Olaf Posdzechs C4-Pool] [Arzneimittel-Index]
last update: 2001-04-01

Scilla maritima – die sinnlose Aufgabe
Wörtliches Protokoll einer Verreibung 2000 in Berlin

Stoff: Scilla Maritima (Meerzwiebel), ein Stück des Fruchtfleisches
Prüfungs-Datum: 2000-09-23
Prüfungs-Status: blind (alle blind außer Teilnehmer 2)
Personen: 10 Personen = 7 Frauen + 3 Männer 
Autor: Olaf Posdzech
Datum: 2001-04-20
Textstatus: wörtliche Abschrift des Tonbands, vollständiges Protokoll

Abbildung 1: Position der Prüfer während der Verreibung

C2

Dialog vor der Verreibung

T7   Was ist denn das für eine schreckliche Tasse? (Zeigt auf eine Tasse, auf der eine Person abgebildet ist, die ohne Kopf durch die Gegend läuft.)
T1 Das ist wahrscheinlich Klaus Störtebecker. Der konnte seine Mannschaft retten, indem er dann nämlich ohne Kopf gelaufen ist. Die haben sich im Spalier aufgestellt. Sie haben gesagt, wenn du ohne Kopf an deinen Leuten vorbeiläufst, dann wird jeder nicht geköpft, an dem du noch vorbeiläufst. Dann ist der ohne Kopf aufgestanden und ist dann noch so zwanzig Meter gelaufen. Aber der Henker hat ihm dann, glaube ich, noch ein Bein gestellt, damit er nicht weiter laufen kann.

Teilnehmer 6

Abbildung 2: Ich werde ein kleines schwarzes Kerngebilde in meiner großen Hülle

Abbildung 3: Mein Bewusstsein geht in meinen Kopf und fliegt als Bewusstseinsblase davon

Teilnehmer 10

Teilnehmer 2

Teilnehmer 9

T2   Den Galgenhumor hatten wir jetzt auch mit der Tasse!

Teilnehmerin 8 (mit ganz sanfter Stimme)

T6   Dazu kann ich einen Nachtrag machen. Es fing begann bei mir ganz am Anfang an so. Da hatte ich auch ein Bild von einem jungen Fohlen in einem lichten Frühlingstag. Dieses Sanfte hatte ich auch, am Anfang .

Teilnehmerin 1 (mit ganz sanfter Stimme)

Teilnehmerin 7

T1   Ich hatte auch das Gefühl, wie wenn da ein Wesen anwesend ist! Also erst hatte ich nur die Kälte oder wie ein Hauch, als ob mich etwas berührt im Gesicht. 

Teilnehmerin 5

T2   Das sind ja wilde Bilder!
Vor allem hast du immer so die Kleider gesehen, also so schwarze Kleider und auch weiße Kleider?
T5 Nee, schwarz! Reifröcke.
T2 Am Anfang hattest du aber irgendwas weißes, nicht wahr?
T5 Die weißen Frauenhälse!
T2 Und da hattest du immer, dass die sich irgendwelche Halsketten umlegen.
T5 Am Anfang waren das so richtig schöne (ich weiß nicht, ob ihr das kennt, so alter Schmuck aus Onyx und kleinen Diamantsplittern. Das ist ein ganz dunkler Schmuck eigentlich. Dieses Onyx, dieses schwarze.) Und so auf einem weißen Dekolletee sieht das schon toll aus!
T4 Hälse mit Köpfen?
T5 Nein ohne! Ich habe immer nur die Hälse gesehen hier mit dem Schmuck.
T2 Die Köpfe sind weg hier. Die sind als Bewusstseinsblase woanders!
T6 Das mit den Ketten, das habe ich genau so erlebt, als würde ich hier so (macht ein abschnürendes Geräusch). Daran musste ich mich erinnern, als du das erzählt hast.
T5 Naja, das war nicht so abschnürend. Das war einfach, sich so eine Kette umlegen. So eine Bewegung. Ich habe immer wieder eine neue Kette gesehen. Aber ich hatte danach sofort einen Druck auf den Kehlkopf!
T10  Druck auf dem Kehlkopf spüre ich auch gerade, jetzt wo du das sagst.
T2 Das hatte ich in der C1-Verreibung.

Teilnehmerin 4

Teilnehmerin 3

T2   Jetzt war das europäische Fledermaustreffen in Spandau. Ich war mit Teilnehmerin 3 da, die hat mich darauf hingewiesen. Und da gab es auch Blindenschießen! (Fragendes Gelächter: Was ist denn das?) Da ist eine Schießscheibe, so dreißig Meter entfernt. Du kriegtest einen Kopfhörer auf und musstest nach dem Gehör schießen. (Ich habe das nicht gemacht, weil ich bin nicht so schießwütig). Aber es war wirklich witzig. Du musstest das so machen, ohne dass du siehst, musstest du blind schießen. Hinterher haben sie den Leuten diese Scheiben gegeben, die man so durchschießt! Die wollten dieses fledermaushafte damit darstellen, dass Fledermaus im Dunkeln nur nach dem Gehör fliegt.
T4 Diese Lichtempfindlichkeit hatte ich auch.
T1 Ich hatte am Anfang mal, plötzlich war alles schwarz und ich sehe nichts mehr. Ich hatte das Gefühl, es ist wie ein beschichtetes Glas und ich müsste das abkratzen, um dahinter gucken zu können. 
T2 Ist denn irgendwie ein roter Faden erkennbar?
T10 Doch! Es gibt schon Sachen, die sich durchziehen. Das mit der Spaltung, groß und klein. Hülle kam ganz oft vor. Dass ein Teil was macht, was dem anderen nichts gibt oder was falsch ist für den anderen Teil. Nicht inkarniert sein war ganz häufig! Meistens aus sicht von dem paradiesischen (ich habe es halt wieder mal aus der anderen Sicht gekriegt, dass was weggeht oder dass ich mich nicht damit wohl fühle.) Kopf und Körper getrennt.
T1 Für mich ist ganz stark dieses sich erholen oder loslassen von diesen Aktionen und Bewegungen, die man so macht! Also dass das eigentlich nicht das Wesen ist, sondern nicht echt, einfach nur anstrengend. Es ist mühsam, ein Gesicht zu haben.
T10 Falsche Rollen ausfüllen, das Thema war ganz häufig.
T2  Ich hatte nicht , dass sie falsch sind. Sie sind schon gesellschaftlich nötig.
T10  Dass sie nicht wirklich etwas mit einem selbst zu tun haben.
T2 (Zustimmend) Nee, genau!
T10  Arbeit
T1 Dass mir der Arm so weh tut, mir versagten fast die Muskeln! 
T3  Ich habe das schon seit Tagen, dass ich den Arm kaum noch benutzen kann!
T1 Das passt aber zu meiner Pausenstimmung total: Aufhören!

C3

T5: Ich verstehe überhaupt nichts von diesem Zeug! Es ödet mich total an!

Teilnehmerin 3

T2   Wir verreiben einen Lügenstoff. (Ironisch:) Der Stoff, aus dem die Lügen sind.
T1 Was war mit der Höhle?
T3 Das war wie eine Grotte, eine Höhle – und aus den Löchern kamen violette Blitze, wie Leuchtraketen. Das alles war innerhalb einer Höhle, und innerhalb der Höhle waren so kleine Grotten. Diese Farbe war wie Magnesium-Leuchtraketen, lila.

Teilnehmerin 5

T2   Toll!
T3 Haben wir Fernseher verreiben?
T2  Gute Idee! Die Bildschirmröhre. Es gibt doch auch Müllkippe und Kühlschrank (als homöopathische Mittel).
T1  Ich hatte den Gedanken jetzt in der C3! Wie Bildschirm ins.... Es war so dunkel alles und dann hatte ich auch wie violette Ringe, die immer entstanden sind. (Das würde passen.) Und dann hatte ich einen Hauch von Wirklichkeit dahinter gesehen,... wie durch einen Bildschirm war das.

Teilnehmer 9

Teilnehmerin 4

T2: Toll! (Lachen der anderen)

Teilnehmerin 7

Teilnehmer 10

T2: Toll!

Teilnehmerin 8

Abb. 4: Zeichnung von Teilnehmerin 8

Teilnehmer 6

Abbildung 5: Verschiedene Wesen durchdringen einander ohne die eigene Eigenart zu verlieren

Abbildung 6: Es gibt ihn in mehrfach projiziert in verschiedenen Wesensausdehnungen und er sieht sich als Zwerg im Mörser verreiben

T7   Das letzte Gefühl hatte ich auch. Wenn man nach innen schaut, wo ich so klein bin, ist ganz viel Freiheit und Raum und eigene Entscheidung. Und wenn man nach außen guckt – ist es eigentlich total begrenzt.

Teilnehmerin 1

Teilnehmer 2

T10   Aber das entspricht meinem Gefühl total, was du gerade erzähst!
T4  Das entspricht der Verpackungsnorm!
T1   Ich hatte das Gefühl, ich kann nicht. Ich habe überhaupt keine Kraft zum Reiben! Ich lasse hier einfach los und lasse was anderes reiben. Ich habe das aufgegeben.
T2 Oder dein Bild war toll: Du bist auf dem Siegertreppchen – aber wer ist denn das eigentlich?
Du hattest doch genau das Bild! Du bist da auf dem Siegertreppchen. Du bist da irgend jemand, aber du fragst dich selber, wer das ist...
T1 Damals habe ich mich das nicht gefragt! Aber jetzt. 
T2 Ja, jetzt fragst du dich das! Und jetzt wenn du dich so anguckst ist derjenige, der in der Jacke drin ist, das ist leer! Das passt wunderbar! Ich finde das toll! Bin total begeistert!
Ich finde es so irre, für was es alles einen Stoff gibt, oder für welches Thema! Was sich die Natur alles ausdenkt!
T6 (genervt) Aber das wir das heute verreiben müssen!
T2 (Lacht)
T5 Das hat sich Witold ausgedacht!
T2 Ja, wir müssen noch irgendwie diese Lebenszeit füllen mit was Leerem! Wir verreiben die Luftpoltertaschen! 
T5 Ein Luftballon.
T2  Luftballon wäre auch gut. Du hattest doch als Bild Luftballon?!
T7 Es kam als Bild, rosa Luftballon.

C4

Teilnehmer 2

Teilnehmer 10

 
T2   Ein völlig leeres Mittel! Spannend!
Das hätte ich von dem Mittel ehrlich gesagt nicht gedacht – also vom Stamm her, das ist nicht zu vermuten gewesen. Ich bin ganz überrascht.
T6 Wolltest du gerade (was sagen)?
T5 Ja ich wollte. Du kannst auch anfangen.
T10 Teilnehmer 6 schämt sich, weil er etwas hat!
T2 (lachend) Jeder schämt sich, der heute was hat!
T5 Ich habe eigentlich auch nichts. Aber es ist trotzdem interessant.
T2 (lachend) Ich habe auch nichts, aber es interessant! Das ist doch gut!
T6 Mach doch!
T5 Ja? Gut.

Teilnehmerin 5
















Abbildung 7: Eine leere weiße Weinwand. Es war wie: Nichts. Einfach gar nichts drauf, weiß.

T2  Toll! Schön!
T10 Zen!
T2   Ich vermute ja (also als Rückmeldung), dass in dem Augenblick, wenn man sagt, "Ich will da erlöst werden!" – dann fangen die körperlichen Beschwerden an!
T5 Ja, es schmiss mich immer...
T2 Weil dann nämlich die Einstellung ist, dann hast du die C4 nicht mehr erreicht! Sondern dann fällst du wieder heraus. Wenn du sagst, "Ich will was Sinnvolles machen", dann bist du ja wieder auf dem Trip, ich will irgendeine (wichtige) Rolle spielen. 
Du bist in der Bewertung wieder drin. Und ich habe das Gefühl, das Mittel zwingt uns in die Bewertungslosigkeit! Und deswegen auch nicht, dass wir sagen "Ich will da wieder raus!" – sonst fängt es wieder an, wie starke Schmerzen in den Armen und so, Drücken, oh, .. Das quält einen nicht wahr!
T5 Ja!
T2 Das ist ein tolles Mittel! Also das größte Anti-Ego Mittel, das ich kenne, weil das einen fertig macht! 
T6 Wie schön!
T2 Das macht einen mit der Leere fertig, ja!

Teilnehmerin 1

T10   Ja, dann warst du schon heute früh in der C4. (lachen)
T3   Die sind doch gar nicht schwarz! Die Fledermäuse? (ernst) Die sind doch beige, oder so... 
T2 Alle Frauen, die sich als Fledermaus verkleiden, ziehen sich schwarz an!
T2   Das würde ja dem entsprechen. Meinetwegen ein Greenpeaceler und ein Ölmulti-Konzernmensch könnten sich jetzt gar nicht begegnen, weil sie sich ja fern sein müssen! Aber wenn sie die Position inne haben, die in dem Mittel drin steckt, könnten sie das sehr wohl! Weil sie sich nicht mehr bewerten würden. Hauptsache, du machst es in Liebe, was du tust!
Da haben wir gar keine Chance mehr, irgendetwas negativ zu sehen. 

Teilnehmerin 3

Teilnehmerin 7

Teilnehmer 9

T2   Ja, der bezieht sich nicht mehr auf das Außen. 
T9 Aber es bleibt ein Maßstab da!
T2  Das ist das eigenartige, weil du erst nur nach Außen bist. Und dann hast du plötzlich einen Maßstab, der bezieht sich nicht mehr aufs außen. Ganz eigenartig. Das ist wie paradox. Du wirst nach außen nur noch Hülle, und plötzlich bist du ein einer Position, da kannst du die Bewertung zum Außen fallen lassen.
T9 Ja, weil dann etwas im Innen entsteht. Vielleicht ist das das Bild von der Fläche (also dem Kreis) in die Kugel zu kommen, weil dann hast du dann einen Raum, in dem du dich dann wieder bewegen kannst.

Teilnehmerin 8

Abbildung 7: Eine Art Wasserfontäne

  (eine Weile Schweigen)
T9   Bewertungen entstehen ja aus Gefühlen. Und wenn du durchs Wasser zurück gehst, also praktisch entgegen das Wasser, hinter das Wasser gehst, dann bist du jenseits der Gefühle. Und dann hast du‘s vielleicht
T2  Ja, stimmt, den Nullpunkt.

Teilnehmer 6

Abbildung 8: Es ist ein Umstülpungsprozess. Das Ich schaut von außen auf die nun leere Hülle.

T2   Toll! (Lachen der anderen) Die Meister sagen, beim Abwaschen mit viel Spüli, wenn die Seifenblasen platzen, kriegt man seine Erleuchtung! Das ist doch bekannt, oder nicht!
T1 Nicht, weil die Seifenblasen platzen, sondern weil man mit Liebe abwäscht!
T2 Ja! Genau! Und da hast du es mit den Seifenblasen zu tun. 
T9 Diese ganze Story, wie du es eben erzählt hast – wenn man jetzt sagen würde, dass die ein Ego erzählt, das erst mal gar nicht da ist, dann in der Mitte sich bildet und ganz groß wird... Wenn Du also stellvertretend für "Ego" erzählt hättest, und in der Erzählform wird das ganz schlüssig! Wenn das Ego völlig weggehen würde, inhaltslos.. und vorher ganz groß, schön, viel Freiraum! 
Das habe ich eben so bemerkt. Dann wird es ganz deutlich, dann wird es ganz richtig! Und zwar aus dem Blick des Egos, das stirbt, und damit überhaupt nichts anfangen kann. "Ich bin gar nicht mehr ich und nur noch außen", und "kenn mich gar nicht und nur noch sinnlos", wo es eigentlich stirbt! Oder wieder ganz klein ist wie es am Anfang mal, bevor es gewesen ist. Dann ist es ganz klar.
T6 (überrascht) Ja, total! Leuchtet mir völlig ein! 
Ich merke richtig, mein Körper, diese ganze Energie und so ... !! Ich habe das Gefühl, ich .. das ist unglaublich! Ich habe fast Angst davor! Es ist so, ich könnte ja jetzt wieder so (macht ein glucksendes Geräusch) zu machen – dann würde das wieder weg gehen. Das macht mir eher Angst, dieser Zustand! Weil die ganze Energie steigt so ... frei, ungebunden, ungebundenes Zirkulieren.
(Pause)
T2 So, was war es? Vorschläge?
T10 Spüli?
T9 Generell, meinst du, es ist damit abgeschlossen? Denn für mich, meine Verreibung wäre die Frage – wenn du das jetzt nicht so erzählt hättest, wäre es offen geblieben! 
Ich müsste nochmal weiter verreiben! Ist das für alle anderen abgeschlossen? Das wollte ich fragen, bevor wir das beantworten.
T7 Also vom Kopf her nicht, aber vom Empfinden her. Ich habe mich erst total hohl und auch schrecklich gefühlt und jetzt fühle ich mich eigentlich ganz anders. (Also, ich kann es nicht beschreiben, aber es ist jetzt nicht mehr so, als fühle ich mich so leer und gar nicht da. Aber auch nicht so voll und klar definiert.) Aber ich habe das Gefühl, jetzt ist irgendwas passiert.
T10 Also ich hatte in der C4 so einen Aspekt von Wiedergeburt in einem ganz komischen Erleben, was ich öfter hatte (jetzt auch im Nachhinein): Dass, wenn ich verschiedene Leute von euch angesehen habe, ich plötzlich das Gefühl habe, ihr habt ein völlig anderes Gesicht! (Also ihr guckt nicht nur anders, sondern ihr seht völlig anders aus, als vorher, als würde ich eine andere Person in euch plötzlich entdecken!) Das ist ein ganz seltsames Phänomen.
Das hat für mich aber auch so etwas von dieser Geschichte, die Teilnehmer 6 gerade erzählt hat, von dem Ego, was zerfällt und wo dann irgendwie etwas Neues zum Vorschein kommt. 
(Pause)
Also einen Sinn habe ich nicht gefunden. Aber mir geht es langsam wieder besser.
T2 Ich denke, die Runde war jetzt gut! Das hat Erleichterung gebracht, weil es alles ein bisschen klarer ist.
T6 Die tut mir auch gut.
T10 Ich bin sicher, dass es nichts Lebendiges war. Also keine Pflanze und kein Tier.
T2  Doch! Es war eine Pflanze.
T6 Ich habe zum Schluss auch das Gefühl bekommen, dass es eine Pflanze war. 
T2 Es war tatsächlich ein ganz natürlicher Stoff. Keine Spülmaschine. 
T6 Ich dachte am Anfang an Zink. Aber... Wegen dieser Umhüllung und so, weil das hatte ich bei meiner Zink-Verreibung. 
T2 Aber da wäre es eher heftiger hier zugegangen! Die Stimmung war dafür zu ruhig für Zink.
T1 Die war überhaupt erstaunlich ruhig!
T2  Sehr ruhig! Also für ein Metall war es zu ruhig.
T9 Klein, unscheinbar, unbedeutend? Was gibt es denn da? Etwas, das man übersieht wahrscheinlich?
T2 Komischer Weise gar nicht! 
T6 Ist es denn ein Mittel, das in der Homöopathie schon bekannt ist?
T2 Ja.
Erste Postille, erster Text. Womit hat sie angefangen?
T9 Zwiebel?
T2 Richtig, Zwiebel! Gut! Und das ist hier eine ganz besondere Zwiebel, eine Riesenzwiebel! Kennt ihr die Scilla maritima, die Meerzwiebel? Ein Liliengewächs aus dem Mittelmeerraum. So wie Scilla und Charybdis.
T6 Da muss er zwischen seinem Ego und irgendwas durchfahren! 
T5 Was ist die "Charybdis"?
T2 Das wird dann wohl noch eine andere Pflanze sein.
T6 Skarabäus oder sowas.
T9 Das habe ich jetzt inhaltlich nicht mitbekommen. Zwischen der Pflanze und – was war das andere? Wo muss der Skarabäus zwischen gepackt werden? (Lachen der anderen über das Missverständnis.)
T2 Nein, nein! Das bezieht sich auf die Odyssee. Da gibt es eine Etappe, da muss er zwischen Scilla und Charybdis hindurchfahren. Das sind zwei Ungeheuer, wo er dann auch seine Leute verliert. Er bleibt dann alleine übrig, als einziger überlebt er das, hält sich da an einer Planke fest und die treibt ihn ans nächste Ufer, wo er seine nächsten Abenteuer besteht.
Jedenfalls wird Scilla als Herzmittel gesehen. Es ist eine sehr sehr giftige Pflanze! Im Apotheker-Garten im Botanischen Garten ist ein Schild dran, sie ist ganz giftig! Die wächst an der Küste, da guckt immer nur ein kurzes Stück da raus, ist aber eine Riesenzwiebel tief drin.
T7 Nicht hohl?
T2 Nee. Aber das interessante ist ja: bei der Zwiebel kommt es ja nur auf die Schale an, und nicht auf den Kern. Nur Schale, nur Hülle! Ihr könnt euch die ansehen im Botanischen Garten. Die gibt es dort an zwei Stellen, unter anderem im Apothekenteil bei den Herzmitteln.
T5 Was hat dich zu der gezogen?
T10 (Ironisch:) Weil es so ein großes Mittel ist!
T2 Mich hat es eigentlich da hin gezogen, weil ich dachte, ich möchte jetzt eigentlich gern Mittel machen, die etwas mit dem Thema Herz zu tun haben. Wie Digitalis und so. Ich wollte einfach wissen, wenn das jetzt für Herzkrankheiten ist, was will uns das Herz oder was will uns eine Kraft, die auf das Herz wirkt, eigentlich sagen?
T5 Ich hatte den lila Amethyst in Herzform gesehen!
T3 Vielleicht blühen die Zwiebeln Amethyst-farben, lila?
T2 Wir kennen das Blausternchen, die heißen auch Scilla. Die sind aber nur kleine Zwiebeln. Die wachsen wild auf dem Rasen.
Ich hatte ja mit Teilnehmer 6 die Lilie verrieben und da dachte ich, die Liliengewächse, die haben was Brutales. Wo wir immer so eine Hülle leben müssen, was Äußerliches. Und die gewaltigste Zwiebel ist halt dies Meerzwiebel. Das ist die größte Zwiebel, die ich kenne. Da dachte ich, wenn sie etwas mit dem Herzen zu tun hat, dann ist das interessant. Und wenn sie Meerzwiebel heißt, dann muss es etwas mit der Hülle zu tun haben. Aber ich wusste nicht... Meine Fährte wäre gewesen, man muss irgendwo die Hülle leben, und die füllt einen total aus. Diese Leere habe ich überhaupt nicht erwartet! Das ist ja genau das Gegenteil.
T6 Das ist irre. Ich komme gerade von einem enlightment, wo es gerade darum geht, das Ego aufzulösen. Da gibt es eine Geschichte, die man dann immer erzählt, dass man im Prinzip so arbeitet, wie wenn man eine Zwiebel hat. Man sucht ja immer sozusagen den Wesenskern. Dann schält man die äußerste Schicht. Dann schält man die nächste Schicht. Und zum Schluss ... ist nichts mehr da! Und das ist dann der Moment.
Das ist immer so die Anekdote dazu.
T2 Ja, und genau das ist die Verreibung! 
T6 Und was hast du da genommen?
T2 Ja, ein Stück von der äußeren Hülle, den ersten Zwiebelring, der saftig ist.

Die häufige Erwähnung von Edelsteinen in dieser Verreibung hat sicher auch einen Hintergrund darin, dass zwei der anwesenden Personen zu dieser Zeit mit dem Plan an die Öffentlichkeit und an die Gruppe traten, demnächst Edelsteine verreiben zu wollen.

Olaf Posdzech
März 2001

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