich fremde spirituelle Erfahrungen
einfach anzueignen.
- Ich weiß nicht.
Dann hinterher die Idee, das ist, wie wenn wir geboren werden und frei
werden müssen von dem, was vorher alles war. Das ist eine
Löschtaste für eine neue Erfahrung.
Teilnehmer 7 (unblind)
- Ich war ganz gedankenleer.
- Das Leben ist eine Freude, wenn es wahrhaftig ist.
- Gedanke: Hier stehen sich zwei Dinge gegenüber: Das
Künstliche – das Echte. In der Benzolverreibung hieß
es, dass das Benzol das Künstliche ist. Aber diese ganzen
Pflanzengifte sind ja auch Ringe. Die Pflanze versucht damit, in das
Tierreich durchzudringen.
- Ich wurde müde und bekam das Gefühl, die C3 hat nicht
viel zu sagen.
C4
Teilnehmer 1 (blind)
Der Teilnehmer hat die Verreibung nach der C3 verlassen.
Teilnehmerin 2 (blind)
- Ich hatte auf den Platz von Teilnehmer 1 gewechselt und dort nichts
im Kopf, Gleichmut, leer im Kopf. Mir ist alles egal.
- Was willst du mir sagen? Die Schlange in der Schale ist weg.
(…) Von mir kriegt immer der die meiste Aufmerksamkeit, der
gerade da ist, also jetzt nicht mein Freund, sondern Teilnehmer 5?
- Müde, selbstzufrieden. Sollte ich jetzt nicht was anderes
tun?
- Dann habe ich den Platz gewechselt.
- Ich habe wieder gefragt: Was willst du mir sagen? „Ich liebe
dich.“
Was willst du mir sagen? „Die Frage ist falsch
formuliert.“
Los sage es mir! Als Antwort kommt nur ein Bild: Die Bullen werfen ein
Fischernetz über mich. Ich merke, ich kann (innerlich) weggehen,
obwohl mein Körper dort gefangen ist.
Warum fällt mir sowas ein und nichts Normales? –
Das ist halt mein Normales! Ich dachte zwar an Erotik
(Fesselspiele), aber irgendwie war es nicht so richtig sexuell.
Wieder versuche ich es: Los, sag es mir! Als Antwort kommt ein Bild:
Eine Schlange verschlingt mich. Ich denke, ist auch gut, dann ist das
vorbei!
Aber was kommt dann? Dann geht es halt von vorne los!
Teilnehmerin 3 (blind)
- Ich empfinde mich als geteilt: links dunkel, rechts hell.
- Ich sehe einen Tunnel: innen hell, außen dunkel – ich
nehme beides gleichzeitig wahr.
- Mir war unheimlich heiß.
- Gedanken an Täter-Opfer – wie die sich gegenseitig
bedingen, Schlangen sind auch beides.
- Gefühl, in der Mitte von mir geht ein Reißverschluss
auf. Etwas in mir protestiert dagegen. Ich sehe die DNS-Doppelhelix,
die geteilt wird. Bild: Ich löse mich auf wie eine Explosion ohne
Druck dahinter. Ich denke, ich fühle mich als Hälfte?
Nein, als Teil einer Dreiheit: These, Antithese und Synthese
Teilnehmerin 4 (unblind)
- Zufriedenheit, ankommen, ausgeglichen. Es ist alles gut, so wie es
ist. Dankbarkeit.
- Ich denke an meinen Beruf. Ich möchte gerne weg vom Markt und
wieder mehr Naturheilkunde machen. (Die Teilnehmerin verkaufte auf dem
Markt esoterische Bedarfsartikel wie z.B. Edelsteine.)
- Gedanken ziehen vorbei und haben mich nicht berührt.
- Sein mit dem, was ist. Tun, was zu tun ist. Jeder Augenblick ist
neu.
Was hindert uns daran? Zu viele Konzepte im Kopf, wie man es sich
wünscht … (leider Mitschrift hier unvollständig)
Teilnehmer 5 (blind)
- 50 Minuten lang: Nichts. Irgendwann sah ich dann hoch und merkte,
dass mich Frauen ansehen.
Dann hatte ich mit Teilnehmerin 2 lange
Blickkontakt, als würden wir es miteinander tun. Aber ich merke
zugleich, dass ich mich nicht zeige und mich nicht verbunden fühle
(als träfen wir uns zum gegenseitig masturbieren).
Teilnehmer 6 (unblind)
- Es war ganz anders als sonst!
- Ich hatte in der C3 schon starke Rückenschmerzen rechts, die
wurden immer schlimmer, als würde ich mich in dieser Jogahaltung
mit Macht aufrecht halten (wie eine Cobra).
Dann habe ich nach unten geschaut, da wurde es besser!
- Ich merke, ich habe weniger Geist, aber immer mehr Körper. Ich
bin jetzt mehr mit meinem Körper beschäftigt, was
ich sonst nicht tue in Verreibungen.
- „Der Schmerz zwingt mich in den Körper.“
Da merke ich, was es ist, was da so weh tut: Das ist meine
sexuelle Energie, die ich nicht richtig rauslassen kann, weil
ich immer denke, ich muss es so und so machen.
Ich merke, ich muss mich da ganz reinlassen, muss mich ganz nach unten
begeben, damit paradoxer Weise die Energie nach oben kommt.
Man wird immer leerer im Geist und immer präsenter und muss sich
dann voll reingeben – und das Tiefste ist eben Sex und
Körper!
Teilnehmer 7 (unblind)
- Wenn man denkt, dass man am Ende ist, dann fängt es erst
richtig an.
- Es ist schwierig für mich: Es ist was unsagbares, aber
völlig real. Das Mittel artikuliert sich nicht, sondern man muss
da durch gehen.
Die Lösung bei dem Mittel ist, dass sich die eigene Einstellung
zur Welt plötzlich ändert, ohne dass die Gegebenheiten sich
geändert haben. Man sieht plötzlich alles anders.
- Naja ist die höchste Schlange. Sie führt die Schlangen
zum Ende, weil das ein neuer Anfang ist.
Vipera verrieben wir bis zur C7.
Crotalus verrieben wir bis zur C6.
Lachesis verrieben wir bis zur C5.
Naja verreiben wir bis zur C4, denn es geht um ein neues
Selbst, was entstehen soll!
Vipera: Eine sündige Tat machen, dazu stehen müssen.
Lachesis: Wie man sich darin aufhält.
Crotalus: Wie man mit dem Geist damit umgeht.
Naja: Das Ende dieser Odyssee, wo man alles durchlebt hat. Dann dreht
es sich um.
Es fängt mit der Sünde an und endet mit einem neuen
Selbst.
Naja ist wie eine neue Geburt: Du fängst sündenfrei an. Und
dann muss du eine neue Sünde machen – und Vipera
kommt wieder!
Nachwirkungen
Teilnehmer 5
Nach der Verreibung war ich sehr müde, fuhr nach Hause, fiel ins
Bett und schlief durch bis zum nächsten Morgen. Nichts ging
mehr.
Traum: Ich bin in einer mir fremden Stadt, die aussieht wie in der
DDR und genieße es total, dass alles so befriedet und ruhig ist.
Es gibt keine Autos und keinerlei Werbung. Einfach nur die Häuser
und die Natur. Das ist sehr still und friedlich. (Dass auch keine
Menschen da sind, fällt mir während des Träumens nicht
auf.) Im Schlaf denke ich, was uns damit für eine Qualität
genommen ist, heute nur noch pausenlos befeuert zu werden. Tabula Rasa
wäre angenehm.
Quellenangaben
[1] |
Hans-Wulf von Uslar; Naja naja (Naja tripudans);
Homöopathische Einblicke Heft 62, Juni 2005; S. 21-28;
Verlag Medizinisches Forum, Berlin
|
[2] |
Ellen Böning; Naja gegen Maja oder Wahnidee, sein Kopf sei verletzt;
Homöopathische Einblicke, Heft 10, 1992; S. 5-18;
Verlag Medizinisches Forum, Berlin
|