Olaf Posdzechs C4-Pool] [Arzneimittel-Index]
last update: 1999-11-02

Societas – vom Sinn und Unsinn einer Gemeinschaft

Inhalt

Einleitung
C2  – Die ersten Gefühle in der Gemeinschaft und die Erwartungen an sie
C3  – Der Rückwurf aufs Individuelle
C4  – Vereinzelung und neue Orientierung, erste C4-Texte
C5  – Ausschnitte, C4-Text Teil 2
 

Stoff: gesammelte Haare von ca. 30 Mitgliedern eines Teams (3-jähriger Ausbildungskurs an der SHS Berlin)
2 Personen aus der Ursprungsgruppe wollten ihre Haare nicht dabei haben
Prüfungs-Datum: Sonntag, 25. Oktober 1998
Prüfungs-Status: unblind, aber es war kein Arzneimittelbild bekannt
Personen: 13 Personen = 9 W + 4 M
Autor: Olaf Posdzech
Datum: 25.11.1998, 2.11.1999
Textstatus: unvollständiges Protokoll, Teilnehmer 5, 9, 11 und 12 wörtlich

Einleitung

Diese Verreibung war ein Experiment, gegen dessen Durchführung ich mich lange Zeit gewehrt habe. Einige Mitglieder meines dreijährigen Ausbildungskurses in Homöopathie hatten die absurde Idee, zum Abschluss dieser Zeit uns selbst – den Ausbildungskurs – als homöopathisches Mittel herzustellen.
Ich hielt das für vollständigen Blödsinn und zugleich für eine Anmaßung: Was glaubt ihr denn, wer ihr seid, dass ihr Euch als Heilmittel für die Welt herstellen wollt? Außerdem war ich überzeugt, dass ein solches Stoffgemisch keine Botschaft in sich tragen könne. Ich stellte mir vor, man schaut aus einem Kirchturm auf einen Marktplatz, auf dem 30 Menschen gleichzeitig ihre Lebensgeschichte erzählen. Was soll davon anderes beim Zuhörer ankommen, als ein akustisches Rauschen?

Zähneknirschend und mehr aus Pflichtgefühl (ich war der einzige routinierte Verreiber aus diesem Kurs) übernahm ich dann die Regie für diese Veranstaltung. Es hat mich sehr verblüfft, als sich im Laufe der Verreibung ein eigenes Arzneimittelwesen zeigte und zu uns sprach. Dieses Wesen bezeichnete sich mehreren Teilnehmern gegenüber als das Wesen von "Gemeinschaft". Wir waren also dabei, das Thema der "Gemeinschaft" zu einer höheren Potenzierungsstufe zu treiben.
Das Arzneimittelwesen begann zu uns in Bildern, Gefühlen und Texten zu sprechen. Das ging sogar soweit, das zwei Mitglieder (wie so oft nebeneinander sitzend) getrennt voneinander C4-Texte bekamen. In einem Fall wurde dieser Text von erklärenden Symbolkörpern begleitet. Das Gefühl der 13 an der Verreibung teilnehmenden Personen dazu war, das hier tatsächlich etwas formuliert wurde, was auch sie als Prozess während der Verreibung erlebt hatten.

Damit scheint uns eine höhere Perspektive von Gemeinschaft beschrieben, die für einige von uns "harter Toback" war, eine unangenehme Wahrheit. Die eigene Erwartungshaltung vieler Mitglieder entsprach nämlich viel eher dem, was diese Texte als C2-Perspektive von "Gemeinschaft" bezeichnen. Dieses Gefühl der Harmonie und die Illusion dieser Bezogenheit geht aber in der C4 gänzlich verloren und wird ersetzt durch die Bezeichnung "Verwobensein". Verwobensein drückt aber keine wesensmäßige Gemeinschaft aus, sondern nur äußere Umstände, eine bloße Form. Wirkliche Bezugnahme entsteht nur in der Begegnung zu einem Einzelnen.
Eine C4-Gemeinschaft wäre also die Selbsteinbindung zu anderen Wesenheiten (Personen, Tieren, Institutionen, Gedanken ...), auf die man sich bewusst in Beziehung setzt – das schließt Freude und Schmerz gleichermaßen ein. Es geht darum, sich bewusst in Beziehung zu setzen zu dem, was ist. (Das könnte natürlich auch eine formale Gemeinschaft sein, die aber ohne die innere Bezugnahme nur ein Verwobensein bleibt.)
Der Begriff der Idylle und Harmonie im Zusammenhag mit Gemeinschaft ist ein Ignatia-Konzept, das den Schmerz durch wirkliche Begegnung verleugnen will. (Während der Verreibung fand im Nachbarraum eine Lehrveranstaltung über Ignatia statt.)

Eine etwas sarkastische Formel fasst das Ergebnis unserer Verreibung mit folgenden Worten zusammen:
"Wir haben Kurs 13 verrieben, und es ist nichts von ihm übrig geblieben."

           aktiver Täter
               12 13w
             ---------
         w11|         |1w
   Beob-  10|         |2w  passiver
   achter  9|         |3w  Täter
          w8|         |4w
             ---------
            7w 6   5w
              Opfer

   w = weibliche Verreiber

Abb. 1: Sitzordnung der Prüfer während der Verreibung

Die Rollenbezeichnungen in der Skizze stammen aus Beobachtungen anderer Verreibungen im selben Raum.


C2 (Ausschnitte)

Die ersten Gefühle in der Gemeinschaft und die Erwartungen an sie

gemeinsame Themen:

Teilnehmerin 1

Teilnehmerin 2

Teilnehmerin 3

Teilnehmerin 4

Teilnehmerin 5

Teilnehmer 6

Teilnehmerin 7

Teilnehmerin 8

Teilnehmer 9

Teilnehmer 10

Teilnehmerin 11

Teilnehmer 12

C3 (Ausschnitte)

Der Rückwurf aufs Individuelle

Von dem Harmoniegefühl der C2 war in dieser zweiten Stunde plötzlich nichts mehr zu spüren. Statt dessen entstand die Erkenntnis von Einsamkeit.
In der C3 wurden viele Teilnehmer ganz überraschend mit einem ganz persönlichen Problem, mit einem ganz persönlichen Thema konfrontiert, das sie die drei Jahre über gut verdrängt hatten.
Es entstand der Eindruck, dass uns die C3 zeigen wollte, dass wir die Gemeinschaft nur als etwas missbraucht hatten, was unsere Gefühle besänftigen und von unseren wahren Themen ablenken sollte.

Themen der C3:

Teilnehmerin 1 (sich einlassen, innere Härte)

Teilnehmerin 2 (gut gelaunt sein)

Teilnehmerin 3

Teilnehmerin 4 (zu erdig)

Teilnehmerin 5 (Sexualität, Einsamkeit, Suche nach Halt von außen)

Teilnehmer 6 (anonyme Sexualität)

Teilnehmerin 7

Teilnehmerin 8

Teilnehmer 9

Teilnehmer 10

Teilnehmerin 11 (das Thema der Aggression von außen und die innere Aggression)

Teilnehmer 12 (erster Dialog mit dem Arzneimittelwesen)

Teilnehmerin 13 (c2) (die verdrängte Heimat)

Kommentar: Obwohl diese Aussagen von t12 aus der C2 stammen, wurden sie hier eingeordnet, da sie die C3 schon vorwegnahmen. Die Teilnehmerin hatte einen guten Zugang zum Stoff und bekam in der folgenden Stunde einen C4-Text.

Teilnehmerin 13 (t13 c3)

C4 (Ausschnitte)

Vereinzelung und neue Orientierung

Für die meisten Teilnehmer setzte sich die Stimmung und die Themen aus der C3 fort. Nach einer Anerkenntnis der eigenen Vereinzelung ging es nun darum, sich mit dieser schmerzhaften Wahrheit neu zu orientieren.

Themen

Teilnehmerin 1

Teilnehmerin 2

Teilnehmerin 3

Teilnehmerin 4

Teilnehmerin 5 (Selbstbestrafung)

Teilnehmerin 7 (verdrängte Aggression meldet sich)

Teilnehmerin 8

Teilnehmer 9

Teilnehmer 10

Teilnehmerin 11

C4-Texte vom Arzneimittelwesen

Teilnehmer 12

Teilnehmerin 13

"Das Prinzip welches hier kommt, ist das Prinzip der Gemeinschaft. Es spielt keine Rolle, dass wir Haare genommen haben. Wir hätten dafür genauso gut Fingernägel verrühren können.

"Gemeinschaft" erscheint zuerst auf der spezifischen Ebene unserer Klasse. Hier aber geht es um Gemeinschaft als Prinzip. ...

C2, C3 und C4 zeigen, welche Erscheinungen von Gemeinschaft es gibt, wie sie trotz Umstrukturierung bleibt.
 

Abb. 1 (2K)
Auf der C2 ist "Gemeinschaft" ein Gefühl von : ich fühle mich verbunden. 

(Dazu folgt ein Symbol von als Rechteck angeordneten Punkten, deren Außenverbindungen als ausgeklammerte Linien dargestellt sind. Abb. 1)

Abb. 2 (2k)
In der C3 erhebt man sich über die Gefühlsebene und merkt, dass die man die Verbundenheit nicht mehr spürt. Man sagt: man ist allein (obwohl ich weiß, dass äußere Umstände mich mit den anderen verbinden). Die Struktur geht erst kaputt, und ich empfinde mich jetzt als draußen. Die Ordnung wird hier zerstört, man empfindet es chaotisch. (Symbol: der obere Punkt zieht sich aus dem Sechseck hinaus. Abb. 2a) 

Auf alle bezogen sieht diese Perspektive so aus: (es erscheint Abb. 2b: die sechs Punkte sind jetzt jeweils nur durch einen Pfeil auf ihr Gegenüber bezogen). .. 

Dabei gibt es einen Mittelpunkt, der hier alle verbindet, die Zentripedalkraft: "Ich bin allein. Es gibt keine Gemeinschaft." Struktur wird nicht wahrgenommen, wenn man sich in ihr befindet."

Gemeinschaft auf C4-Ebene ist sich einbinden in eine höhere Ordnung. Der eigenen Platz ist das Eingebundensein des Individuums in der Welt. (Symbol in Abb. 3: ein Punkt, auf den sechs Pfeile stoßen) 

Es geht also um Heimat. 
C2: die Heimat, wo man (im Gefühl) eingebunden ist
C3: (geistige) Suche nach Heimat, heimatlos, Suche, Wanderschaft
C4: der Platz, den man findet

C5 (Ausschnitte)

Teilnehmerin 5

Teilnehmerin 7

Teilnehmerin 8

Teilnehmer 9

C4-Text (Teil 2)

Teilnehmer 12

Teilnehmerin 13

Teilnehmerin 13 hat nichts mehr aufgeschrieben, sondern in ihr Heft Portraits einzelner Teilnehmer als Tiere gemalt.

Olaf Posdzech
2.12.1999

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