Synthetisches Arzneimittelbild des Sepia-Mannes
DD:
weich: berb, carc, gels, hyos, puls, nat-m, nat-sulf, nat-phos,
phos-ac, staph
hart: lyc, nux-v, plat, verat-alb
Essenz
- Ablehnung der Wurzeln im eigenen Geschlecht
- Grundgefühl: ich bin Scheiße, weniger wert (vor allem das
andere Geschlecht denke dies); man habe keine Chance auf Liebe/Anerkennung
weil man ein Mann/(eine Frau) sei → dadurch oft Kompensation, will lieber
weiblich/eine Frau sein, Verneinung männlicher Eigenschaften
-
Ätiologie
- Nichtachtung des Vaters durch die Mutter
- Verletzungen durch Männer
Erscheinung
- (weiche Männer, Softies) mit einem Reaktionsmuster von
Härte und reflexartiger Selbstverteidigung,
Waschlappen
(Morrison)
- überkreuzt die Beine (Schutzgeste; steht systemisch nur auf
einem Bein)
- trägt eher weiche Kleidung
- blitzender Blick (das kann erotisch herausfordernd wirken)
Gemüt
-
Ablehnung der eigenen und fremden Männlichkeit
- Ablehnung des eigenen Vaters
- Abneigung gegen männliches Gebaren
- Abneigung gegen eigene männlichen Körpermerkmale (z.B.
Behaarung)
- Abneigung gegen männliche Rollenanforderungen (Versorger,
Oberhaupt sein)
- Wunsch, eine Frau zu sein oder in Frauenrolle zu leben
- fühlt sich nicht gewürdigt
- Abneigung gegen Sepia-Frauen bis zum Hass (er fühlt sich durch
sie direkt angegriffen und ihm begegnet in ihr der Mann in der
Frau)
- Hochmut: die anderen wollen mich noch mehr erniedrigen, diese
Blöße gebe ich mir vor ihnen nicht
- scheinbare Arroganz: wirkt stark und schweigt
(innerlich erlebt er sich
dabei aber ängstlich und schwach, er schweigt aus Unsicherheit)
-
tut Dinge gegen seinen Willen, lässt sich auf faule Kompromisse
ein
- paradoxes Symptom: heftige verbale Attacken ABER
defensives Handeln
- erträgt keinen Stress (weil er schon völlig
überlastet ist und nicht sehr belastungsfähig)
- nörgelt, stichelt, klagt und bemitleidet sich selbst
-
verbales Giftspritzen
- sarkastische schneidende Bemerkungen, oft gefolgt von Reue; der
Patient besitzt eine feine Intuition für die Schwächen
anderer (Morrison)
- Angriff und sofortiger Rückzug, bleibt nicht in der
Auseinandersetzung, bricht Streit vom Zaun und verschwindet
- der Angriff erfolgt so schnell, dass er sich selbst verwundert
beim Sprechen zuhört (die Reue wird aber verdrängt)
-
schlaffe Konstitution
- braucht unbedingt seine Pausen (Mittagsschlaf); erträgt
keinen Stress/ Druck
- drückt sich vor der Auseinandersetzung,
Fluchtreaktionen; Träume von sich verstecken
- Vermeidungshandlungen, tut lieber eine andere Arbeit als die
aufgetragene
- reizbar
- früh vernünftig und erwachsen (erfüllt
Erwartungen)
-
möchte sich selbst ausdrücken
- tanz gern, möchte etwas Kreatives tun, liebt Gewitter
- starke Sexualität, aber voller Angst und Misstrauen
dass sie angenommen wird und gelebt werden kann
- fühlt sich emotional und körperlich unwohl in seiner eigenen Haut,
ohne dass er einen Grund oder Auslöser dafür angeben könne
-
Ängste
- Angst vor Flamenco-Tänzerinnen (sie wollten ihm mit den
Kastagnetten die Hoden abbeißen = Wahnidee, immer auf der
Abschussliste zu stehen)
- vor Ablehnung der eigenen sexuellen Bedürfnisse
- vor Auseinandersetzungen mit scharfzüngigen Sepia-Frauen
- vor Konkurrenzsituationen mit
richtigen
Männern
Körper
- fühlt sich nicht wohl in seiner Haut, ungemütliches
Körpergefühl, nicht eins mit sich selbst
- überempfindlich gegen äußere Reize, besonders
Geräusche und Musik
- bewegt sich wie ein Tintenfisch, zum Beispiel beim Tanzen,
fließende Bewegungen
- schlaffes Bindegewebe
- Glatze (Smits)
- unadäquate Abwehrreaktionen der Haut:
- Hautprobleme, Ekzeme, Kopfschuppen (sich seiner Haut wehren,
abgrenzen)
- Akne, Asthma
- Niednägel, brüchige Nägel, weiße Flecken
- Jucken der Genitalien
- Wurmerkrankungen (wehrt sich nicht)
- Verlangen: Schokolade (Liebesersatz)
Heilungsphasen
1. Schlaffe Phase (Vollbild des Krankheitszustandes)
- Ihm fehlt das innere Skelett (das Eingebundensein in die Kraft der
Männer), er fühlt sich deshalb Auseinandersetzungen nicht
gewachsen und ständig angegriffen.
- Lebt in fremdbestimmten Rhythmus und ist deswegen ständig
überfordert, kann nicht über seine eigenen Grenzen
verfügen.
- Tut Dinge in vorauseilender Verantwortung gegen seinen Willen,
bemerkt dies jedoch erst hinterher.
- Stiller Ärger darüber, schimpft vor anderen aber stellt
sich nicht der direkten Auseinandersetzung, Rachephantasien.
Therapeutische Begleitung:
- Braucht einen geschützten Raum, um sich auszudrücken und
muss Vertrauen und Verständnis spüren; nicht seine Grenzen
überschreiten (er flüchtet sonst und kommt nicht mehr
wieder)
- Die eigenen Gefühle/den eigenen Rhythmus wahrnehmen; sich
selbst kennen lernen
- Erlebnisse schaffen, in denen er sich als Mann positiv fühlen
kann: Familienaufstellungen
2. Überschießende Abgrenzung (Beginn der Heilung)
- Grenzt sich vorbeugend mit großer Härte von allem ab,
was nicht zu ihm zu passen scheint; schießt jedem mit verbalen
Attacken vor den Bug; lässt sich auf nichts und niemand mehr
ein.
- Diese Phase ist nötig, um erst einmal den eigenen Raum
abzustecken, aber Sepia ist in diesem Zustand kaum
beziehungsfähig!
- Viele Patienten bleiben in dieser Heilungsphase stecken!
Therapeutische Begleitung:
- Welche Wirkung hat sein Verhalten auf andere, welche Gefühle
erzeugt er in ihnen?
- Kritische Reflexion seines alten Frauen- und Männerbildes, den
Blick schärfen für Beziehungen zwischen Mann und Frau, die
lustvoll und gut gelingen
- Üben und erarbeiten von anderen Formen der Abgrenzung, die
auch den anderen in seiner Würde belassen
- Erkennen der alten automatisch ablaufenden Verteidigungsmuster
- Ätiologie klären und ins Bewusstsein heben
- Wie kann ich mein Leben einrichten, damit ich mich wohl fühle,
woran erkenne ich, ob ich mich wohl fühle oder ob es nicht stimmt;
Klarheit erwerben und ausdrücken
3. Heilung, Integration
- Fähig, rechtzeitig seine eigenen Gefühle
wahrzunehmen und zu signalisieren, große Klarheit vor sich und
anderen; keine faulen Kompromisse bei denen ungute Gefühle
bleiben
- Reflektierte Abgrenzung statt reflexartiger Abwehrangriffe
- Muss sich nicht mehr in jede Grundsatzdiskussion über Frauen
und Männer hineinziehen lassen – stilles inneres Wissen,
dass die Dinge anders sind und Verständnis für Menschen, die
in ihrem eigenen Film
sind
- Großes Gespür für Grenzen und Grenzverletzung
- Großes Gespür dafür, wenn andere unter Druck
geraten – deshalb große Rücksicht und Verständnis, wenn
er von anderen eine Entscheidung erwart, ihnen den nötigen Raum
zur Entscheidung zu lassen
- Akzeptanz und Liebe seiner Männer-Rolle; in sich selbst zu
Hause – dadurch toleranter und in sich ruhend; nun kann er auch wieder
Dinge für andere tun die ihm nicht ganz entsprechen, ohne sich
entwürdigt fühlen zu müssen
- In Kontakt und Liebe zu seiner inneren Quelle als Mann. Ein
erlöster Sepia-Mann setzt sich für das Selbst sein
dürfen der Frauen ein, und eine erlöste Sepia Frau für das Selbst
sein dürfen des Mannes.
- Güte
Olaf Posdzech, September 1999, 2006