Über die Rockoper
Doch die Glut bleibt (1980)

Das gesamte Werk entstand ohne die Mithilfe von Erwachsenen. Der Librettist war 18 Jahre alt, der Komponist 17 Jahre. Doch die Glut bleibt ist die einzige Rockoper der DDR, die von Schülern geschrieben und von Schülern aufgeführt wurde.

Die Autoren der Rockoper
Die Autoren der Rockoper
Im Jahr 1979 schrieb Frank ein Libretto für ein Musikstück, das die Okkupation des aztekischen Mexikos durch den spanischen Seefahrer Cortés zum Inhalt hatte. Frank war damals Schüler der 12. Klasse des Ostseegymnasiums in Rostock.
Ursprünglich sollte der Musiklehrer Herr Winkler die Musik zu diesem recht umfangreichen Werk schreiben. Doch dann fragte eines Tages Olaf aus der 11. Klasse, ob er nicht eines der Lieder vertonen könne. Herr Winkler übergab ihm schließlich das ganze Stück.

Eines Tages fragte mich Herr Winkler, ob ich nicht das ganze Werk vertonen wolle. Das war natürlich eine Ehre. Andererseits traute ich mir sowas gar nicht zu. In Wirklichkeit sagte ich aus Angst zu. Einige Monate vorher hatte nämlich eine Deutschlehrerin versucht, mich von der Schule werfen zu lassen, weil ich ein Gedicht von Volker Braun gut fand, das ihr nicht gefiel. Das schlug ziemliche Wogen. (Das Gedicht stand sogar im Lehrbuch.) Aus Angst, noch einmal anzuecken, nahm ich die Aufgabe an.
Im Dezember 1979 saß ich zuerst tatsächlich weinend am Klavier und schrieb die ersten Takte. Ich wußte nicht, wie ich das komplette Werk in so wenigen Monaten bewältigen sollte. Aber dann kam ich immer schneller vorwärts, und manche Melodien gingen uns gar nicht mehr aus dem Kopf.
Die zwei Jahre Schüleroper wurden zum schönsten Erlebnis meiner Jugendzeit. Der Zusammenhalt in der Gruppe war toll! Gemeinsam mit 40 Leuten haben wir etwas Grandioses auf die Beine gestellt.
(Olaf, 2006)

Bandprobe 1980 Chor 1980
Während der Musikproben
Relativ schnell fanden sich viele Schüler, die im Chor, als Schauspieler oder Techniker mitmachen wollten. Die Arbeit wurde aufgeteilt, so dass die Einstudierung der Schauspielszenen und der Musik in getrennten Gruppen erfolgte.

Die technische Ausrüstung war schwierig. Musikinstrumente waren nicht vorhanden. Die Orgel der Schule musste nach jeder Probe wieder für den Unterricht zurück gebracht werden – teilweise trugen wir sie zu Fuß von der Schülergaststätte am anderen Ende Evershagens bis zur Schule! Auch Scheinwerfer waren nicht vorhanden.
Finanzielle Mittel erhielten wir nicht. Wahrscheinlich konnte sich keiner vorstellen, dass die Schüler innerhalb eines halben Jahres tatsächlich dieses Projekt zum Laufen bringen.

Gerade das schweißte uns zusammen! Wir wollten es allen beweisen – und wir schafften es tatsächlich. Die Rockoper führten wir kurz vor den Sommerferien drei Mal auf.

Spielszene 1980
Im zweiten Teil spielte der Chor eine aztekische Marktszene.
Das Stück war ungewöhnlich aufgebaut. Vier Sprecher trugen den historischen Ablauf vor. Der Chor sang nicht nur, sondern er trat auch kommentierend auf.
Es gab drei größere Spielszenen. Dazu kamen etliche Musikstücke, die teilweise sogar ziemlich lang waren. (Immerhin liefen damals auch im Radio noch 20-minütige Rockmusik-Stücke.)

 

Spielszene 1980
Cortés empfängt Moctezuma

Der myhologische Hintergrund der Geschichte ist ganz spannend. Es gab im aztekischen nämlich eine Sage, nach der der Gott Quetzalcoatl (Gefiederte Schlange) eines Tages zurückkehren würde, um die bösen Könige zu bestrafen. Dieser Gott besaß der Sage nach eine weiße Haut und er trug einen Bart – ebenso wie Cortés. Daher hielten die Azteken den anlandenden Cortés anfangs tatsächlich für ihren zurückkehrenden Gott, und sie brachten ihm Goldgeschenke.

 

Applaus
Nach der Aufführung 1981
Nach den ersten drei Aufführungen im Sommer des Jahres 1980 war die Begeisterung groß. Wir beschlossen, das Werk noch einmal im nächsten Jahr aufzuführen. Einige Mitschüler wollten unbedingt mitmachen, die das Stück gesehen hatten.
Mit den 12. Klassen verließen uns auch einige Schauspieler und Musiker. Deshalb lief unsere zweite Spielzeit auf eine Neuinszenierung hinaus. Auch die Musik musste mit neuen Musikern wieder neu einstudiert werden. Alles in allem waren wir in jedem Jahr etwa 40 Mitwirkende.

 

Was wurde aus den Autoren?

Frank blieb dem Schreiben treu. Er ist heute erfolgreicher Krimi-Autor und verfasste auch einige Sachbücher.

Olaf studierte zunächst Elektronik. Heute arbeitet er als Heilpraktiker in Erfurt.